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Nachgefragt bei: Marcel Kaufmann

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 22. Jan. 2020

# 25.02.2020

Marcel Kaufmann von der Interhomes AG - Jeder Bauingenieur tickt anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Marcel Kaufmann (29) ...

Marcel Kaufmann studiert in Buxtehude Bauingenieurwesen (dual) an der hochschule 21. Gleichzeitig arbeitet er bei der Interhomes AG in Bremen. Foto. privat
Marcel Kaufmann studiert in Buxtehude Bauingenieurwesen (dual) an der hochschule 21. Gleichzeitig arbeitet er bei der Interhomes AG in Bremen. Foto. privat

... absolviert ein duales Studium an der privaten hochschule 21 in Buxtehude. Er studiert im dritten Semester Bauingenieurwesen und ist gleichzeitig bei der Interhomes AG in Bremen angestellt.

Das 1968 gegründete Unternehmen realisiert als deutschlandweit agierender Bauträger mit derzeit rund 200 Mitarbeitern Projekte im Wohnungsbau, darunter Einfamilienhäuser, Doppelhäuser und Reihenhäuser.


Herr Kaufmann, warum haben Sie sich für ein Studium im Bereich Bauingenieurwesen und speziell an der hochschule 21 in Buxtehude entschieden?

Die Idee, Bauingenieur zu werden, hat sich über Jahre hinweg entwickelt. Meine berufliche Vergangenheit führte mich durch verschiedenste Branchen. Während meiner Abiturzeit habe ich mich selbstständig gemacht und war daraufhin sechs Jahre lang mit einem kleinen Kaffeemobil in ganz Deutschland unterwegs. In dieser Zeit habe ich auch eine Ausbildung zum Steuerfachangestellten absolviert.

Ich habe schon früh gemerkt, dass mich beides auf lange Sicht nicht wirklich glücklich machen würde und mich dann ein Jahr im Vertrieb einer kleinen Bremer Kaffeefirma versucht. Der Job hat mir damals richtig viel Spaß gemacht. Da die Gehaltszahlungen leider immer unpünktlicher kamen und das Vertrauensverhältnis gelitten hat, zog es mich weiter.

Ich begann bei einem Bremer Spezialabbruch-Unternehmen zu arbeiten. Dort war ich dann sozusagen der "Bursche für alles": Gab es einen Mitarbeiter-Mangel auf den Baustellen, bin ich mit rausgefahren, um die Monteure zu unterstützen. Ich habe mich auch ums Rechnungswesen im Büro gekümmert, habe beim Aufbau der Hamburger Niederlassung mitgeholfen und am Ende auch in der Auftragsbeschaffung gearbeitet. Das war die Zeit, in der mich die Faszination für die Baubranche ergriffen hat.

Da die Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten in dem damaligen Unternehmen nicht gegeben waren, entschied ich mich für einen Arbeitgeberwechsel. Über eine Empfehlung hörte ich das erste Mal von der Interhomes AG in Bremen, meinem jetzigen Arbeitgeber. Ich bewarb mich dort für eine Stelle als Sachbearbeiter im Einkauf für Bauleistungen.

Da meine bisherige Ausbildung leider nicht für höhere Positionen im Unternehmen gereicht hat und ich definitiv mehr wollte und mir nicht vorstellen konnte, ein ausschließlich theoretisches Studium zu absolvieren, entschied ich mich für das Studium zum Bauingenieur an der hochschule 21 in Buxtehude. Die Idee des dualen Studiums kam in der Firma gut an und es wurde mir ermöglicht, dieses Studium bei der Interhomes AG zu absolvieren.


Was spricht für ein Studium an Ihrer Hochschule? Welche Besonderheiten der Lehre haben Sie bislang dort erlebt bzw. gibt es?

Für die hochschule 21 und ihr Lernkonzept spricht Vieles. Zum einen gibt es wenige Hochschulen in Deutschland, die überhaupt die Möglichkeit anbieten, Bauingenieurwesen dual zu studieren.

Meiner Meinung nach ist es gerade in der Baubranche ein großer Vorteil, nicht nur theoretisches Wissen zu erlangen, sondern auch gleichzeitig zu sehen, wie dieses in der Praxis angewandt wird, wie die Abläufe auf den Baustellen sind und wie die einzelnen Abteilungen zusammenhängen und -arbeiten.

Wenn ich mit meinem Studium fertig bin, verfüge ich gleichzeitig bereits über Praxiserfahrung. Im Rahmen eines dualen Studiums komme ich nicht als Berufseinsteiger zurück ins Unternehmen, sondern bin als Absolvent direkt vielfältig einsatzfähig, weil ich mein Arbeitsumfeld und die Kollegen schon kenne.

Des Weiteren hat man hier einen ganz anderen Bezug zu den Professoren. Es ist im Semester nicht so überlaufen wie an anderen Hochschulen oder Unis. Wir haben die Möglichkeit, direkt mit den Professoren zu reden, Termine zu vereinbaren und Fachliches nochmal zu klären. Unsere Vorlesungen erinnern eher an Unterricht als an Universitätsveranstaltungen.

Durch die größere Nähe zum Dozenten bekommen wir das Wissen besser vermittelt und können Fragen stellen, wenn wir etwas nicht gleich verstanden haben. Es wird sehr viel auf die Studenten eingegangen, was Vieles erleichtert.


Wie stellt sich das Zusammenspiel zwischen Hochschule und Arbeitgeber in Ihrem dualen Studium dar?

Die Zusammenarbeit zwischen den jeweiligen Partnerunternehmen und der Hochschule findet eher im Hintergrund statt und passiert hauptsächlich über die Studierenden. Jeder Student bekommt einen Betreuer von der Hochschule, der sich um die Anliegen der Studierenden kümmert und an den man sich wenden kann, wenn Probleme auftauchen.

Es gibt keine bestimmten Vorgaben der Hochschule, was wir in der Praxis erlernen müssen, da sind die Unternehmen bei der Mitgestaltung gefragt und thematisch frei. Von unserem Unternehmen bekommen wir Noten für die geleistete Arbeit und müssen zusätzlich für jede Praxisphase einen Praxisvortrag halten oder einen Praxisbericht schreiben, der dann auch benotet wird.


Wie erleben Sie aktuell Ihren studentischen Alltag an Ihrer Hochschule?

Mein Studienalltag ist nicht ganz ohne. Natürlich hat man im Gegensatz zu der Praxisphase nicht ganz so viele Termine, da kann es dann auch mal sein, dass man ab 13 Uhr Schluss hat. Jedoch heißt das nicht, dass man sich dann auf die faule Haut legen kann. Die Zeit am Nachmittag wird dann fürs Selbststudium genutzt.

Wir haben für die Theoriephase nur drei Monate Zeit, in der wir uns das Wissen aneignen müssen. In den letzten beiden Wochen der Theoriephase werden dann die Klausuren geschrieben. Zusätzlich müssen wir innerhalb der drei Monate auch noch Hausarbeiten schreiben und abgeben, die sind auch recht anspruchsvoll. Da muss man schon engagiert sein und sich reinhängen.

Aber wir sitzen alle im selben Boot. Man hat seine Lerngruppen, mit denen man sich nach den Vorlesungen trifft und gemeinsam an seinen Sachen arbeitet. Das macht das Ganze schon sehr angenehm.


Wie sieht die Beziehung zwischen Studierenden und Lehrenden aus?

Wie bereits erwähnt, ist die Zusammenarbeit der Studenten und der Professoren sehr eng. Es ist nicht unüblich, dass die Professoren einen auf dem Gang mit Namen ansprechen oder man sich auch mal in der Mittagspause über private Themen unterhält.

Ich habe leider keinen Vergleich zum Alltag an staatlichen Hochschulen oder Universitäten, aber was ich so gehört habe, scheint das nicht üblich zu sein. Auch, dass man auf Wunsch einen Termin mit den Professoren vereinbaren kann und sich Themen nochmal im Vier-Augen-Gespräch erklären lassen kann, ist wirklich toll. Das ist sicher dem Konzept und dem hohen Engagement der Lehrenden an der hochschule 21 in Buxtehude zu verdanken.


Wie können sich Studierende aktiv in die Ausgestaltung ihrer Ausbildung einbringen?

Bei uns in der Hochschule kann man als Student einiges bewirken. Man kann sich im Senat an hochschulpolitischen Entwicklungen beteiligen oder in den Fachschaften der Studiengänge Ansprechpartner für die Studenten sein.

Ich selbst bin in der Studentenvertretung und helfe beim Organisieren von Veranstaltungen und Freizeitangeboten für Studenten an der Hochschule. Wir treffen uns einmal die Woche und planen und besprechen den Semesterablauf und aktuelle Themen.

Der Hochschule ist es sehr wichtig, dass die Studenten Wünsche und Anregungen äußern, da die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen immer an den Optimierungen und Entwicklungen unseres studentischen Alltags arbeiten.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik, speziell die Bildungspolitik?

Das ist eine wirklich schwierige Frage! Ich persönlich finde es gut, dass wir in Deutschland so viele Möglichkeiten einer persönlichen Ausbildung haben, dass jeder die Chance hat, zu studieren, egal mit welchem monetären Hintergrund oder mit welcher Herkunft.

Da wir aber gerade in der Baubranche einen immer größeren Fachkräftemangel haben, wäre es schön, die Ausbildungsberufe und vor allem die Handwerksberufe für ein breiteres Publikum wieder attraktiver zu machen.


Wie stellen Sie sich Ihre persönliche berufliche Zukunft vor? Welche nächsten Schritte planen Sie?

Zu allererst möchte ich natürlich mein Studium erfolgreich beenden. Da mein Arbeitsplatz nach dem Studium sicher ist, weiß ich auch, dass ich mir keine Gedanken über die Suche nach einem Arbeitgeber machen muss.

Ich persönlich würde nach dem Studium gerne in die Bauleitung gehen. In der letzten Praxisphase habe ich in der Hamburger Interhomes-Niederlassung in der Bauleitung gearbeitet. Das Team war grandios, die Arbeit hat unwahrscheinlich viel Spaß gemacht.

Ich durfte selbstständig arbeiten, habe viel Verantwortung bekommen und auch sehr gute Arbeit geleistet, was meine Bewertung mir nach Ende der Praxisphase verriet. Wo das Unternehmen mich dann letztendlich einsetzt, werden wir sehen.

Mein großer Traum ist es, irgendwann international zu arbeiten, an Bauvorhaben auf der ganzen Welt beteiligt zu sein. Amerika, Hong Kong, Singapur, Arabische Emirate - überall findet man unglaubliche Bauwerke und gigantische Ingenieurleistungen. Davon ein Teil zu sein und zu werden, das hätte was!



QUELLEN UND VERWEISE:

Duales Studium Bauingenieurwesen (B. Eng.) an der hochschule 21 in Buxtehude