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Nachgefragt bei: Klaus Pfaff

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 10. Sep. 2020

# 25.09.2020

Dipl.-Ing. Klaus Pfaff von ATP architekten ingenieure, München - Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Bauingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Erfahrungen für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Die Experten ihres Faches liefern dabei aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. Klaus Pfaff ...

Dipl.-Ing. Klaus Pfaff leitet ein Team im Bereich Tragwerksplanung in München. Foto: ATP
Dipl.-Ing. Klaus Pfaff leitet ein Team im Bereich Tragwerksplanung in München. Foto: ATP

...ist Gruppenleiter im Fachbereich Tragwerksplanung bei ATP architekten ingenieure in München. Das Unternehmen beschäftigt insgesamt über 900 Fachkräfte an mehr als zehn Standorten in Europa.

Nach dem Prinzip der Integralen Planung werden unter Verwendung des Building Information Modeling (BIM) Hochbauprojekte aller Art realisiert.

Klaus Pfaff leitet ein Team von derzeit sechs Mitarbeitern und zeichnet für die Teamentwicklung sowie die Qualitätssicherung verantwortlich.


Was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Neben der Steuerung und Bearbeitung mehrerer spannender Bauvorhaben in den frühen Leistungsphasen, darunter zum Beispiel der Neubau eines Büro- und Hotelkomplexes mit Parkhaus, der Um- und Neubau eines Einkaufszentrums sowie der Neubau eines Mietwagenzentrums, konzentriere ich mich derzeit stark auf den Aufbau und die Entwicklung meines Teams.

In diesem Jahr hat die Corona-Pandemie auch unsere Arbeitsabläufe beeinflusst. Durch die bei ATP bereits bestens etablierten digitalen Kommunikations- und Planungsprozesse – Stichwort BIM – konnten wir unsere Arbeit unter Einhaltung der Abstandsregeln innerhalb weniger Tage teilweise im Home-Office problemlos weiterführen. Den Digitalisierungsschub, den wir in diesem Zuge in der Zusammenarbeit mit Partnern und Bauherren erleben, sehen wir als große Chance, Abstimmungsprozesse auch langfristig zu beschleunigen.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Seit 1981 bin ich in der Bauplanung aktiv. Nach meiner Ausbildung zum Bauzeichner in einem Architekturbüro und einem Bauingenieurstudium habe ich 14 Jahre lang in der Tragwerksplanung in einem Ingenieurbüro und als Selbständiger im Raum Unterfranken gearbeitet.

Danach war ich zehn Jahre lang als Projektleiter in der Tragwerksplanung für ein international renommiertes Ingenieurbüro in Stuttgart tätig. Seit 2018 leite ich nun die Gruppe Tragwerksplanung bei ATP architekten ingenieure in München.

Auch nach all den Jahren empfinde ich meine Tätigkeit als Tragwerksplaner als sehr abwechslungsreich. Die Mitgestaltung der gebauten Umwelt macht den Beruf für mich gleichermaßen ansprechend und anspruchsvoll. Mir gefallen besonders die vielfältige Kommunikation und die Erfahrungen mit den unterschiedlichsten Kunden und Planungsbeteiligten.

Grundsätzlich habe ich einfach Freude am Konstruieren und Bauen.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personalgewinnung?

Die Direktansprache von potenziellen Kolleginnen und Kollegen ist auch in der Tragwerksplanung unumgänglich. Unsere besondere Haltung der interdisziplinären Planung, unsere Vorreiterrolle im Bereich Building Information Modeling sowie faire Arbeitskonditionen und zahlreiche Social Benefits machen ATP zu einem attraktiven Arbeitgeber.

Es gelingt uns, diesen Mehrwert auch aufzuzeigen. Dies machen wir im Rahmen unserer konzernweiten Human-Resources-Strategie einerseits durch das Wirken eines Inhouse Recruitings und die Arbeit mit Empfehlungen von Mitarbeitern. Andererseits arbeiten wir mit externen Personalvermittlungen bzw. Headhuntern zusammen.

Abgesehen davon schalten wir Stellenanzeigen in einschlägigen Berufsportalen und Fachmagazinen und nutzen alle Kanäle einer starken Markenkommunikation, darunter unsere Website, Social Media oder die Presse.

Doch auch im Recruiting gehen wir unkonventionelle Wege. So investieren wir in Kooperationen mit Universitäten und Fachhochschulen, beispielsweise durch die Umsetzung dualer Studiengänge an der IUBH München oder dem Management Center Innsbruck.

Außerdem engagieren sich zahlreiche unserer Mitarbeiter an Hochschulen und Universitäten. So ist unser CEO Christoph M. Achammer Lehrstuhlinhaber in Wien, das Vorstandsmitglied Thilo Ebert lehrt an der Fachhochschule München und Florian Beck, unser Head of design, referiert an der Technischen Universität München.

Des Weiteren unterstützen wir Forschungsprojekte wie zum Beispiel aktuell an der Universität Graz. Hier geht es speziell um "Ganzheitliche 3D-Gebäudemodelle in der Tragwerksplanung" an einem in der Planung befindlichem Bauvorhaben.


Bitte vervollständigen Sie den Satz: "Um erfolgreich zu planen und zu bauen, kommt es in Zukunft darauf an, dass..."

... möglichst nachhaltige und ressourcenschonende Bauvorhaben mit innovativen, ökologischen und klimaschonenden Konzepten umgesetzt werden. Hier ist sehr viel Potential vorhanden, aber auch noch Überzeugungsarbeit bei Investoren und Bauherren zu leisten. Nachhaltige Investitionen werden sich langfristig auszahlen.


In welche Technik/IT investiert Ihr Unternehmen?

ATP ist seit vielen Jahren Initiator der Digitalisierung der Baubranche und Vorreiter in der Anwendung von Building Information Modeling. Den eigenen über Jahre entwickelten BIM-Industriestandard für die Anwendungssoftware Revit stellen wir über Plandata, eine Entwicklungsgesellschaft von ATP, Mitbewerbern zur Verfügung.

Speziell in der Tragwerksplanung nutzen wir die langjährige Erfahrung mit BIM im Verbund mit der Integralen Planung zugunsten von Qualität, Termin- und Kostensicherheit. Für komplexe statische Berechnungen am 3D-Modell wird die Geometrie beispielsweise direkt vom BIM-Gebäudemodell in die Statiksoftware übernommen.

Die Betonbewehrung wird über erweiterte BIM-Module direkt am 3D-Gebäudemodell erzeugt. Ausführungspläne wie Schal-, Konstruktions- und Bewehrungspläne werden ebenfalls direkt im 3D-Modell generiert.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Von der Politik würde ich mir grundsätzlich eine generelle Vereinfachung des Baurechts und der Bauvorschriften wünschen, sodass auch Genehmigungsverfahren schneller abgewickelt werden können.

Weiterhin sollten dezentrale Energiekonzepte unterstützt und konkrete Vorgaben zur Eindämmung von Flächenverschwendung gemacht werden.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Über den allgemeinen, bei uns in der ATP-Academy intensiv gelebten interdisziplinären Wissenstransfer hinaus, halte ich mich mit Fachzeitschriften, externen Seminaren und Kontakten zu Lehre und Forschung über Neuerungen in der Branche auf dem Laufenden.

Besonders schätze ich die Diskussionen und den Input meiner Kinder, die beide Architektur studiert haben. So bleibe ich am Puls der Zeit und offen für Neues.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Ich liebe das urbane Leben in München und den englischen Garten. Erholung finde ich auch beim Wandern mit meiner Familie und dem Hund in der umliegenden Berg- und Seenlandschaft.



QUELLEN UND VERWEISE:

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