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Hochwasserschutz: Talsperrenmodell ermöglicht Ernstfall-Simulation

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 25. Okt. 2016
Kategorie:

# 27.10.2016

Überschwemmungsgefahr nach Extremwetterlagen immer wahrscheinlicher. Wasserbaulabor an Leipzieger Hochschule für hydraulische Großversuche nutzbar. Wissenschaftler unterstützen konkrete Planungen zum Umbau einer Entlastungsanlage im Erzgebirge

Talsperren als Multifunktionsanlagen

Im Wasserbaulabor der HTWK Leipzig wurde die Talsperre Lehnmühle im Erzgebirge im Maßstab 1:8 nachgebildet. Foto: Robert Weinhold / HTWK Leipzig
Im Wasserbaulabor der HTWK Leipzig wurde die Talsperre Lehnmühle im Erzgebirge im Maßstab 1:8 nachgebildet. Foto: Robert Weinhold / HTWK Leipzig

Erst kürzlich wurde die Bleilochtalsperre in Thüringen als "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst" ausgezeichnet (siehe Quellen und Verweise). Als Pionierleistung wurde unter anderem mit diesem Bauwerk vor über 80 Jahren der Weg für viele weitere bereitet, die heute wahre Multifunktionsanlagen sind: In Talsperren aufgestaute Flüsse versorgen die Bevölkerung mit Trinkwasser, schützen vor Hochwasser und erzeugen regenerativen Strom.

Wie die Bleilochtalsperre, wurden viele der 370 Staumauern in Deutschland im vergangenen Jahrhundert errichtet. Für sehr extreme Hochwasser, wie sie durch den Klimawandel in Zukunft theoretisch möglich werden könnten, sind die meisten von ihnen nicht ausgelegt. Sie müssen für eine weitere optimale Nutzung entsprechend angepasst werden.

Ein Beispiel für eine solche Ertüchtigung bzw. Verstärkung von Bestandsbauwerken liefert die Talsperre Lehnmühle im sächsischen Erzgebirge, welche zusammen mit der Talsperre Klingenberg einen wichtigen Bestandteil des Hochwasserschutzes im Südraum Dresdens darstellt.


Klimawandel macht Nachrüstung von Hochwasserschutzanlagen notwendig

Staumauer und Hochwasserentlastunganlage der Talsperre Lehnmühle waren zuletzt während des Hochwassers 2013 extrem gefordert. Foto: Peter Schubert / Landestalsperrenverwaltung Sachsen
Staumauer und Hochwasserentlastunganlage der Talsperre Lehnmühle waren zuletzt während des Hochwassers 2013 extrem gefordert. Foto: Peter Schubert / Landestalsperrenverwaltung Sachsen

Michael Humbsch, Projektverantwortlicher bei der Landestalsperrenverwaltung Sachsen, beschreibt die Bedingungen und Umsetzung der Maßnahme wie folgt:

"Die Talsperre wurde so gebaut, dass sie selbst Extremhochwassern standhält, wie sie statistisch nur alle 10.000 Jahre vorkommen. Aufgrund der Hochwasserereignisse in den letzten Jahren mussten die statistischen Kennzahlen jedoch angepasst werden. Um den nun höheren Sicherheitsanforderungen zu entsprechen, werden wir die hydraulische Leistungsfähigkeit des Bauwerks steigern."


Extreme Unwetterfälle im Modell simuliert

"Unser Modell dient der Verdeutlichung der komplexen Strömungen, die beim Abfließen eines Hochwassers durch die Entlastungsanlage der Staumauer auftreten. Im Vergleich zu rein theoretischen Berechnungen, können Messungen an einem Modell genauere Ergebnisse liefern. Außerdem können wir Umbaumaßnahmen im Miniaturmaßstab testen und ihre Auswirkungen auf das Bauwerk prüfen", erklärt Tilo Sahlbach vom IWS.


Die Talsperre Lehnmühle

gehört mit einer 50 Meter hohen Staumauer und einem Rückhaltevolumen von rund 22 Millionen Kubikmetern Wasser zu den großen Talsperren in Deutschland. Sie wurde von 1926 bis 1930 gebaut und staut die Wilde Weißeritz auf, die im Erzgebirge entspringt und bei Dresden schließlich als Vereinigte Weißeritz in die Elbe mündet.



QUELLEN UND VERWEISE:

Bleilochtalsperre als Historisches Wahrzeichen geehrt