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Nachgefragt bei: Thomas Herter

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 9. Nov. 2017

# 22.11.2017

Dipl.-Ing. Thomas Herter von der ATP Planungs- und Beteiligungs AG - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. Thomas Herter ...

Dipl.-Ing. Thomas Herter ist Vorstand TGA und Niederlassungsleiter der ATP Planungs- und Beteiligungs AG. Foto: ATP / Becker
Dipl.-Ing. Thomas Herter ist Vorstand TGA und Niederlassungsleiter der ATP Planungs- und Beteiligungs AG. Foto: ATP / Becker

...ist Vorstand für den Bereich Technische Gebäudeausrüstung innerhalb der ATP Planungs- und Beteiligungs AG. Das Unternehmen mit Hauptsitz im österreichischen Innsbruck beschäftigt rund 650 Mitarbeiter an neun Standorten in Europa.

Unter dem Stichwort der Integralen Planung, einem interdisziplinären Arbeitsansatz, bietet ATP als Generalplaner sämtliche Architektur- und Ingenieurleistungen für unterschiedlichste Bauherren in den Bereichen Produktion und Logistik, Handel und Entertainment, Büro und Verwaltung, Gesundheitswesen, Lehre und Forschung, Tourismus, Wohnbau, Multifunktionsgebäude und Städtebau an.

Zu Herters Aufgaben gehören die interne Förderung von Innovation und Forschung sowie die Vereinheitlichung der Standards und die Qualitätskontrolle. Herter ist einer von zwei Geschäftsführern der ATP-Niederlassung in Berlin.


Herr Herter, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

ATP ist ein Vorreiter beim Arbeiten mittels Building Information Modeling. Aufgrund der kooperativen Planungskultur kann ATP in der Integralen Planung die Vorteile von BIM umfassend ausschöpfen. Seit 2012 plant ATP durchgehend mit BIM.

Wir haben festgestellt, dass die am Markt erhältlichen Software-Familien nicht für uns geeignet sind und daher einen eigenen ATP-Standard entwickelt. Dieser floss 2015 in die neue Österreichische BIM-Norm ein und wird über die Wissensplattform BIMpedia mit allen Marktteilnehmern geteilt. In Zusammenarbeit mit der Technischen Universität Wien ist ATP auch weiterhin in die wissenschaftliche Forschung zu Integraler Planung eingebunden.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Ich bin seit beinahe 30 Jahren in der Technischen Gebäudeausrüstung tätig. Zunächst habe ich bei einem mittelständischen Unternehmen mit Hauptsitz in Berlin alleine im Bereich TGA gearbeitet. Dann folgte eine lange Zeit in einem internationalen Konzern, bei dem ich das interdisziplinäre Arbeiten schätzen gelernt habe.

Seit 2016 arbeite ich nun bei ATP. Die Tatsache, dass ich hier mit anderen Architekten und Ingenieuren auf Augenhöhe Bauaufgaben in einem Büro integral planen kann, motiviert mich immer wieder neu.


Welche Wege gehen Sie in punkto Personalgewinnung?

Unser integraler Ansatz ist auch bei der Personalsuche von unschätzbarem Wert. Wir sind für Architekten und Bauingenieure, die bei uns direkt zusammenarbeiten können, besonders attraktiv. Hinzu kommt, dass ATP als Generalplaner Marktführer auf dem europäischen Festland ist.

Für die Personalsuche nutzen wir aktiv alle verfügbaren Kanäle. Am effektivsten ist es jedoch, wenn Mitarbeiter oder Kunden uns weiterempfehlen und wir dadurch neues Personal gewinnen können.

Wir pflegen gute Kontakte zu den Hochschulen und nutzen die Möglichkeit, durch Praktika die Kollegen von morgen möglichst früh kennen zu lernen.


Auf wen hören Sie beruflich?

Wir sind Dienstleister, also steht der Kunde für uns zu jeder Zeit im Mittelpunkt.

Zu den meisten Fachfragen finden wir kompetente Ansprechpartner innerhalb der eigenen Unternehmensgruppe. Darüber hinaus pflegen wir den engen Kontakt mit der gesamten Branche.


In welche Technik investieren Sie?

Wir haben uns komplett auf BIM-Technik ausgerichtet. Wir setzen dabei seit vielen Jahren auf Revit. Für einen Großteil der Berechnungen der Technischen Ausrüstung wählen wir SolarComputer und die Ausschreibung läuft bei uns über iTWO.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Die private Wirtschaft hat die Vorteile des integralen Planens längst erkannt, weshalb der Großteil unserer Aufträge dort liegt. Leider tut sich die öffentliche Hand immer noch schwer damit, Generalplanungen auszuschreiben. Dabei liegen die Vorteile des integralen Ansatzes in Bezug auf Qualität, Termine und Kosten auf der Hand

Weiterhin überwiegt bei vielen Kunden immer noch der verstärkte Blick auf die Investitionskosten. Stattdessen sollte den Lebenszykluskosten als Bezugsgröße zur Optimierung des Projektes mehr Gewicht gegeben werden. Die verantwortlichen Politiker müssten darauf stärker hinwirken.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Wir haben vor vielen Jahren die ATP Academy gegründet, in der wir unsere eigene Weiterbildung für die gesamte Unternehmensgruppe betreiben.

Ich halte selbst auch Seminare, zuletzt beispielsweise zum Thema "TGA in der Wettbewerbsunterstützung".


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Neben dem Bergsteigen und Wandern begeistert mich das Segeln. Die letzten drei Jahre vor meinem Start bei ATP bin ich um die Welt gesegelt. Hier in Berlin lockt mich vor allem das kulturelle Angebot der Stadt.



QUELLEN UND VERWEISE:

Vernetzung und Beteiligung: Wie ein Planungsbüro Mitarbeiter und Know-how bindet