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Nachgefragt bei: Richard Wilbert

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 22. Okt. 2013

# 28.10.2013

Richard Wilbert von der Brendebach Ingenieure GmbH - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat Nachgefragt bei ...

Dipl.-Ing. (FH) Richard Wilbert...

Dipl.-Ing. (FH) Richard Wilbert leitet die Abteilung Hochbau des Büros  Brendebach Ingenieure GmbH in Wissen im Westerwald. Foto: R. Wilbert
Dipl.-Ing. (FH) Richard Wilbert leitet die Abteilung Hochbau des Büros Brendebach Ingenieure GmbH in Wissen im Westerwald. Foto: R. Wilbert

...ist Abteilungsleiter Hochbau des Büros Brendebach Ingenieure GmbH mit Hauptsitz in Wissen im Westerwald. Das Unternehmen mit 65 Mitarbeitern besteht aus den Abteilungen Tiefbau, Prüfingenieurwesen sowie der Abteilung Hochbau mit angegliedertem Fachbereich Bauphysik, in dem Nachweise für den Wärmeschutz, Schallschutz sowie Brandschutzkonzepte erstellt werden. Weitere Niederlassungen befinden sich in Siegen, Troisdorf und Wiesbaden. Das Büro arbeitet für private und öffentliche Auftraggeber und Bauherren. Mit Richard Wilbert sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.

Herr Wilbert, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Zur Zeit beschäftigt mich besonders die intensive Vorbereitung meiner Abteilung auf die neuen Anforderungen rund um das Thema BIM (building information modeling), also der modernen Gebäudedatenmodellierung. Dazu besuche ich entsprechende Kongresse und führe Gespräche mit erfahrenen Anwendern aus dem Ingenieurbereich in Deutschland.

Wir wollen BIM zur interaktiven Planung von Bauprojekten zeitnah in unser Leistungsangebot aufnehmen und dabei in diesem Bereich auf dem aktuellsten Stand sein. Wir versprechen uns davon eine ständige Konfliktüberprüfung, um Fehler frühzeitig zu erkennen und letztlich zu vermeiden. Dabei kann die Planungs-Software helfen, da das Projekt zunächst anschaulich und vollständig im virtuellen Raum entsteht. Es können dort bereits - und nicht erst auf der Baustelle - alle Fachbereiche (Architektur, Haustechnik, Tragwerk, ausführende Firmen, Facility-Management, etc.) bis zur einwandfreien Funktion aufeinander abgestimmt werden.

Als Abteilungsleiter beschäftigen mich außerdem ständig laufende Angebote und Controlling-Aufgaben neben dem Personalmanagement und der Ressourcenplanung.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?


Genau genommen fing es schon 1975 mit einer Maurerlehre an. Ab 1980 arbeitete ich parallel zu Schule und Studium als Konstrukteur. Seit 1985 bin ich als Tragwerksplaner, später als Senior-Projektleiter und schließlich, seit Sommer 2011, mit sehr viel Spaß und Freude als Abteilungsleiter bei meinem jetzigen Arbeitgeber aktiv.

Mein Vater ist ebenfalls aktiver Bauingenieur (aktuell 82 Jahre alt). An meiner Arbeit fasziniert mich die Möglichkeit, einmalige Projekte umzusetzen. Anders als z.B. in der KFZ-Industrie, wird im Bauingenieurwesen kein Objekt in Serie produziert, sondern jedes Projekt ist ein Prototyp und muss als Summe zahlreicher Einzelgewerke alle Anforderungen auf Anhieb erfüllen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie als Vorgesetzter bei Ihren Mitarbeitern am meisten?

Wenn man einmal andere Erfahrungen gemacht hat, erkennt man Ehrlichkeit, Offenheit und Teamgeist als wichtigste Säulen einer funktionierenden Zusammenarbeit. All dies geht einher mit einem respektvollen Umgang miteinander. Dazu kommt die Bereitschaft, offen für neues zu sein und entsprechend aktiv das eigene Wissen zu mehren.


Auf wen hören Sie beruflich?


In unserem Hause werden einzelne Spezialgebiete jeweils denjenigen persönlich zugewiesen, die sich dort am besten auskennen. So steht neben dem gesamten Team für jedes fachliche Thema ein kompetenter interner Berater zur Verfügung.

Darüber hinausgehende Themen bespreche ich z.B. im persönlichen Austausch mit Architekten und Ingenieuren. Dies ist mir vor allem im Rahmen meiner Vorstandstätigkeit im Verbund der Ingenieure und Architekten (VIA) sowie bei Fachseminaren möglich.

In welche IT und EDV-Technik investieren Sie?

Unsere nächste anstehende größere Investition würdigt die angesprochene Erweiterung unseres Bearbeitungsangebotes auf die 3-D-Planung im Rahmen des BIM. Hier ist der Zeitpunkt erreicht, um innovativ auf die neuen Anforderungen und Planungsinstrumente einzugehen.

Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Sie soll zum Erhalt der HOAI als faires Regulierungsmittel im Preis- und Werksvertragsrecht beitragen und keine weiteren Maßnahmen dagegen ergreifen. Damit verbunden wünsche ich mir mehr Unterstützung zur Durchsetzung der HOAI-Honorare. Eine gesetzliche Regelung wie bei den Prüfingenieuren wäre von Vorteil. Hier ist aber auch die Ingenieurkammer gefordert.

Zudem muss endlich Schluss sein mit den ständig neuen Experimenten im Bereich der schulischen Bildung. Die Hochschulabschlüsse Diplom und Master müssen endlich eindeutig geregelt werden. Der Bachelor als Abschlussvariante für billige, aber wenig anerkannte Ingenieure, ist zu überdenken.

Passend zu meiner aktuellen Beschäftigung mit dem Thema, würde ich eine aktive Rolle der Politik bei der Festsetzung von Regelungen zur Einführung von BIM in Deutschland, welche für die Anpassung an den internationalen Wettbewerb dringend notwendig ist, sehr begrüßen.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?


Ich besuche regelmäßig Fortbildungen zu fachlichen Themen sowie Themen des Managements. Die Ingenieurkammer kann meiner Meinung nach ihr Angebot noch verbessern, da man bisher hier häufig nicht das findet, was man sucht.

Zur Erkennung von neuen Lösungswegen, Baustoffen und Bauverfahren ist auch das Durcharbeiten von Fachliteratur für mich unerlässlich. Dazu recherchiere ich natürlich auch regelmäßig im Internet, besonders auf der Basis von diversen Newslettern.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?


In erster Linie meine Familie, für die ich leider durch diverse berufliche Aktivitäten sowie die ehrenamtliche Tätigkeit als Vorstand im VIA bisher viel zu wenig Zeit hatte.