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Hilti HIT-HY 150: Nachträgliches Verankern von Bewehrungsstäben - Teil 2/2

Verfasst von: Dipl.-Ing. Martin Reuter, Dipl.-Ing. (FH) Thomas Greppmeir
Veröffentlicht am: 27. März 2003
Kategorie:

# 27.03.2003

Dieser Beitrag erläutert die Regelungen der Zulassung für den nachträglichen Bewehrungsanschluss mit Injektionsmörtel (Hilti HIT-HY 150) und die Anforderungen für Planer und Baustellenfachleute.

Erfüllen von Brandschutz-Anforderungen

Abb. 7: Mithilfe einer Bemessungssoftware lassen sich die nachträglichen Bewehrungsanschlüsse detailliert planen. Abbildungen (5): Hilti Deutschland GmbH
Abb. 7: Mithilfe einer Bemessungssoftware lassen sich die nachträglichen Bewehrungsanschlüsse detailliert planen. Abbildungen (5): Hilti Deutschland GmbH

In der Zulassung [5] sind bei Anschlüssen senkrecht zur brandbeanspruchten Oberfläche maximale Stabkräfte FS,T in Abhängigkeit von der geforderten Feuerwiderstandsdauer, der Setztiefe und des Stabdurchmessers tabelliert.

Bei Anschlüssen parallel zur brandbeanspruchten Bauteiloberfläche regelt diese Zulassung maximale Verbundspannungen sigma T in Abhängigkeit von der geforderten Feuerwiderstandsdauer und der Betondeckung.

Dabei besteht die Möglichkeit, die erforderliche Betondeckung durch Anordnung geeigneter Putzbekleidungen oder durch andere Bekleidungen, deren Eignung durch ein allgemeines bauaufsichtliches Prüfzeugnis bestätigt ist (z.B. Mineralfaserdämmplatten der Baustoffklasse A mit einem Schmelzpunkt von mehr als 1.000 °C und einer Rohdichte von mehr als 150 kg/m³ sowie Calciumsilikat- oder Vermiculiteplatten), zu verringern.


Hinweise zur Montage eingemörtelter Bewehrungsstäbe

Abb. 8: Für die wichtige Bohrlochreinigung werden eine Druckluftdüsenlanze und eine Rundbürste benötigt.
Abb. 8: Für die wichtige Bohrlochreinigung werden eine Druckluftdüsenlanze und eine Rundbürste benötigt.

Eine wesentliche Voraussetzung für die Funktion von Injektionsmörtel besteht in der Ausbildung eines Mikroformschlusses zwischen Bohrlochwandung und Injektionsmörtel.

Abbildung 9 zeigt die Reinigung eines Bohrloches mit Druckluftdüsenlanze. Dabei ist deutlich die erhebliche Menge Bohrmehl zu erkennen, die aus dem Bohrloch herausbefördert wird.

In das gereinigte Bohrloch wird im nachfolgenden Arbeitsgang der Injektionsmörtel ohne Lufteinschlüsse vom Bohrlochgrund her verfüllt, und zwar unter Verwendung eines speziell dafür entwickelten Stauzapfens. Durch den Staudruck, der bei der Injektion an der Stirnseite des Stauzapfens entsteht, wird das Injektionsrohr sanft, aber fühlbar aus dem Bohrloch gedrückt.

Vor der Injektion wird eine Verfüllmarkierung angebracht, um sicherzustellen, dass genügend Mörtel in das Bohrloch injiziert wird.

Unmittelbar nach ausreichender Injektion wird der Bewehrungsstab in das Bohrloch geschoben. Nach Ablauf der maximalen Verarbeitungszeit (Abb. 10) beginnt der Injektionsmörtel vom Bohrlochgrund her auszuhärten.

Es ist unmöglich, den Bewehrungsstab in bereits teilweise ausgehärteten Mörtel einzutreiben. Es empfiehlt sich deshalb, besonders bei hohen Temperaturen, die Injektionsarbeiten mit zwei Personen auszuführen, um einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. So wird im Rahmen der angesprochenen Monteursschulungen die Injektion unter Zeitdruck geübt, mit einem Kartuschenwechsel während der Injektion.

Die Kriterien für einen ordnungsgemäß gesetzten Stab: Die Setztiefenmarkierung, die vorher am Bewehrungsstab angebracht wird, muss am Bohrlochmund anstehen, und am Bohrlochmund selbst muss etwas Mörtel austreten (Abb. 11).


Nachträgliche Bewehrung: Qualifizierung und Zertifizierung nötig

Abb. 9: Die Bohrlochreinigung mit einer Druckluftdüsenlanze befördert das Bohrmehl aus dem Bohrloch.
Abb. 9: Die Bohrlochreinigung mit einer Druckluftdüsenlanze befördert das Bohrmehl aus dem Bohrloch.

Für die Montage der nachträglich eingemörtelten Bewehrungsstäbe fordert die Zulassung zertifizierte Betriebe. Diese verfügen über das geschulte Baustellenfachpersonal und die notwendige Ausrüstung für die Herstellung nachträglich eingemörtelter Bewehrungsstäbe.

Den Eignungsnachweis (Betriebszertifikat) stellt eine vom DIBt beauftragte, unabhängige Prüfstelle aus. Voraussetzung dazu: eine erfolgreiche Schulung.

Eintägige Lehrgänge (Abb. 12) mit theoretischer und praktischer Prüfung werden bundesweit vom Hersteller des Injektionsmörtels angeboten und durchgeführt [17]. Die erfolgreiche Teilnahme bestätigt eine Bescheinigung mit unbegrenzter Geltungsdauer.

Seit Erteilung der Zulassungen [5, 6] sind nur noch zertifizierte Betriebe mit geschultem Personal Ansprechpartner, wenn es um nachträglich eingemörtelte Bewehrungsanschlüsse mit bauaufsichtlicher Relevanz geht.

Ingesamt besteht das benötigte HIT-HY 150-Rebar-System aus einem Bewehrungssuchgerät (FS10), einer Bemessungssoftware (HIT-Rebar), Kombihämmern und passenden Bohrern, dem Rebar-Koffer (Abb. 13), Kartuschen sowie den dazugehörigen Auspressgeräten.


Fallbeispiel: Nachträglicher Bewehrungsanschluss bei Parkhaus-Sanierung

Abb. 10 + 11: Angegeben sind die maximale Verarbeitungszeit [nach 5]. Das Setzen des Bewehrungsstabes sowie die Setzkontrolle setzen entsprechende Fachkenntnis voraus.
Abb. 10 + 11: Angegeben sind die maximale Verarbeitungszeit [nach 5]. Das Setzen des Bewehrungsstabes sowie die Setzkontrolle setzen entsprechende Fachkenntnis voraus.

Als Beispiel für die Umsetzung nachträglichen Bewehrung im Stahlbetonbau dient die Sanierung eines Parkhauses in Nürnberg. Dabei wurde das oberste Parkdeck mit einer Stahlkonstruktion überdacht. Diese Konstruktion ruht auf insgesamt 35 Stahlbeton-Rundstützen, die mithilfe von nachträglich eingemörtelten Bewehrungsstäben in bestehende Unterzüge verankert wurden.

Mit der zunehmenden Instandsetzung bestehender Gebäude wächst auch das Einsatzspektrum der Verankerung von Bewehrungsstäben. Mit den Zulassungen [5, 6] ist sie nun sicher und in Einklang mit der Bauaufsicht möglich.


Literatur zum nachträglichen Verankern von Bewehrungsstäben

Abb. 12 u. 13 - Monteur-Schulung - Injektion in Plexiglasröhrchen / Ein Ausschnitt der System-Palette
Abb. 12 u. 13 - Monteur-Schulung - Injektion in Plexiglasröhrchen / Ein Ausschnitt der System-Palette

[1] DIBt-Zulassung Z-1.5-81, erteilt am 25.03.1997, gültig bis 30. 04. 2002: Muffenverbindung von Betonstahl BSt 500S Nenndurchmesser: 12,0 bis 28,0 mm »Bewehrungsanschluss PH«
[2] DIBt-Zulassung Z-1.5-103, erteilt am 01. 08. 1997, gültig bis 31. 07. 2002: Mechanische Verbindung von Betonstahl BSt 500S Nenndurchmesser: 12 bis 28 mm, mittels Gewindemuffen »Bewehrungs-Schraubanschluß HBS«
[3] DIBt-Zulassung Z-1.5-76, erteilt am 24. 04. 1997, gültig bis 30. 04. 2002: Geschraubte Muffenstöße und Verankerungen von Betonstabstahl mit Gewinderippen BSt 500S-GEWI Durchmesser: 12,0 bis 32,0 mm
[4] DIBt-Zulassung Z-1.5-96, erteilt am 26. 01. 1998, gültig bis 31. 01. 2003: Mechanische Verbindung von Betonstahl BSt500S mittels Gewindehülsen und Koppelbolzen Durchmesser: 8 bis 32 mm »PFEI-FER- Bewehrungsschraubanschluss PH«
[5] DIBt-Zulassung Z-21.8-1648, erteilt am 07. 02. 2000 sowie am 22.11. 2000, gültig bis 28. 02. 2005: Bewehrungsanschluss mit Hilti-Injektionsmörtel HIT-HY 150
[6] DIBt-Zulassung Z-16.8-1647, erteilt am 17. 08. 2000, gültig bis 31. 08. 2005: Bewehrungsanschluss mit UPAT-Ver-bundmörtel UPM 44
[7] DIN 1045:1988-07, Beton und Stahlbeton; Bemessung und Ausführung
[8] DIN V ENV 1992-1-1:1992-06, Planung von Stahlbeton-und Spannbetontragwerken
[9] DIN 1045-1:2001-07, Tragwerke aus Beton, Stahlbeton und Spannbeton; Teil 1: Bemessung und Konstruktion
[10] Schreiben DIBt I22 vom 15.01.2002 (nicht veröffentlicht)
[11] Eligehausen, R.; Spieth, H.; Sippel,T.: Eingemörtelte Bewehrungsstäbe, Tragverhalten und Bemessung. Beton- und Stahlbetonbau 94 (1999), Heft 12, Seite 512–23, Ernst & Sohn Verlag
[12] Eligehausen, R.; Spieth, H.: Eingemörtelte Bewehrungsstäbe, Tragverhalten und Bemessung. Der Prüfingenieur 04/2000, Seite 14–28, Bundesvereinigung der Prüfingenieure für Bautechnik e.V., 20095 Hamburg
[13] Reuter, M.; Greppmeir, T.; Münger, F.: Rebar Anchorage In Concrete With Injections Adhesive. International Symposium on Connections between Steel and Concrete, Stuttgart 10-12 September 2001 RILEM Publications, p. 433–441
[14] DIN 488-1:1984-09, Betonstahl – Sorten, Eigenschaften, Kennzeichen
[15] DIBt-Zulassung Z-1.6-IV NR1: Nichtrostender, kaltverformter Betonrippenstahl in Ringen BSt 500 NR (IV NR) Nenndurchmesser: 6,0-8,0-10,0-12,0-14,0 mm
[16] DIBt-Zulassung Z-1.4-80, erteilt am 05. 06. 1997, gültig bis 30. 06. 2002: Nichtrostender, kaltverformter, gerippter Betonstahl BSt 500 NR Nenndurchmesser: 6, 8, 10, 12, und 14 mm
[17] Lieberum, K. H.; Trägler, K.-D.: Beurteilungsbericht Nr. 127.3.00 vom 20. 04. 2000 über die Monteurs-Schulung am 18.04.2000 in München (nicht veröffentlicht)



QUELLEN UND VERWEISE:

Hilti HIT-HY 150: Nachträgliches Verankern von Bewehrungsstäben - Teil 1/2