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Nachgefragt bei: Thomas Friedrich

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 12. Juni 2018

# 26.06.2018

Dipl.-Ing. Thomas Friedrich vom Ingenieurbüro Thomas Friedrich - Jeder Planer tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. Thomas Friedrich ...

Dipl.-Ing. Thomas Friedrich leitet das eigene Ingenieurbüro für Elektroplanung in Freital bei Dresden. Foto: ib Friedrich
Dipl.-Ing. Thomas Friedrich leitet das eigene Ingenieurbüro für Elektroplanung in Freital bei Dresden. Foto: ib Friedrich

...ist Geschäftsführer seines eigenen Ingenieur- und Elektroplanungsbüros in Freital bei Dresden. Mit seinen derzeit zwei Mitarbeiterinnen konzentriert er sich darauf, Bauplaner und Architekten im Großraum Dresden projektbezogen zu unterstützen.

Das Ingenieurbüro Thomas Friedrich ist Generalist und betreut fachtechnisch alle Gebiete von der Starkstromverteilung, über die Beleuchtung, die Datentechnik, bis zur Fotovoltaik und die Gefahrenmeldeanlagen.


Herr Friedrich, was fordert Sie gerade besonders in ihrem Job?

Zurzeit ist die größte Herausforderung für mein Büro die sehr gute Auftragslage. Ich muss eine deutlich höhere als sonst übliche Anzahl der Projekte managen und mit meinen Mitarbeiterinnen in der von meinen Kunden gewohnten Qualität abwickeln. Aus diesem Grund ist die Suche nach neuen Mitarbeitern für mich vordringlich. Konkret brauche ich einen, besser sogar zwei neue Mitarbeiter im Bereich Elektroplanung.

Trotz Auftragsdruck müssen wir uns natürlich ständig weiterentwickeln. Deshalb ist es ein Dauerthema für mich, die Balance zu finden zwischen technisch anspruchsvollen Projekten und den Brot- und Butterprojekten, bei denen wir Standardlösungen professionell und zügig erbringen.

Nicht alltägliche Projekte hinten anzustellen ist derzeit sehr verführerisch, denn mit den "normalen" Aufträgen kann ich momentan viel leichter Geld verdienen. Auch stehen wir bei vielen Projekten, für die es keine Standardlösungen gibt, immer vor der Herausforderung, die Aufgabenstellung selbst herausarbeiten zu müssen. Ich bin dann quasi ein Hellseher und muss aus meiner Erfahrung heraus erkennen, was der Bauherr braucht.

Damit bin ich aber sicherlich nicht allein, denn der Gesetzgeber hat mit den neuen BGB-Regelungen zum Bauvertragsrecht entsprechend darauf reagiert (Anm. d. Red.: siehe Quellen und Verweise).


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Seit 1992 bin ich als angestellter Elektroplaner tätig. 1992 habe ich auch zusammen mit ein paar Freunden meine erste Firma gegründet, die sich mit der Installation und Planung von Starkstrom- und Schwachstromanlagen befasste. Ich war in dieser Firma der Leiter der Elektroplanung und konnte dort schon neben den fachlichen Problemen die Führung von Mitarbeitern erlernen und proben.

1997 habe ich mich dann mit meinem eigenen Büro selbstständig gemacht und leite dieses seitdem als Freiberufler. In meinen Jahren als Angestellter und Mitgesellschafter in einer GmbH habe ich gelernt, dass ich nur in der Freiheit eines eigenen Unternehmens glücklich werde. Ich möchte mir selbst aussuchen, an welchen Projekten ich arbeite und mit wem ich zusammenarbeite. Deshalb habe ich diesen Beruf gewählt.

Die meisten meiner Kunden sind Architekten. Oft gibt es große Spannungen zwischen Architekten und Elektroplanern bzw. zwischen Architektur, Technik und Normen. Das möchte ich gern ändern. Deshalb bin ich Elektroplaner geworden. Ich bin der Meinung, Architektur und moderne Technik sind kein Widerspruch. Man muss nur miteinander reden und sich als gleichberechtigte Partner sehen. Das setze ich in meinen Projekten um.


Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personal?

Ich lege sehr viel Wert auf Ehrlichkeit. Ich schaffe dafür eine offene und kritische Büroatmosphäre, in der auch der Chef kritisiert werden kann und soll. Manchmal bin ich eben auch betriebsblind. Da helfen mir dann meine Mitarbeiterinnen weiter, die fachlich spitze sind und über zusätzliche Qualifikationen verfügen.

In meinen mehr als 20 Jahren Erfahrung als Bürochef habe ich gelernt, dass die soziale Komponente die wichtigste Komponente von Mitarbeitern ist. In einem kleinen Büro funktioniert die Zusammenarbeit nur als Familie: offen, transparent und mit klaren Regeln.

Ich liebe Mitarbeiter, die Ihr Umfeld selbst entwickeln. Ich halte es da mit Antoine de Saint Exuperie: "Wenn Du ein Schiff bauen willst, dann rufe nicht die Menschen zusammen, um Holz zu sammeln, Aufgaben zu verteilen und die Arbeit einzuteilen, sondern lehre sie die Sehnsucht nach dem großen, weiten Meer."


Auf wen hören Sie beruflich?

Am meisten höre ich auf meine Kollegen aus der alten Firma. Wir sitzen noch im gleichen Haus. Von ihnen bekomme ich immer die neuesten Praxistipps und kann sie in meine Planungen einpflegen.

Weiterhin höre ich auf meine Mitarbeiter. Wir sind zwar Generalisten, doch hat auch jeder sein Spezialgebiet. Hier lasse ich mich dann über Fotovoltaik, Beleuchtungsberechnung oder Blitzschutz belehren.

Eine weitere wichtige Quelle sind für mich die halbjährlichen ERFA-Treffen vom Berater-Team Bau. Hier kann ich mich mit Fachkollegen aus ganz Deutschland abseits des Alltagstrubels über aktuelle fachliche und organisatorische Probleme austauschen.

Mein Büro ist qualitätszertifiziert mit dem Label "Planer am Bau" vom Qualitätsverbund Planer am Bau. Die regelmäßigen Audits sind nicht nur eine Qualitätskontrolle für mein Büro, sondern auch die Auditoren vom TÜV Rheinland sind mir immer eine wichtige Informationsquelle.


In welche (Informations-)Technik investiert Ihr Unternehmen?

In diesem Jahr habe ich bisher unter anderem einen neuen Plotter und sämtliche Drucker neu angeschafft. Mein Ziel ist es, immer auf dem technisch neuesten Stand zu sein.

Mein Unternehmen ist auf dem Weg zum "papierlosen Büro". 80 Prozent haben wir schon geschafft. Damit wir noch weiter vorankommen, möchte ich für jeden Arbeitsplatz noch einen schnellen und intelligenten Dokumentenscanner anschaffen.

Seit einem dreiviertel Jahr arbeite ich unterwegs mit einem Tablet. Auf diesem ist praktisch mein ganzes Büro gespeichert und nutzbar. Ziel ist es, auch meine Mitarbeiterinnen mit einem solchen Gerät auszustatten, um die "digitale Denkweise" in die Köpfe zu bringen.

Doch ein Tablet ist nichts ohne eine entsprechende Cloud-Lösung. Hier haben wir bisher nur Inselsysteme in Nutzung. Auch hier will ich in diesem Jahr noch eine Lösung für das gesamte Büro in Betrieb nehmen.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Von der Politik erwarte ich, dass sie ihre Hausaufgaben macht und sich möglichst wenig in meine Geschäfte einmischt. Ich erwarte klare und eindeutige Regelungen, in deren Rahmen ich handeln kann.

Ein gutes Beispiel sind für mich die Regelungen im BGB zum Bauvertrags- und Architektenrecht. Auch die viel gescholtene DSGVO halte ich für eine gute und notwendige Lösung.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Mein persönliches fachliches Aufgabengebiet ist die Planung und Bauüberwachung von Brandmeldeanlagen. Hier ist die Fortbildung durch die DIN 14 675 automatisch gefordert, weshalb ich die entsprechenden Fortbildungsveranstaltungen bei Herstellern oder neutralen Fortbildungseinrichtungen besuche.

Um fachübergreifendes Wissen zum Brandschutz zu erhalten, nehme ich seit drei Jahren regelmäßig am Kongress Feuertrutz in Nürnberg teil. Zusätzlich vertiefe ich mein technisches Fachwissen durch circa fünf bis sechs Schulungsveranstaltungen bei Herstellern pro Jahr. Auch durch die erwähnten ERFA-Treffen des Berater-Teams Bau bin ich immer auf dem neuesten Stand.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Den Ausgleich suche ich zuerst bei meiner Familie und meinen Freunden. Nach der Arbeit gehe ich gern in der herrlichen Gegend rings um Dresden laufen. Zehn Kilometer und mehr können es dann schon sein. Ich nehme zudem an fünf bis sechs Volkssportwettkämpfen im Jahr Teil. Bisher war die längste Strecke ein Halbmarathon. Dieses Jahr will ich meinen ersten Marathon laufen.



QUELLEN UND VERWEISE:

Die zehn wichtigsten Urteile für Planungsbüros aus 2017