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Nachgefragt bei: Sabine Tönnes

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 2. Dez. 2013

# 18.12.2013

Sabine Tönnes von der Bauträgergesellschaft Wohnungsbau Overhagen - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf die/der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Bauingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat Nachgefragt bei ...

Dipl.-Ing. Sabine Tönnes...

Dipl.-Ing. Sabine Tönnes leitet die eigene Bauträgergesellschaft sowie ein Architekturbüro, wo sie insgesamt zehn Angestellten Arbeit bietet. Foto: S. Tönnes
Dipl.-Ing. Sabine Tönnes leitet die eigene Bauträgergesellschaft sowie ein Architekturbüro, wo sie insgesamt zehn Angestellten Arbeit bietet. Foto: S. Tönnes

...leitet die Bauträgergesellschaft Wohnungsbau Overhagen in Bottrop-Kirchhellen sowie ein eigenes Architekturbüro. Das Unternehmen bietet Leistungen im Wohnungsbau von der Grundstücksakquise über die Bauplanung bis hin zum Verkauf an. In dem Familienbetrieb sind insgesamt zehn Mitarbeiter beschäftigt. Mit Sabine Tönnes sprach bauingenieur24-Redakteur Fabian Hesse.

Frau Tönnes, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Wir stecken gerade mitten in der Übergabe des Familienunternehmens, was auch eine Änderung der Gesellschaftsform mit sich bringt. Mein Vater ist zwar mit 76 Jahren noch sehr aktiv, die Geschäftsleitung habe ich aber bereits übernommen.

Zusammen mit dem Wechsel in der Führung findet auch innerhalb der Belegschaft ein Umbruch statt. Mitarbeiter, die teilweise Jahrzehnte bei uns beschäftigt waren, gehen in den Ruhestand. Somit stehen Neueinstellungen an. Im Zuge dessen wollen wir unsere gesamte Firmenorganisation überdenken und weiter optimieren. Dazu gab es kürzlich eine erste interne Klausur.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig?


Ich habe 1996 meinen Abschluss an der RWTH Aachen gemacht und bin danach direkt in den Betrieb, welchen mein Vater vor über 40 Jahren gegründet hat, eingestiegen.

Welche Eigenschaften schätzen Sie als Vorgesetzte bei Ihren Mitarbeitern am meisten?

Sie sollten gut mitdenken und Probleme in erster Linie selbst lösen können. Wenn es Probleme gibt, darf jeder natürlich auch zu mir kommen, auch wenn es dabei vielleicht eines guten Selbstbewusstseins bedarf. Wichtig ist ein Verständnis und Bewusstsein über einen aktuellen Plan hinaus. Als eine Mannschaft verfolgen wir gemeinsam ein Ziel, und das heißt, unseren Kunden den Wunsch vom Eigenheim entspannt zu verwirklichen.

Im Umgang mit den älteren Kollegen bin ich sehr sicher, da ich weiß, wie sie denken und arbeiten. Bei neuen Mitarbeitern freue ich mich über Anregungen, die sie mir aufgrund ihrer Erfahrungen in anderen Unternehmen geben können. Ich bin stets für Veränderungen offen.


Auf wen hören Sie beruflich?


Mein Vater war und ist immer ein großer Mentor für mich. Dazu kommt mein Mann, der selbst Bauingenieur ist, und Freunde aus verschiedenen Branchen, darunter Bauingenieure, Banker oder Personalchefs. Von ihnen erhalte ich gerne Ratschläge und Ideen zu einzelnen Fragestellungen. Auch wenn man in Gesprächen keine direkten Lösungen findet, tut es gut, zu wissen, dass sich andere ebenfalls ständig mit beruflichen Herausforderungen konfrontiert sehen, die es zu lösen gilt.

Als Firma nutzen wir die Hinweise eines eigenen Fachbeirats. Letztendlich vertraue ich in unternehmerischen Entscheidungen meinem Bauchgefühl, das sich über die Jahre entwickelt hat.


In welche IT- bzw. EDV-Anwendungen investieren Sie?



Aktuell ist im Zuge der personellen Veränderungen für uns auch eine Anpassung der elektronischen Organisationsprogramme interessant. Dabei wollen wir die Datenablage ändern, um dann objektbezogen nach Stichworten suchen zu können. Die neue Internetseite für mobile Endgeräte herzurichten ist eine weitere Herausforderung, der wir uns gerade stellen.

Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Der Wohnungsbau muss stärker gefördert werden, sei es durch höhere Abschreibungen oder steuerliche Vorteile. Derzeit wird kaum ein Anreiz für Investoren geschaffen. Die diskutierte Mietpreisbremse ist nur ein Beispiel für die schwierigen Bedingungen für Vermieter. So haben wir Probleme, Käufer für unsere Objekte zu finden, die vermieten möchten.

Es ist in Deutschland zwar alles ordentlich reglementiert, mehr gebaut wird dadurch aber nicht. Die vielen Vorschriften sind schlecht für den Markt. Die Verschärfung der Energieeinsparverordnung baut immer größere Hürden auf, die langsam auch wirtschaftlich nicht mehr darstellbar sind.

Ich würde mir auch wünschen, dass ehrlich über die Marktlage der Bauwirtschaft gesprochen wird - die überall als wunderbar geschilderte Baukonjunktur können wir aus unserer Region nun wirklich nicht nachvollziehen.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?


Für mich ist der Bausachverständigentag in Aachen alljährlich ein sehr wichtiger Termin. Hier erfahre ich von aktuellen Gerichtsurteilen und eventuell neu auftretenden Fallstricken im täglichen Geschäft. Am Aachener Institut für Bauschadensforschung habe ich eine Bausachverständigen-Ausbildung gemacht, um mögliche Bauschäden kennen zu lernen und somit vermeiden zu können.

Ich nutze außerdem das sehr gute Angebot der Architektenkammer des Landes Nordrhein-Westfalen, darunter Seminare zu Themen wie Bauleitung, Baurecht, aber auch Marketing und Unternehmensführung. Gerne lese ich auch einschlägige Wirtschaftsblätter, in denen immer wieder aufschlussreiche Artikel über verschiedenste Unternehmen und deren Entwicklung beschrieben werden.

Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Durch den Familienbetrieb gehen Arbeit und Privates oft direkt ineinander über. Ich genieße zum Beispiel den Luxus, die tägliche Mittagspause mit meinen beiden Kindern zuhause verbringen zu können, da das Büro nur wenige Kilometer entfernt liegt. Viele Unternehmungen und gute Gespräche mit meinen Freunden sorgen bei mir regelmäßig für gute Laune. Außerdem sind mein Mann und ich seit mehreren Jahren Mitglieder in einem sehr lebhaften Gospelchor.