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Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau - Teil 1/4

Verfasst von: Prof. Dipl. Ing. Erich Milbrandt
Veröffentlicht am: 29. Sep. 2001
Kategorie:
  • Wand- und Deckenscheiben grundsätzlich ausreichend für räumliche Aussteifung von Mauerwerksbauten
  • Moderne Leichtbauweise erhöht Bedeutung der Aussteifung
  • Besondere Konstruktionsempfehlungen für Holzbalkendecke

Einleitung: Räumliche Aussteifung im traditionellen Hausbau

Jedes Bauwerk muß selbstverständlich so konstruiert werden, daß alle auftretenden Belastungen über entsprechende Konstruktionselemente sicher und schadensfrei in den Baugrund abgeleitet werden können. Neben der Abtragung der lotrechten Lasten ist der räumlichen Aussteifung der Baukonstruktionen wesentliche Bedeutung beizumessen; dies gilt insbesondere auch für »Mischbauweisen«, bei denen die Nahtstelle zwischen den einzelnen Gewerken besondere Sorgfalt sowohl in der Planung als auch in der Ausführung erfordert.

Im Hausbau besteht die räumliche Aussteifung in aller Regel aus Wand- und Deckenscheiben, nur in Sonderfällen werden andere aussteifende Bauteile wie Stützen, vertikale oder horizontale Rahmen, Verbände oder Aussteifungsbalken ausgeführt. Bei Mauerwerksbauten nach der traditionellen Ausführungsnorm DIN 1053 Teil 1 geht man grundsätzlich davon aus, daß die tragenden Wände vierseitig gehalten sind; bei diesem »Raumzellenprinzip« wird die horizontale Scheibensteifigkeit der Decke sowie der zug- und druckfeste Anschluß der Wände an die Decken unterstellt.

Die Holzbalkendecke wird heute aus verschiedenen Gründen (zu nennen wären bauphysikalische oder baubiologische Vorteile, kostengünstiges Bauen usw.) im Wohnhausbau und hier insbesondere bei individuellen Ein- und Zweifamilienwohnhäusern wieder häufig eingebaut.

Aussteifung bei modernen Konstruktionen besonders wichtig

 

Bei den heute gegenüber früher meist leichteren und sparsamer dimensionierten Konstruktionsteilen ist die Aussteifung und die Verankerung bzw. die zug- und druckfeste Verbindung der einzelnen Konstruktionselemente besonders wichtig. In dieser Schrift werden sowohl die aussteifenden Holzbalkendecken herkömmlicher Bauart wie auch Deckenscheiben mit Platten aus Holzwerkstoffen einschließlich der jeweiligen Verankerungspunkte im Mauerwerk dargestellt.

Die aussteifenden Decken werden üblicherweise nur durch Windlasten und Stabilisierungskräfte (z.B. aus Lotabweichung der Mauerwerkswände) horizontal beansprucht.

Es sei hier vermerkt, daß bei besonderen Lasten, wie z.B. einseitigen Erddruckkräfte auf Untergeschoßwände oder Erdbebenbeanspruchungen in den Erdbebenzonen 3 und 4, stets rechnerische Untersuchungen für die Horizontalaussteifung des Gebäudes erforderlich sind. Schließlich sei darauf hingewiesen, daß neben statisch-konstruktiven Gesichtspunkten stets auch bauphysikalische Anforderungen, Probleme des Korrosionsschutzes und des baulichen (und chemischen) Holzschutzes beachtet werden.

Im folgenden werden die Begriffsfestlegungen und einige Mindestabmessungen aus der traditionellen Mauerwerksnorm DIN 1053 Teil 1, Ausgabe November 1974 auszugsweise dargestellt.

Durch Ausnutzung der Beanspruchungsgrenzen des Mauerwerks und genauere Bemessungsverfahren nach DIN 1053 Teil 2, Ausgabe Juli 1984 ergeben sich weitergehende konstruktive Möglichkeiten, auf die im Rahmen dieser Schrift aber nicht weiter eingegangen werden soll. Hierzu sei auf die einschlägige Mauerwerksliteratur verwiesen.

1.1 Wandarten und Wanddicken nach DIN 1053 Teil 1

Abb. 1.1 - Stärken und Abstände aussteifender Wände nach DIN 1053 Teil 1

 

Abb. 1.1 - Stärken und Abstände aussteifender Wände nach DIN 1053 Teil 1

TRAGENDE WÄNDE sind überwiegend auf Druck beanspruchte, scheibenartige Bauteile zur Aufnahme lotrechter Lasten, z.B. Deckenlasten, sowie waagrechter Lasten, z.B. Windlasten. Tragende Außenwände müssen bei »einschaliger« Ausführung mindestens 24 cm dick sein.

Abweichungen sind zulässig bei eingeschossigen Bauten, die nicht zum dauernden Aufenthalt von Menschen dienen. Tragende Innenwände dürfen unter bestimmten Verhältnissen mit Wanddicken unter 24 cm ausgeführt werden (seihe DIN 1053 Teil 1 Tabelle 2).

 

1.2 Aussteifung tragender Wände

Abb. 1.2 - Mindestbreite der aussteifenden Wand im Bereich von Öffnungen

 

Abb. 1.2 - Mindestbreite der aussteifenden Wand im Bereich von Öffnungen

Tragende Wände gelten als ausgesteift, wenn sie rechtwinklig zur Wandebene durch aussteifende Wände und Decken unverschieblich gehalten werden. Für die aussteifenden Wände gelten die oben genannten Regelungen. Aussteifende Wände sollen mit den auszusteifenden tragenden Wänden gleichzeitig hochgeführt und mit ihnen im Verband gemauert werden oder es sind statisch gleichwertige Maßnahmen zu treffen.

Für die das Mauerwerk horizontal aussteifenden Decken (hier speziell für aussteifende Holzbalkendecken) und für die in Sonderfällen evtl. erforderlichen horizontal aussteifenden Ringbalken werden auf den folgenden Seiten dieser Schrift ausführliche Angaben gemacht und Konstruktionsempfehlungen gegeben. (Fortsetzung siehe "Quellen und Verweise")

QUELLEN UND VERWEISE:

Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau - Teil 2/4
Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau - Teil 3/4
Aussteifende Holzbalkendecken im Mauerwerksbau - Teil 4/4