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Gotthard-Tunnel: Finaler Durchstich in der Weströhre

Verfasst von: Michael Braun
Veröffentlicht am: 26. Apr. 2011
Kategorie:

# 27.04.2011

Mit dem finalen Durchstich in der Weströhre sind die beiden 57 Kilometer langen Hauptröhren des Gotthard-Basistunnels komplett ausgebrochen. Am 23. März 2011 starteten die Mineure am längsten Eisenbahntunnel der Welt ein letztes Mal die Tunnelbohrmaschine (Durchmesser 9,43 m). Nach insgesamt 25,2 km fiel um 12:20 Uhr die Felswand beim Durchbruch. Damit ist der Weg durch die Alpen durchgängig frei. Bereits 2009 wurden die Tunnelvortriebe in den nördlichen Baulosen erfolgreich abgeschlossen. Am 15. Oktober 2010 war mit großer weltweiter Medienresonanz der finale Durchbruch in der parallelen Oströhre gefeiert worden.

Tunnelvortriebe im Süden

Im Januar und Februar 2003 hatten die Maschinen die Bohrarbeiten auf den Südlosen in Bodio aufgenommen. Gleich zu Beginn, nach nur 200 Metern, wurden sie durch geologische Störzonen mit brüchigem Gestein, sogenannte Kakirite, ausgebremst. Die eingesetzten Gripper-Tunnelbohrmaschinen sind auf hohe Gesteinshärten ausgelegt. Für diesen Maschinentyp ist derartiges Gebirge zu instabil und macht gute Vortriebsleistungen nahezu unmöglich. Jeder gewonnene Tunnelmeter musste aufwendig nachgesichert werden. Erst im August 2003 konnten die Maschinen die Störzonen nach rund 400 Metern wieder verlassen. Drei Jahre später, im September und Oktober 2006 wurde der Durchbruch zur Multifunktionsstelle Faido nach 13,4 km Vortrieb in der Oströhre und 14,1 km Vortrieb in der Weströhre gefeiert.


Tunnelvortriebe auf der Nordseite

Auf der Nordseite waren die Bohrmaschinen seit Ende 2003 und Anfang 2004 im Fels unterwegs. Trotz anspruchsvoller Geologie wie beispielsweise der Intschi-Zone erreichten die Vortriebsmannschaften Spitzenwerte von bis zu 40 Metern am Tag auf dem Weg von Amsteg Richtung Sedrun. Im Juni und Oktober 2006 erreichen die zwei Herrenknecht-Gripper-TBM mit einem Durchmesser von 9,58 m ihre Losgrenze nach 10,7 km Vortrieb 9 bzw. 6 Monate früher als geplant. Im Frühjahr 2008 starten sie ihre zweite Vortriebsmission auf dem nördlichsten Los von Erstfeld in Richtung Amsteg und erwiesen sich hier als Sprinter im Fels: an einem Tag wurden bis zu 56 Meter Tunnelröhre gebohrt und gesichert. Wiederum 6 Monate früher als geplant und mit höchster Präzision erreichten sie ihr Ziel bei Amsteg im Juni bzw. September 2009. Die Abweichung zur Sollachse nach 7,1 km Vortrieb betrug horizontal lediglich 4 mm und vertikal 8 mm.