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Nachgefragt bei: Matthias Funke

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 15. Nov. 2019

# 20.11.2019

Dipl.-Ing. (TH) Matthias Funke von der pbr Planungsbüro Rohling AG - Jeder Bauingenieur tickt anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. (TH) Matthias Funke ...

Dipl.-Ing. (TH) Matthias Funke ist Geschäftsfeldleiter bei der pbr Planungsbüro Rohling AG. Foto: pbr
Dipl.-Ing. (TH) Matthias Funke ist Geschäftsfeldleiter bei der pbr Planungsbüro Rohling AG. Foto: pbr

...ist als Geschäftsfeldleiter Statik/Konstruktion bei der pbr Planungsbüro Rohling AG, einem bundesweit tätigen Gesamtplanungsbüro mit Hauptsitz in Osnabrück, tätig.

Mit nahezu 500 Mitarbeitern an elf Standorten in Deutschland erbringt das Unternehmen Leistungen der Gesamtplanung sowie fachspezifische Planungen für Projekte unterschiedlicher Größenordnungen.

Von Forschungsgebäuden über Industrie- und Logistikanlagen bis hin zu Sport- und Freizeitbauten, Werkstätten und Betriebshöfen sowie Gesundheitsbauten bedient die pbr AG unterschiedliche Gebäudetypen.


Herr Funke, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Als Gesamtplaner bearbeiten wir derzeit in der Leistungsphasen 4 und 5 ein Großprojekt der Lebensmittelindustrie. Nachdem der Bauherr das aus wirtschaftlicher und technischer Sicht optimale Gesamtpaket für die Logistik und Anlagentechnik verhandelt und beauftragt hat, wurden uns die finalen Anlagenlayouts übermittelt. Nun ist eine Überarbeitung der bisherigen Pläne und Berechnungen gefordert und neue Planungen müssen unter einem enormen Zeitdruck erarbeitet werden.

In zwei weiteren aktuell laufenden Bauvorhaben mit dem Schwerpunkt "Bauen im Bestand" erleben wir während der Bauausführung Überraschungen bzw. Abweichungen zu unseren bisher gewonnenen Erkenntnissen. Diese wurden unstrittig erst nach Freilegen der Bestandsbauteile erkennbar und erfordern jetzt eine kurzfristige Reaktion unsererseits.

Nicht zuletzt stellt uns die aktuell überhitzte Baukonjunktur und die damit verbundene Preissteigerung vor Probleme. Trotz unserer umfangreichen Datenbanken und der Erfahrung hinsichtlich der Abschätzung von Preisentwicklungen und Kostenzielen ist es nur schwer möglich, Vereinbarungen einzuhalten und Kostengrenzen nicht zu überschreiten.

Bereits zur Kostenberechnung konnten wir dies bei einem aktuellen Schwimmbadprojekt glücklicherweise aufzeigen, dies führt nun allerdings zu einer Überarbeitung der ersten Entwurfsplanung.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Als Sohn eines Bauleiters bin ich schon sehr früh in Kontakt mit teils großen Bauprojekten gekommen. Bereits als Schüler habe ich parallel zur Schule bzw. in den Ferien regelmäßig auf dem Bau gearbeitet.

Seit Beginn meiner Ausbildung zum Zimmermann im Jahr 1993 bin ich beruflich in der Baubranche tätig. Meine Begeisterung für die handwerkliche Tätigkeit auf dem Bau ist trotz meiner mittlerweile auf die Ingenieurplanung ausgerichtete Tätigkeit ungebrochen.

Nach meinem Studium an der RWTH Aachen mit dem Schwerpunkt Konstruktiver Ingenieurbau habe ich bei ausführenden Firmen als Bauleiter, Kalkulator und Projektleiter erste vielschichtige Erfahrungen gesammelt.

Faszinierend an dem Beruf als Bauingenieur finde ich, dass man sich sowohl als Generalist als auch als Fachplaner einbringen kann. So ist mein Interesse und mein Mitwirken an Themen die über die eigentliche Tragwerksplanung hinausgehenden, wie zum Beispiel Termine, Kosten, Qualitäten und Bau-Vertragsrecht etc., sehr ausgeprägt.

Obwohl ich seit mittlerweile zwölf Jahren meinen Schwerpunkt klar auf die Tragwerksplanung ausrichte und bereits zahlreiche interessante Bauvorhaben bearbeitet habe, stellen sich mir immer wieder neue Herausforderungen. Bauprojekte werden eben nicht stationär in Serie produziert, sondern bedeuten individuelle Teamarbeit. Und das macht den Beruf für mich außerordentlich attraktiv.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personal?

Als eines der größten Gesamtplanungsbüros in Deutschland sind wir natürlich in der Öffentlichkeit präsenter als wir es als ein reines, kleines Tragwerksplanungsbüro in Osnabrück wären.

Die von uns realisierten Großprojekte haben offenbar auch eine Anziehungskraft für potentielle Mitarbeiter. Diese Erkenntnis gewinnen wir aus den zahlreichen Initiativbewerbungen, die uns erreichen.

Darüber hinaus verfügt die pbr AG über eine sehr aktive Recruiting-Abteilung, die nicht nur auf Hochschul- und Karrieremessen aktiv ist. An dieser Stelle hilft uns unter anderem das durch unsere Agentur für Kommunikation entwickelte und erstellte Kunden- und Mitarbeitermagazin "phase 10", welches einen Einblick in das Unternehmen und die von uns bearbeiteten Projekte gewährt.

In unserem Team der Tragwerksplanung versuchen wir potentielle neue Mitarbeiter bereits sehr früh über die Möglichkeit einer Ausbildung oder studentischen Mitarbeit für eine Karriere bei pbr zu begeistern. So bieten wir in der Regel zwei Ausbildungsstellen für Bauzeichner an und ermöglichen kontinuierlich zwei bis drei Master-Studierenden den Einblick in den praktischen Alltag.

In beiden Fällen sorgt die klare Zuordnung eines Mentors und die Möglichkeit, dank flacher Hierarchien alle Kollegen zu befragen, für eine umfassende Betreuung.

Hervorheben möchte ich aber an dieser Stelle, dass unser Fokus und unsere größten Anstrengungen eindeutig darin liegen, unseren vorhandenen und langjährigen Kollegen ein optimales Arbeitsumfeld zu bieten. So gilt es, Überlastung zu vermeiden, immer wieder neue Möglichkeiten zur Fortbildung und stetigen persönlichen Weiterentwicklung zu schaffen und somit eine gute Stimmung im Team sicherzustellen.

Im Rahmen der "pbr-Akademie" bieten wir mehrmals im Jahr eine Plattform zum fachspezifischen externen und internen Austausch sowie zur Weiterbildung der Mitarbeitenden aller Standorte. Zudem dienen interne Tragwerksplanungs- bzw. Konstrukteurs-Jour-Fixe dem Austausch und der Weiterentwicklung. Gleiches gilt für die Teilnahme an externen fachspezifischen Fortbildungen.

Nicht zuletzt eröffnet uns die Bearbeitung der Projekte in 3D eine sehr große Chance, neues Personal für uns zu begeistern, da insbesondere junge Menschen diese Arbeitsweise bevorzugen. Einmal in 3D konstruiert, möchten diese selten wieder in 2D arbeiten.

Die Möglichkeiten einer höheren Planungstiefe, welche die 3D-Arbeitsweise erlaubt, bietet zum einen eine völlig neue Projektbearbeitung, führt zum anderen aber auch aufgrund der ständigen Weiterentwicklung zu erhöhten Anforderungen eines jeden Einzelnen. Damit sind bei uns fehlende Entwicklungsmöglichkeiten bis auf Weiteres nahezu ausgeschlossen.


Bitte vervollständigen Sie den Satz: Um erfolgreich zu planen und zu bauen kommt es in Zukunft darauf an, dass ...

... man sich die neuen Möglichkeiten der Projektzusammenarbeit und -bearbeitung aneignet, den Kunden davon überzeugt und für alle gewinnbringend nutzt.

Als Planungsbüro für Verlässlichkeit und Kontinuität zu stehen, ist und bleibt allerdings das wesentliche Erfolgskriterium, um erfolgreich planen und bauen zu dürfen.


In welche (Informations-)Technik investiert Ihr Unternehmen?

Wir investieren aktuell insbesondere in unterschiedliche Software, welche die Arbeitsweise Building Information Modeling ermöglicht. Als Generalplaner ist es für uns wichtig, die unterschiedlichen Gewerke zu verknüpfen, sodass wir gefordert sind, noch größere Investitionen als vielleicht andere Planungsbüros in dieser Angelegenheit zu betreiben.

Wir haben beispielsweise vor zwei Jahren in die Projektinformationsmanagement-Software NewForma investiert und erarbeiten uns damit Optimierungen in der internen Projektzusammenarbeit, um Projekte effizienter und schneller bearbeiten zu können. Konkret können hiermit zum Beispiel Arbeitsabläufe standardisiert oder der Datenaustausch untereinander vereinfacht werden, um die Datenflut beherrschbar zu machen. Gerne nutzen wir dieses Tool projektbezogen auch gemeinsam mit externen Projektbeteiligten.

Darüber hinaus forcieren wir die Vereinheitlichung unserer CAD-Software, um Schnittstellen zwischen den Fachdisziplinen zu vereinfachen.

In der Tragwerksplanung verbessern wir unseren Workflow zwischen der CAD- und Statik-Software durch Software-Erweiterungen, begleitet durch konkrete Projektbearbeitungen und Forschungsarbeiten, wie Bachelor- bzw. Masterarbeiten zum Thema "BIM in der Tragwerksplanung". Die Schulung der Mitarbeiter stellt übrigens den weit höheren Investitionsaufwand als die reine Beschaffung neuer Software-Lizenzen dar. Technik allein ist eben nicht alles.

Aktuell stellen wir den Erweiterungsbau am Unternehmenshauptsitz in Osnabrück fertig. Mit diesem wollen wir allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern das angesprochene, optimale Arbeitsumfeld bieten.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Ich wünsche mir, dass die Politik die Bereitschaft zeigt, die Möglichkeiten der BIM-Planung tatsächlich zu nutzen.

Die Idee "Build it twice", das heißt erst vollständig zu planen und dann 1:1 nach dieser Planung zu bauen, um Überraschungen und damit verbundene Überschreitungen von Kosten und Terminen zu vermeiden, setzt voraus, dies zeitlich und auch honorartechnisch zu ermöglichen.

Auf diese Weise sowie durch die offene Kommunikation zwischen Planer und Bauherr über Kosten- und Terminrisiken könnten wir auch die oft aus strategischen Gründen genannte "Politische Zahl" zu den Baukosten vermeiden, deren Abweichung zur Kostenfeststellung manchmal weder für Fachleute und noch viel weniger für Außenstehende zu verstehen ist.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Für mich stellt bereits der Austausch unter den Kollegen zu konkreten, fachlichen Fragestellungen in gemeinsamen Projekten eine Art Weiterbildung dar.

Hinzu kommt das Bemühen, bei den bereits erwähnten Neuerungen in der Projektbearbeitung mit meinen Team-Kollegen, die sich oft jeweils schwerpunktmäßig mit einer dieser Neuerungen beschäftigen, fachlich im Detail Schritt zu halten.

Darüber hinaus versuche ich mich durch den Besuch externer Fortbildungen und über den Austausch mit erfahrenen Kollegen und ehemaliger Kommilitonen im Bereich Mitarbeiterführung und Vertragsrecht zu verbessern.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

An erster Stelle eindeutig meine Familie. Darüber hinaus viel Sport, sowohl aktiv als auch passiv, und Unternehmungen mit Freunden.



QUELLEN UND VERWEISE:

Aktuelle Stellenangebote der pbr Planungsbüro Rohling AG