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Nachgefragt bei: Jörg Schwarz

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 16. Juni 2020

# 23.06.2020

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jörg Schwarz von der C + P Dynamic Living Sources GmbH & Co. KG - Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Bauingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Erfahrungen für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Die Experten ihres Faches liefern dabei aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jörg Schwarz ...

Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jörg Schwarz ist Geschäftsführer der C + P Dynamic Living Sources GmbH & Co. KG. Foto: C + P / sabinebraun.fotografie
Dipl.-Wirtsch.-Ing. Jörg Schwarz ist Geschäftsführer der C + P Dynamic Living Sources GmbH & Co. KG. Foto: C + P / sabinebraun.fotografie

...ist Geschäftsführer der C + P Dynamic Living Sources GmbH & Co. KG. Das Unternehmen mit Sitz im hessischen Angelburg ist eine eigenständige Gesellschaft innerhalb der Christmann + Pfeifer Unternehmensgruppe.

Die Gruppe ist spezialisiert auf Projekte des Industrie- und Gewerbebaus mit Schwerpunkt im Bereich Stahlhochbau.

Schwarz und sein Team sind zuständig für die Markteinführung neuer, im Unternehmen entwickelter Bauprodukte und Bausysteme.


Herr Schwarz, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Die Herausforderungen sind vielseitig. Nach der erfolgreichen Einführung des von Christmann + Pfeifer entwickelten flexiblen Preflex® Parkhauses bin ich derzeit in der Vorbereitung der Markeinführung unseres neuen C + P Modulgebäudes.

Ein solches Gebäude besteht aus zwei oder mehr einzelnen Modulen, die seriell in unseren eigenen Produktionsstätten, von der Stahlrahmenkonstruktion bis zum fertig ausgestatteten Raummodul mit Fenstern, Türen, Sanitär, Elektrik und Inneneinrichtung, gefertigt werden. Die Module werden montagebereit zur Baustelle geliefert, miteinander verbunden und so zu einem kompletten C + P Modulgebäude zusammengefügt.

Alle unsere Produkte zeichnen sich immer durch besondere Alleinstellungsmerkmale aus. Diese von der Idee bis zur Marktreife mit zu entwickeln und später am Markt zu positionieren ist eine sehr spannende und aufregende Sache.

Darüber hinaus gehört die Projektentwicklung zu meinem Aufgabengebiet. Vor allem die Konzeptentwicklung, bei der ein Gesamtpaket unterschiedlicher Nutzungen vermarktet wird, wie zum Beispiel eine ganzheitliche Quartiersentwicklung, ist dabei sehr interessant.

Aktuell erarbeiten wir beispielsweise ein Konzept zur Weiterentwicklung eines interkommunalen Gewerbegebietes vom reinen Industrie- und Gewerbegebiet zu einem Mischquartier inklusive Ärztehaus und Senioreneinrichtung. Unser Ziel dabei ist die Schaffung eines Mehrwerts für die beteiligten Kommunen und die Bevölkerung sowie die Verbesserung der medizinischen Versorgung im ländlichen Raum.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Mit der Wahl meines Studiums 1998 war für mich klar, dass ich auf jeden Fall in die Immobilien- und Baubranche möchte. Nach meinem beruflichen Start im Objektmanagement für Teileigentümergemeinschaften kam ich über das Facility Management letztendlich zu Christmann + Pfeifer.

Hier kann ich die spannenden Aufgaben aus dem Bereich Innovation und Produktentwicklung mit der klassischen Projektentwicklung zusammenführen. Dabei ist es beeindruckend zu sehen wie etwas Neues entsteht, ob als Realisierung auf der grünen Wiese oder als Revitalisierung eines Bestandsgebäudes. Das hat mich, vielleicht aufgrund familiärer Vorbelastung, immer schon fasziniert.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personalgewinnung bzw. wie können sich Unternehmen der Baubranche heute den Nachwuchs von morgen sichern?

Wie bei vielen Unternehmen ist auch für Christmann + Pfeifer die Personalgewinnung bzw. -entwicklung ein großes und wichtiges Thema. Im Wettkampf um gute und motivierte Fachkräfte ist der Einsatz moderner und zeitgemäßer Tools erforderlich.

Dabei werden neben den klassischen Kanälen wie Stellenanzeigen auf Jobbörsen und in der Presse auch die sozialen Medien und die Präsenz auf Veranstaltungen zum Recruiting genutzt.

Ein wesentlicher Pfeiler ist es aber auch, direkt an die Hochschulen zu gehen, um mit Studierenden in Kontakt zu kommen und über eine Tätigkeit im Rahmen eines Praktikums oder über die Ausschreibung, Begleitung und Betreuung von Bachelor- und Masterarbeiten frühzeitig eine Bindung zu erreichen. Hier arbeiten wir beispielsweise sehr eng und gut mit der Technischen Hochschule Mittelhessen in Gießen, der TU Bergakademie Freiberg und der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig zusammen.

Aktuell suchen wir unter anderem für unser neues C + P Modulgebäude in allen Bereichen von der Entwicklung und Planung über die Konstruktion bis zur Fertigung und Montage viele Architekten, Konstrukteure, Kalkulatoren sowie natürlich vor allem auch Bauingenieure für das Projektmanagement und die Projektleitung. Dafür sind wir auf vielen Kommunikationskanälen kreativ unterwegs.


Bitte vervollständigen Sie den Satz: Um erfolgreich zu planen und zu bauen kommt es in Zukunft darauf an, dass...

... qualifiziertes Personal durch entsprechende Personalentwicklungsmaßnahmen gehalten und neues Personal mit geeigneten Angeboten und Ansprachen gewonnen wird. Ein weiterer Schlüssel für eine erfolgreiche Zukunft liegt in der Gestaltung von effizienten Arbeitsprozessen, was natürlich eng mit der Digitalisierung zusammenhängt.

Auf den "BIM-Zug" sind wir unternehmensseitig bereits aufgesprungen. Ohne dieses Thema aktiv mitzugestalten, werden es Betriebe künftig schwerer haben, erfolgreich am Markt zu bestehen, da es für die erfolgreiche Abwicklung bestimmter Aufträge Standard und Grundvoraussetzung werden wird.

Des Weiteren sehen wir in der seriellen Vorfertigung den Schlüssel künftiger Erfolge. Unsere eigenentwickelten Produkte wie das Preflex® Parkhaus oder das C + P Modulgebäude haben wir zwar nicht nur, aber doch auch aus Gründen des allgemeinen Fachkräftemangels im Baugewerbe angestoßen.

Dabei wird ein möglichst hoher Anteil an Bauleistungen von der Baustelle in die werkseigenen Fertigungshallen mit eigenem Personal geholt. Der Bau- und Fertigungsprozess ist schlichtweg effizienter. Und das bei geringerer Fehlerquote. Hinzu kommt der Vorteil, dass sich Personal einfacher finden und halten lässt, wenn die Arbeit zu geregelten Arbeitszeiten in witterungsunabhängiger Umgebung wohnortnah verrichtet werden kann.


In welche (Informations-)Technik investiert Ihr Arbeitgeber?

Wie oben bereits angeschnitten, ist die Implementierung der BIM-Methodik ein großes Thema bei uns. Dazu braucht es natürlich die entsprechende Infrastruktur und Software.

Außerdem hält die Digitalisierung und Automatisierung in der Fertigung unseres Stahlbaus zunehmend Einzug. So planen wir beispielsweise die erste Robotik-Anlage in einer unserer drei Fertigungsstätten einzuführen.

Zudem hat die aktuelle Corona-Lage dafür gesorgt, dass wir auch in der alltäglichen Büroarbeit und Kommunikation neue Wege gehen. Die Aufrüstung der IT-Infrastruktur wurde forciert, sodass das Arbeiten von zuhause problemlos möglich ist.

Auch Besprechungen zwischen unseren Standorten und mit unseren Kunden können aufgrund der Kontaktbeschränkungen dank geeigneter Technik problemlos per Telefon- oder Videokonferenz stattfinden. Dabei laufen alle Systeme sehr stabil, was mich ehrlich gesagt selbst ein wenig überrascht hat.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Die Überregulierung in unterschiedlichen Bereichen ist meines Erachtens ein dickes Brett, was angegangen werden müsste. Den Überblick über die Vorschriften und Normen zu behalten, ist ein schwieriges Unterfangen. Außerdem sollten grundlegende Regelungen in den Landesbauordnungen harmonisiert werden.

Die Überregulierungen sind im Endeffekt Kostentreiber und auch Ursache für die viel zu langen Genehmigungsprozesse. So wie wir als Unternehmen zukünftig die Bau- und Fertigungsprozesse effizienter gestalten werden, so ist es auch an der Zeit, Gesetze und Vorschriften einer generellen Überprüfung unter Effizienzgesichtspunkten zu unterziehen.

Bis vielleicht auf vereinzelte Ausnahmen, werden es aktuell leider nicht weniger Regulierungen, sondern es wird auf dem Bestehenden aufgesattelt und zusätzliche bzw. ergänzende Paragrafen und Vorschriften gefasst.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Neben der allgemeinen Lektüre von Fachzeitschriften und -beiträgen wird seitens meines Arbeitgebers der bedarfsorientierte Besuch von Vorträgen, Messen und Fortbildungen angeboten und die Teilnahme daran unterstützt.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Meinen Ausgleich finde ich in meiner Familie und unserem Garten, der mit immer neuen kleinen Projekten weiter gestaltet wird. Außerdem versuche ich, meine sportlichen Aktivitäten stetig hochzufahren, um auch körperlich weiterhin fit zu bleiben.



QUELLEN UND VERWEISE:

Aktuelle Stellenangebote von C + P
Nachgefragt bei: Marcel Westphal (GF der C + P Ingenieur- und Baugesellschaft, Leipzig)