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Die Großmarkthalle in Frankfurt

Verfasst von: Gerhard Butke
Veröffentlicht am: 1. Juni 2008
Kategorie:

# 02.06.2008

Die Großmarkthalle wurde unter Frankfurts Oberbürgermeister Ludwig Landmann und Stadtbaurat Ernst May zwischen 1926 und 1928 nach einem Entwurf des Architekten Martin Elsässer erbaut und am 25. Oktober 1928 in Betrieb genommen. Nach mehr als 75 Jahren wurde im Sommer 2004 in der Halle zum letzten Mal mit Obst und Gemüse gehandelt.

50 Meter Spannweite

Blickrichtung auf die Großtmarkthalle von der Mainseite (Südseite) in Richtung Norden. Foto: Redaktion
Blickrichtung auf die Großtmarkthalle von der Mainseite (Südseite) in Richtung Norden. Foto: Redaktion

Die heute unter Denkmalschutz stehende Halle ist 220 m lang und wird durch 2 Kopfbauten begrenzt, so dass insgesamt ein Gebäude mit einer Länge von 250 m vorhanden ist. Im westlichen Kopfbau befanden sich die Büros der Marktverwaltung, der Kopfbau im Osten wurde als Kühlhaus mit eigener Eisfabrik gebaut.

Die Halle wurde in Massivbauweise mit einer freien Spannweite von 50 m gebaut. Sie war zum Zeitpunkt ihrer Errichtung das am weitesten gespannte massive Flächentragwerk in moderner Schalenbauweise.


Besondere Eisenbetonkonstruktion: Zeiss-Dywidag-Tonnenschalen

Im Vordergrund der westliche Anbau der Halle, die Längsseite ist die Nordseite und der Stadtmitte zugwandt. Foto: Redaktion
Im Vordergrund der westliche Anbau der Halle, die Längsseite ist die Nordseite und der Stadtmitte zugwandt. Foto: Redaktion

Die gesamte Grundfläche wird durch 15 Tonnengewölbe mit einer Trägerspannweite von 36,9 m und einer Gewölbespannweite von 14,1 m überdacht. Das Besondere sind die 15 so genannten Zeiss-Dywidag-Tonnenschalen von nur 7,5 cm Stärke.

Das Verfahren dieser dünnen Eisenbetonkonstruktion wurde hier erstmals angewendet und ist heute einer der Gründe für den Denkmalschutz der Halle. Der Hallenbau wurde in einer Bauzeit von 24 Wochen durch die Firmen Dyckerhoff & Widmann AG und Wayss & Freytag erstellt. Die Baukosten beliefen sich auf insgesamt 15.372 Mio. Reichsmark.


Im Dritten Reich: Sammelpunkt für die Deportation jüdischer Mitmenschen

Zwischen 1941 und 1945 wurde ein Teil des Kellers der Großmarkthalle von den Nationalsozialisten als Sammelpunkt für die Deportation jüdischer Männer, Frauen und Kinder aus Frankfurt und Umgebung missbraucht. Die Großmarkthalle spielt daher eine unrühmliche Rolle innerhalb der Vernichtungsmaschinerie des Holocaust. Seit 1997 erinnert eine Gedenktafel daran, eine Gedenk- und Informationsstätte ist in Planung.

Vor allem das westliche Hallendrittel wurde 1943 und 1944 bei mehreren Luftangriffen schwer beschädigt. Trotzdem wurde der Markbetrieb direkt nach Kriegsende provisorisch wieder aufgenommen. Zwischen 1947 und 1953 erfolgte der schrittweise Wiederaufbau. In den 1950er und 60er Jahren erlebte der Marktbetrieb in der Großmarkthalle einen Boom. Danach ging der Umschlag von Obst und Gemüse kontinuierlich zurück.


Die Europäische Zentralbank

Seit 2015 befindet sich die Europäische Zentralbank auf dem Gelände der ehemaligen Großmarkthalle in Frankfurt am Main. Foto: Von Norbert Miguletz (Frankfurt) / Jüdisches Museum Frankfurt am Main / Wikimedia
Seit 2015 befindet sich die Europäische Zentralbank auf dem Gelände der ehemaligen Großmarkthalle in Frankfurt am Main. Foto: Von Norbert Miguletz (Frankfurt) / Jüdisches Museum Frankfurt am Main / Wikimedia

Am 1. Januar 2005 wurde das Areal der Großmarkthalle von der Stadt Frankfurt an die Europäische Zentralbank (EZB) übergeben, die dort ihren zukünftigen Hauptsitz errichten wird.

Die Halle soll erhalten bleiben und zu einem Besucher- sowie Presse- und Konferenzbereich umgebaut werden. Ebenso ist dort eine Mitarbeiterkantine geplant. Zwischen Halle und Main soll der Skytower, bestehend aus zwei 180 Meter hohen, ineinander verschlungenen Hochhäusern errichtet werden.

Der Entwurf stammt vom Wiener Architekturbüro Coop Himmelb(l)au. Zehn Jahre nach ihrer Gründung hat die Europäische Zentralbank (EZB) in Frankfurt Anfang Mai 2008 die Baugenehmigung für ihren Neubau erhalten.