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Verkehrskonzepte: Metropolen setzen auf Erweiterung und Revitalisierung von Stadtbahnlinien

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 27. Jan. 2022
  • Neue S-Bahn-Linie verbindet Stuttgarter Innenstadt mit Flughafen
  • Autobahnquerung mit Carbonanteil umgesetzt
  • Historische Berliner Siemensbahn wird reaktiviert und ausgebaut

Mehrinvestitionen in Schiene fördert Stadtbahnausbau in Ballungszentren

Bundesweit werden die öffentlichen Investitionen in das Schienenverkehrsnetz ausgeweitet (wir berichteten, siehe Quellen und Verweise). Naturgemäß bietet sich der verstärkte Einsatz von Regional- und Stadtbahnen in Ballungszentren mit dichter Bebauung und hohem Verkehrsaufkommen an.
Netzwerkbogenbrücke
Bei der integralen Netzwerkbogenbrücke über die Autobahn 8 wurden erstmals Zugelemente aus Carbonfasern verbaut. Foto: Sweco GmbH

Ein aktuelles Beispiel findet sich in der Landeshauptstadt Baden-Württembergs. Im Rahmen des Schienennetzausbaus verlängerte die Stuttgarter Straßenbahnen AG (SSB) die Stadtbahnlinie U6 über die bisherige Endhaltestelle Fasanenhof Schelmenwasen hinaus.

Die Linie führt nun dank einer neu gebauten Stadtbahnbrücke über die Autobahn 8 und entlang der Bundesstraße 27 zum Flughafen und zum Messegelände. Die Fahrt von der Stuttgarter Innenstadt bis zum Flughafen dauert etwa 30 Minuten.

Erste Netzwerkbogenbrücke mit Carbonfasern

Zur Einweihung im Dezember 2021 blieb nicht unerwähnt, dass der Abschluss der Baumaßnahme eine Entlastung für weitere Großprojekte innerhalb Stuttgarts darstellt. "Vor allem, wenn es bei der weiteren Realisierung von Stuttgart 21 durch Bauarbeiten am Flughafen zu Einschränkungen bei der S-Bahn kommt, ist die U6 unverzichtbar für die Erreichbarkeit des Flughafens mit öffentlichen Verkehrsmitteln", sagte der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann.

Ingenieure von Sweco an Bahnprojekten in Stuttgart und Berlin beteiligt

Realisiert wurde die neue U-Bahn-Brücke durch eine Arbeitsgemeinschaft der Sweco GmbH mit der Baugesellschaft Adam Hörnig und dem österreichischen Stahlbauunternehmen MCE. Beteiligt war zudem die Ingenieurgesellschaft Schüßler-Plan. Der Entwurf stammt vom Stuttgarter Architekturbüro Schlaich Bergermann Partner.

Neuer Berliner Stadtteil mit 10.000 Wohnungen entsteht

Die von 1927 bis 1929 erbaute S-Bahnstrecke verläuft über 4,5 Kilometer von Jungfernheide im Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf bis nach Gartenfeld im Bezirk Spandau. Seit dem Eisenbahnerstreik im Jahr 1980 ist die Bahnstrecke nicht mehr in Betrieb.

Siemensbahn
Wo heute noch die Natur das Sagen hat, soll bis Ende 2029 eine alte S-Bahnlinie aus den 1920er Jahren reaktiviert werden und den neuen Berliner Stadtteil Siemensstadt² erschließen. Foto: Sweco GmbH

In den nächsten Jahren soll der Innovations- und Wissenschaftscampus "Siemensstadt²" im Spandauer Ortsteil Siemensstadt mit rund 10.000 neuen Wohnungen entstehen. Vor diesem Hintergrund will man die historische S-Bahnstrecke reaktivieren, um das neue Stadtviertel zu erschließen und schnelle Anschlüsse an den Hauptbahnhof und den Berliner Flughafen zu ermöglichen.

Für das umfangreiche Projekt sind vielfältige Planungsleistungen erforderlich. Die Gleisanlagen und der Oberbau müssen vollständig erneuert werden. Für die bestehenden Bahndämme ist eine Erneuerung oder Ertüchtigung geplant.

Brückenneubau und dreigleisiger Streckenausbau bis 2029 geplant

Gleiches gilt für Ingenieurbauwerke wie Eisenbahnüberführungen, Viadukte oder Stützbauwerke. Über die Spree muss eine rund 70 Meter lange Brücke neu gebaut werden. Im Bahnhof Jungfernheide ist ein drittes S-Bahn-Gleis geplant, das mit einer dritten Bahnsteigkante einschließlich Überdachung und Zugängen neu gebaut werden soll.