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EU: Nullenergiehaus als Standard geplant

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 30. März 2016
Kategorie:

# 06.04.2016

Strengere Richtlinien sollen Energieverbrauch bis 2021 drastisch senken. Universität Bayreuth koordiniert Projekt zu innovativer Gebäudetechnologie. Industrielle Fertigung zur Anwendung in verschiedenen Klimazonen als Ziel

Nullenergiehaus als EU-Standard

Wenn vom Europäischen Parlament bis 2021 schärfere Gebäuderichtlinien festgelegt werden, betrifft dies auch die eigenen Bürogebäude in Straßburg. Foto: Rainer Sturm / Pixelio
Wenn vom Europäischen Parlament bis 2021 schärfere Gebäuderichtlinien festgelegt werden, betrifft dies auch die eigenen Bürogebäude in Straßburg. Foto: Rainer Sturm / Pixelio

Die Vision: Das "Nullenergiehaus" als verbindlicher Standard in der Europäischen Union. Um das zu erreichen, sollen Wohnhäuser voraussichtlich ab 2021 und Bürogebäude ab 2019 in den Ländern der EU strengen Energiesparrichtlinien unterliegen. Der Industrieausschuss des Europäischen Parlaments hat hierfür weit reichende Gesetzentwürfe vorgelegt. In wenigen Jahren sollen neu errichtete Gebäude in der Lage sein, so viel Energie zu erzeugen wie sie verbrauchen.

Gleichwohl existieren bis heute kaum tragfähige Gebäudekonzepte, die diesen Anforderungen entsprechen. Noch immer geht bei niedrigen Außentemperaturen oft ein hoher Anteil der Heizungswärme infolge mangelnder Dämmung verloren. Bei hohen Außentemperaturen wiederum müssen Klimaanlagen die durch starke Sonneneinstrahlung erhitzten Räume kühlen.


Neue Technologien für Glasfassaden und Innenwände

Das europäische Projekt "Industrial Development of Water Flow Glazing Systems" (InDeWaG) will diese Probleme mit einem integrierten Konzept für Gebäudehüllen überwinden. Dabei sollen zwei anspruchsvolle Technologien kombiniert werden: Durch Fluide erwärmte Innenwände ("Radiant Interior Walls") sorgen dafür, dass Heizungswärme nicht oder nur in geringem Umfang benötigt wird. Fluid-durchströmte Glasfassaden-Elemente ("Fluid Flow Glazing Facades") sollen hingegen verhindern, dass die Sonneneinstrahlung die Räume zu sehr aufheizt und dadurch den Energieverbrauch durch Klimaanlagen steigert.


Industrielle Anwendung als klares Forschungsziel

"InDeWaG ist ein ausgesprochen anwendungsorientiertes Vorhaben", erläutert Projektleiterin Monika Willert-Porada vom Lehrstuhl für Werkstoffverarbeitung der Universität Bayreuth. "Es geht nicht allein um neue wissenschaftliche Erkenntnisse zur Energienutzung und Energieeinsparung in Gebäuden, sondern vor allem um deren optimale praktische Umsetzung im industriellen Maßstab."


Das Forschungsprojekt InDeWaG

wurde 2015 gestartet und wird von der Universität Bayreuth koordiniert. Weitere Partner sind:

  • die Polytechnische Universität Madrid,
  • das Zentrallabor für Solarenergie und neue Energiequellen der bulgarischen Akademie der Wissenschaften in Sofia,
  • das Fraunhofer-Institut für Solare Energiesysteme ISE in Freiburg
  • namhafte Unternehmen und Architekturbüros in Deutschland, Bulgarien und Spanien
Die Europäische Union fördert das Vorhaben bis 2018 mit insgesamt rund 4,2 Millionen Euro, auf die Universität Bayreuth entfallen dabei rund 484.000 Euro.