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Nachgefragt bei: Florian Behm

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 7. Aug. 2019

# 28.08.2019

Florian Behm von der APOprojekt GmbH - Jeder Bauingenieur tickt anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Florian Behm ...

Florian Behm ist Projektleiter der APOprojekt GmbH. Foto: APOprojekt
Florian Behm ist Projektleiter der APOprojekt GmbH. Foto: APOprojekt

...ist Projektleiter der APOprojekt GmbH in Berlin.

Das Unternehmen ist auf die Planung und den Ausbau von Gewerbeflächen spezialisiert. Pro Jahr werden etwa 400 Mieterausbauten realisiert.

An sechs Standorten in Deutschland sind insgesamt 400 Mitarbeiter für das Unternehmen tätig.


Herr Behm, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Mein Arbeitgeber ist ein Unternehmen mit hanseatischen Werten: Wir stehen zu unserem Wort, wenn wir Kosten- und Terminzusagen machen. Gleichzeitig befinden wir uns in einem kontinuierlichen Wachstum und die Zahl der Planungs- und Bauprojekte steigt erfreulicherweise immer weiter. Hier das Gleichgewicht im magischen Projektmanagement-Dreieck "Kosten, Qualität und Termine" zu halten, ist ein Aspekt, der mich sehr fordert. Aber es ist ein positives Fordern.

Zuletzt habe ich mich zum Beispiel mit dem Umbau des historischen Kaufhauses Jandorf in Berlin Mitte für ein Joint Venture der Automobilhersteller Daimler und BMW beschäftigt. Das Gebäude ist mittlerweile über 100 Jahre alt und wurde zuletzt durch das Modeinstitut der DDR und nach der Wende für verschiedene Veranstaltungen genutzt.

Es wurden neue Büroflächen in die alte Bausubstanz integriert, was eine Kombination aus neu und alt entstehen ließ. Hierfür wurde die komplette Gebäudetechnik erneuert, unter anderem musste ein neuer Trafo für die Stromversorgung eingebaut und das Gebäude mit einer neuen Heizungs- und Lüftungsanlage sowie mit Kältegeräten ausgestattet werden.

In dem straffen Zeitplan von knapp einem Jahr Bauzeit waren die historische Bausubstanz und der Denkmalschutz sowie der Brandschutz besondere Herausforderungen. Bei solchen Projekten die eigenen Prioritäten richtig zu setzen und das Timing zu halten, sich auf gute Partnerunternehmen verlassen zu können und eine Planung so umzusetzen, dass der Kostenrahmen nicht gesprengt wird und alle am Ende begeistert sind, ist ein großartiges Gefühl.


Wie würden Sie Ihre Rolle als Projektleiter beschreiben? Auf welche Fähigkeiten und Charaktereigenschaften kommt es besonders an?

Ich sehe uns Bauingenieure als Diplomaten auf dem Bau. Es geht darum, jeden Menschen mit Respekt zu behandeln, ob es unser Auftraggeber ist, ein Fachingenieur oder der vermeintlich einfache Arbeiter auf der Baustelle. Wir möchten doch alle dasselbe, und zwar pünktlich und im vereinbarten Kostenrahmen eine attraktive Gewerbefläche schaffen.

Manchmal muss ich als Projektleiter die unterschiedlichen Befindlichkeiten und Wünsche übersetzen und als Vermittler auftreten, beispielsweise zwischen den eher Technik orientierten und den eher Design orientierten Beteiligten. Wer alle Seiten ernst nimmt, dem wird der Respekt auch zurückgespielt.

Wir stehen mit unserem Unternehmen für ein partnerschaftliches Verhältnis zu allen Firmen, für die wir arbeiten oder die für uns arbeiten. Das ist Teil unserer Unternehmenskultur und der Corporate Responsibility.

Dies umzusetzen ist natürlich nicht immer einfach, dafür braucht es Einfühlungsvermögen und Empathie aber auch Durchhaltevermögen und Durchsetzungsvermögen. Da ist es eben auf dem Bau nicht anders als in der Diplomatie.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich bin seit 2005 in der Branche. Angefangen habe ich ganz praktisch als Trockenbaumonteur. Später habe ich mich zum Bautechniker und Fachplaner für vorbeugenden Brandschutz fortgebildet und Bauingenieurwesen beziehungsweise später im Master Wirtschaftsingenieurwesen mit Schwerpunkt Baumanagement studiert.

Ich habe mich zum einen für dieses Feld entschieden und über die Jahre immer wieder einen weiteren Schritt gemacht, um möglichst viele Facetten des Bauens kennen zu lernen. Zum anderen fiel die Entscheidung, weil wir als Bauingenieure etwas schaffen und erschaffen können. Es ist ein großartiges Gefühl, die Wertschaffung anfassen und Tag für Tag den Entstehungsprozess beobachten zu können.

Dadurch bekommt man ein reales Feedback zu seinen täglichen Entscheidungen und den Ergebnissen der Abstimmungen mit den verschiedenen Beteiligten. Viele von uns bei APOprojekt sehen ihre Projekte sprichwörtlich als "Babys".

Wir ziehen hier etwas groß, auf das wir stolz sein können. Und wenn ich an einem Gebäude vorbeilaufe, an dem ich mitgearbeitet habe, ruft das ein Lächeln bei mir hervor. Das sind nicht einfach nur Wände, Teppiche oder Parkett und eine Klimaanlage, das ist nicht einfach nur eine funktionierende Akustik. Das ist weit mehr. Das sind Emotionen, die wir für unsere Kunden planen und umsetzen. Und es sind auch Emotionen, die uns selbst mit den Projekten verbinden.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in puncto Personalgewinnung?

Wir gehen früh an die Universitäten und sind außerdem auf den entsprechenden Messen und an Karrieretagen unterwegs, zum Beispiel auf der Expo Real. Natürlich setzen wir auch auf die sozialen Netzwerke als Multiplikatoren. Zudem sind die persönlichen Netzwerke der Kollegen nicht zu unterschätzen.

Es gibt eine Reihe von Kollegen, die zu APOprojekt gekommen sind, weil sie Freunde und Bekannte haben, die hier schon arbeiten. Im vergangenen Jahr haben wir ungefähr 80 neue Mitstreiter gewonnen. Aber das bringt natürlich auch nur dann etwas, wenn man sich um die neuen Kollegen kümmert und sie zu einem Teil des Teams macht.

Dies geschieht sowohl fachlich, durch Fortbildungen, aber auch menschlich durch gemeinsame Reisen und Events. Ich finde, dass uns das ganz gut gelingt.


Auf wen hören Sie beruflich?

Ich höre auf meinen direkten Vorgesetzen, aber auch auf jeden, der vermeintlich unter mir steht. Wir sind alle offen, wir hören uns zu, wir helfen uns, ob nun jemand Praktikant ist oder eine Management-Funktion hat.

In der jüngeren Vergangenheit wurden einige neue Hierarchieebenen bei uns eingezogen, weil sonst das Wachstum nicht zu stemmen wäre, zum Beispiel eine Leitungsebene für das Projektmanagement oder eine für Großprojekte, als wir immer häufiger Aufträge in Millionenhöhe bekommen haben.


In welche (Informations-)Technik investiert Ihr Unternehmen?

Wir haben Tools für die Abnahme unserer Baustellen und wir investieren in die Papierlosigkeit unserer Büros. Pläne etc. haben wir also digital vor Ort.

Ein aktuelles IT-Projekt beschäftigt sich außerdem damit, die Bedürfnisse der künftigen Mieter bis zu einem gewissen Grad automatisiert zu erheben: Soll ein Büro eher Start-up-Charakter haben oder "erwachsener" aussehen? Sind großräumige Bürolandschaften gewünscht oder eher eine kleinteilige Struktur? Gibt es bestimmte Farb- oder Materialwelten, von denen wir schon wissen sollten, wenn wir in den ersten Dialog gehen?

Ansonsten haben wir natürlich komplett mobile Arbeitsplätze in allen unseren Niederlassungen. Jeder kann sich überall andocken. Aber ich denke, dass das mittlerweile Standard sein sollte und wahrscheinlich in jedem modernen Büro zu finden ist.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Die aktuelle Lage der Bauwirtschaft beschert uns natürlich viel Freude und ich würde mir wünschen, dass das noch eine Weile so bleibt und die Investitionsbegeisterung für Gewerbeimmobilien nicht abreißt.

Die Politik sollte das Thema nachhaltiges Bauen weiter vorantreiben. Zum Klimaschutz muss auch die Bauindustrie beitragen, schließlich ist der ökologische Fußabdruck unserer Branche nicht zu vernachlässigen.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Alle unsere Mitarbeiter werden gezielt weitergebildet. Das fängt bei allgemeinen Schwerpunktthemen für unsere Berufsgruppen an und hört bei individuellen Themen, je nach Interesse und Motivation der Kollegen, auf. Eine Kollegin hat sich beispielsweise vor Kurzem zum DGNB-Consultant (Deutsche Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen, Anm. d. Red.) weiterbilden lassen.

Persönlich möchte ich mich gerne weiter vertiefend mit dem Brandschutz auseinandersetzen, da das Thema auf unseren Projekten immer wichtiger wird und ich selber auch ein gutes Gefühl dabei habe etwas zum Schutz der späteren Nutzer beizutragen.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Mir macht mein Beruf viel Spaß, daher muss ich mich nicht großartig ablenken. Um gut in den Tag zu starten, gehe ich nahezu jeden Morgen zum Sport, ansonsten sorgen Freunde, die Partnerin und die Familie für Ablenkung und allen Ausgleich, den ich brauche.



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