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Nachgefragt bei: Markus Voigt

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 29. Apr. 2020

# 24.07.2020

Dipl.-Ing. Markus Voigt von der Voigt Ingenieure GmbH - Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Bauingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Erfahrungen für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Die Experten ihres Faches liefern dabei aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. Markus Voigt ...

Dipl.-Ing. Markus Voigt führt seit 2014 das eigene Planungsbüro in Berlin und Brandenburg. Foto: Voigt Ingenieure GmbH
Dipl.-Ing. Markus Voigt führt seit 2014 das eigene Planungsbüro in Berlin und Brandenburg. Foto: Voigt Ingenieure GmbH

...ist Geschäftsführer der Voigt Ingenieure GmbH aus Berlin.

Das Unternehmen mit drei brandenburgischen Niederlassungen in Luckau, Cottbus und Brandenburg an der Havel erbringt Leistungen der Beratung, Planung und Bauüberwachung sowie Projektsteuerung.

Rund 140 Mitarbeiter bearbeiten dabei unter anderem Projekte in den Bereichen Siedlungswasserwirtschaft, Verkehrsanlagen, Ingenieurbauwerke, Flughafeninfrastruktur und erneuerbare Energien.

Seit 2011 ist Voigt ehrenamtlicher Präsident des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI) mit über 2.300 Mitgliedern.


Herr Voigt, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Als Geschäftsführer des von mir 2014 gegründeten Unternehmens widme ich mich den übergeordneten Aufgaben des Vertrags- und Personalmanagements. Ich führe dabei unter anderem Einstellungsgespräche für höhere Positionen persönlich. Aktuell fordert zudem die Einrichtung unserer Niederlassung in Brandenburg an der Havel meine Aufmerksamkeit.

Darüber hinaus sind wir am Großprojekt des neuen Berliner Flughafens BER beteiligt. Konkret haben wir im Außenbereich und auf den Landebahnen Lösungen für die Abführung von Regenwasser sowie Bodenfiltersysteme entwickelt.

In Berlin agieren wir weiter als Generalplaner an der Umwandlung des Marienparks vom Industrie- zum Gewerbegebiet. Als Beitrag zur Energiewende steuern wir im Auftrag des Netzbetreibers 50Hertz mit am sogenannten Südostlink (künftige Hochspannungs-Gleichstrom-Trasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern, Anm. d. Red.).


Wie lange sind Sie schon Bauingenieur und warum?

Ich habe in Karlsruhe Bauingenieurwesen studiert und war danach von 1991 bis 1994 bei der Beller Consult in Freiburg tätig. Ab 2004 habe ich für Voigt Ingenieure eine neue Niederlassung in Berlin aufgebaut und sukzessive die Verantwortung für die Unternehmensgruppe übernommen.

2007 sind die Voigt Ingenieure zunächst in der britischen Hyder Consulting aufgegangen. Sieben Jahre später bin ich erneut in die Selbstständigkeit zurückgewechselt und mit mir mehrere der Ingenieure des ursprünglichen Büros. Somit arbeite ich seit über 20 Jahren mit dem Kernteam meines Unternehmens zusammen, was zu unserem sehr guten Betriebsklima beiträgt.

Als Vorstand in einem internationalen Konzern war ich an spannenden Großprojekten wie dem Bau des Burj Khalifa in Dubai (derzeit das höchste Gebäude der Welt, Anm. d. Red.) beteiligt, was enorm wertvoll für mich ist. Umso überzeugter lege ich heute als mein eigener Chef den Fokus auf eine Top-Dienstleistung innerhalb der begrenzten Region Berlin-Brandenburg, in der wir etwa 90 Prozent unseres Umsatzes erwirtschaften. Um der bessere Dienstleister zu sein, wollen wir die Nähe zu unseren Kunden.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personalgewinnung bzw. wie können sich Unternehmen der Baubranche heute den Nachwuchs von morgen sichern?

Aktuell könnten wir in unseren insgesamt drei Unternehmensgesellschaften ohne Probleme 20 neue Mitarbeiter einstellen, die der Markt allerdings nicht hergibt. Wir beschäftigen daher gezielt Headhunter, um wichtige Stellen besetzt zu bekommen, damit die gute Auslastung nicht dauerhaft zulasten der Bestandsbelegschaft geht. Sollten wir damit nicht den gewünschten Erfolg haben, sind auch Zukäufe anderer Unternehmen und die Übernahme des dort vorhandenen Personals vorstellbar.

In meiner Funktion als Deutschland-Chef der Hyder-Consult habe ich bereits viele Erfahrungen im Recruiting sowie der Übernahme von Fremdfirmen gemacht. Der Einkauf von Know-how ist mir lieber als das Auslagern von Kompetenzen. Dabei will ich jedoch Mittelständler bleiben. Aus meiner Konzernerfahrung weiß ich, dass das letztendlich auch für den Kunden besser ist, da er einen festen Ansprechpartner hat anstelle mehrerer, häufig auch im Projekt wechselnder Projektleiter.

Weil es die gezielte Auftragsakquise momentan nicht braucht, fokussieren wir uns allgemein auf das Thema Employer-Branding, sprich der Stärkung unseres Renommees bzw. der Marke Voigt Ingenieure. Das geschieht hauptsächlich über die Inhalte und eine Neugestaltung unserer Webpräsenz.

Die derzeit hohe Nachfrage an Ingenieurs- und Beratungsleistungen erlaubt es uns, die Gehälter der Mitarbeiter weiter zu erhöhen, obwohl wir durch unseren exklusiven und dennoch geräumigen Berliner Standort am Kurfürstendamm, Ecke Fasanenstraße im Vergleich zu anderen Büros sicher relativ hohe Nebenkosten haben.

Personalgespräche werden bei uns immer persönlich geführt. Ich lege großen Wert auf menschliche Nähe, die es auch und gerade im Bauwesen braucht. Egal wie qualifiziert jemand ist, am Ende muss er oder sie einfach zu uns passen. Soziale Intelligenz ist uns so wichtig wie technisches Know How. Ob diese vorhanden ist, merkt man nur in der direkten Interaktion.


Bitte vervollständigen Sie den Satz: "Um erfolgreich zu planen und zu bauen kommt es in Zukunft darauf an, dass..."

… alle am Bauprojekt Beteiligten gut und offen miteinander kommunizieren. Der Umgang sollte wieder partnerschaftlicher werden. Als ehrenwerter Geschäftsmann möchte ich mit meinen Partnern sachlich, fair und direkt und nicht über Anwälte sprechen.

Gleichwohl sollte dabei ein offenes Visier nicht mit unnötiger Großzügigkeit verwechselt werden.


In welche Technik bzw. IT investiert Ihr Unternehmen?

Wir investieren immer in die neusten Versionen der am Markt verfügbaren technischen Ausstattung. Das ist deshalb schon notwendig und daher selbstverständlich, weil die Produkte relativ schnell veralten. Somit werden bei uns im Schnitt alle drei bis vier Jahre Hard- und Software erneuert.

Im TGA- bzw. Gewerkebereich arbeiten wir inzwischen vollständig BIM-basiert, was im Tief- und Leitungsbau noch nicht ganz möglich ist. Zuletzt haben wir aber auch hier investiert und eine neue Leitungsplanungssoftware angeschafft.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

In der Region Berlin-Brandenburg lahmt die digitale Verwaltung noch sehr, das muss besser werden. Während der Kontaktbeschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie blieben womöglich auch deshalb Baugenehmigungen aus, was unsere Projekte zum Teil deutlich verlangsamte.

Für mich ist es Aufgabe von Politik und Berufsverbänden, das Ansehen und die Bedeutung der Berufsgruppe der Bauingenieure mit einer entsprechenden leistungsgerechten Vorgabe durch die Honorarordnung zu stärken. Andere Berufsgruppen können derzeit viel höhere Stundensätze verlangen und es beschwert sich niemand. Honorare von bis zu 100 Euro pro Stunde werden dort eher als angemessen empfunden als bei uns, was mit der Wertschätzung der erbrachten Ingenieursleistung zu tun hat.

Wenn der Staat wiederum als Verantwortlicher für die öffentliche Infrastruktur nicht fähig oder bereit ist, selbst zu bauen, können Öffentliche-Private-Partnerschaften eine Lösung sein. Die entscheidende Frage ist dabei immer, wie man das bei dem jeweiligen Projekt vernünftig ausgestaltet.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Unser Unternehmen gewährleistet jedem Mitarbeiter die Teilnahme an selbstgewählten Fortbildungen. Zudem sprechen wir bei Bedarf gezielte Empfehlungen aus.

Unter Bauingenieuren sind die technischen Kompetenzen zumeist sehr gut ausgeprägt. Woran es gerade bei Jungingenieuren aber oft noch mangelt, ist die soziale Kompetenz, welche letztlich den Unterschied im Berufsleben ausmacht.

Ob man soziale Fähigkeiten nun auf dem Tennisplatz, im Fußballverein oder mit sozialem Engagement stärkt, ist nicht entscheidend. Wichtig ist, dass man sie erwirbt und auch einsetzt.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Das Ehrenamt als Präsident des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller bietet mir immer wieder abwechslungsreiche und nicht alltägliche Erlebnisse und Begegnungen.

In meiner Freizeit laufe und schwimme ich gern. Hinzu kommen Jagdausflüge in den Bergen Österreichs.



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