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Nachgefragt bei: Ulrich Brinkmann

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 16. März 2017

Dipl.-Ing. Ulrich Brinkmann von der LINDSCHULTE-Ingenieurgesellschaft mbh

Dipl.-Ing. Ulrich Brinkmann...

Dipl.-Ing. Ulrich Brinkmann ist Geschäftsführer der Lindschulte-Ingenieurgesellschaft mit Hauptsitz in Nordhorn. Foto: Lindschulte

Dipl.-Ing. Ulrich Brinkmann ist Geschäftsführer der Lindschulte-Ingenieurgesellschaft mit Hauptsitz in Nordhorn. Foto: Lindschulte

...ist Geschäftsführer der Lindschulte-Holding sowie der Lindschulte-Ingenieurgesellschaft mbH. Die Lindschulte-Gruppe besteht aus elf eigenständigen Niederlassungen mit Hauptsitz im niedersächsischen Nordhorn.

Das Unternehmen erbringt als Generalplaner mit derzeit ca. 290 Mitarbeitern nahezu alle ingenieurtechnischen Dienstleistungen rund um das Thema Bau.

Die Schwerpunkte liegen im Bereich Infrastruktur und Umwelt, Brücken- und Ingenieurbau, Hoch- und Industriebau sowie der Technischen Gebäudeplanung und im Bereich Energy Services.

Herr Brinkmann, was fordert Sie gerade besonders in Ihrem Job?

Ich persönlich beschäftige mich derzeit im Wesentlichen mit dem Wachstum unserer Gruppe durch strategische Übernahmen. Seit Mitte des vergangenen Jahres gehören wir zur BKW-Deutschland, einer Tochter des Schweizer Energieversorgers BKW aus Bern. Die BKW beabsichtigt den Aufbau eines europaweit tätigen Ingenieurdienstleisters mit über 2.000 Mitarbeitern bis zum Jahre 2019.

Viele werden sich fragen: Warum verkauft man ein prosperierendes Ingenieurbüro? Die Antwort ist einfach. Durch den Verkauf an die BKW AG haben wir unsere Altersnachfolge mit einem Schlag erledigt. Bei Ingenieurbüros unserer Größe ist es, anders als in vielen kleinen Gesellschaften nicht mehr möglich, fachlich geeignete Nachfolger aus den eigenen Reihen zu finden, die auch noch genug Kapital haben, Anteile zu erwerben. Zudem ist bei unserer Größe nicht nur ein guter Ingenieur als Nachfolger und Geschäftsführer gefragt, sondern ein Unternehmer, Kaufmann und Stratege.

Während andere, internationale Ingenieurgesellschaften die Übernahmeobjekte in bestehende Strukturen integrieren und verschmelzen, suchen wir interessante Ingenieurgesellschaften zur Übernahme im Rahmen der Altersnachfolge oder als strategische Neuausrichtung der Gesellschaften. Ein Teil der Geschäftsanteile verbleibt bei den Altgesellschaftern, damit diese weiterhin unternehmerisch tätig sein können.

Nach der Übernahme ändert sich für die Altgesellschafter und deren Mitarbeiter im Alltag nichts. Bei der Übernahme der Lindschulte-Gruppe war es genauso. Für mich als Geschäftsführer hat sich bis auf den Sachverhalt, dass ich nicht mehr Gesellschafter bin, ebenfalls nichts geändert. Der Mehrwert entsteht durch die Vernetzung von fachlichen Kompetenzen und Schaffung von Synergien.

Ziele dieser Strategie sind Gesellschaften, welche uns in bestehenden Fachdisziplinen verstärken und bzw. oder uns zusätzliche Fachkompetenzen in anderen Fachbereichen und damit Zugang zu neuen Märkten verschaffen. Auch sind Gesellschaften interessant, durch welche wir unsere regionale Präsenz deutlich erhöhen können.

Über die beschriebene Tätigkeit hinaus beschäftige ich mich mit der Projektsteuerung unseres bislang größten Projektes, der Reaktivierung des Schienen-Personen-Nahverkehrs auf der Strecke von Bad Bentheim nach Nordhorn.

Alle zur Realisierung notwendigen Ingenieurleistungen werden von der LINDSCHULTE-Gruppe erbracht. Im Wesentlichen sind dies Leistungen der Vermessung, Landschaftspflege, Wassertechnik, Gleis- und Straßenplanung, Brückenbau sowie Signal- und Sicherungstechnik für die 28 Kilometer lange Strecke. Hinzu kommt die Stadtplanung und Architektur für die Bahnhöfe und deren Umfelder.

Wenn mit der Realisierung des Bauvorhabens in diesem Jahr begonnen wird, werden weitere große Herausforderungen auf die Bauüberwachung, Koordination und Steuerung zukommen.

Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Mein Bildungsweg vor dem Studium war kein gerader. Dennoch habe ich innerhalb von drei Jahren meinen Abschluss gemacht und dann Vollgas gegeben.

Die seinerzeit großen Chancen, es im Bauingenieurwesen zu etwas zu bringen, haben mich immer angespornt. Leider fehlen heute bei vielen jungen Kollegen Leistungsbereitschaft und die entsprechende Motivation für den Beruf.

Welche Wege gehen Sie in punkto Personalgewinnung?

Die Lindschulte-Gruppe steht, wie viele andere Ingenieurgesellschaften auch, vor großen Herausforderungen in Bezug auf die Rekrutierung von qualifizierten Mitarbeitern und deren Bindung an das Unternehmen.

Als ich 1980 meine berufliche Laufbahn begann, war die Nachfrage nach Bauingenieuren hoch. Auch das Angebot an qualifizierten Ingenieuren war groß, sodass der Markt gut funktionierte.

In den vergangenen Jahren ist jedoch ein Trend zu erkennen, dass weniger junge Menschen im Bereich "Bauingenieurwesen" studieren wollen. Das liegt zum einen sicherlich an der großen Auswahl an Studienmöglichkeiten, in denen ein Abschluss leichter zu erreichen ist. Zum anderen sorgt auch die Möglichkeit bauaffine Studiengänge wie "Baumanagement" etc. zu studieren dafür, dass es immer weniger reine Bauingenieure gibt.

Als Ingenieurdienstleister benötigen wir jedoch genau diese Fachkräfte aller Richtungen, um auch in der Zukunft qualitativ hochwertige Dienstleistungen erbringen zu können. Hinzu kommt aktuell nämlich - und damit schließt sich die Schere - die sehr große Nachfrage nach Ingenieurdienstleistungen, insbesondere aus dem öffentlichen Bereich.

Eine generelle Lösung des Problems sehe ich derzeit nicht. Ich denke, dass der Wettbewerb um qualifiziertes Personal, insbesondere zwischen den öffentlichen Verwaltungen und den Ingenieurbüros, weiter an Dynamik gewinnen wird.

Auf wen hören Sie beruflich?

Diese Person habe ich noch nicht gefunden.

In welche Technik investieren Sie?

Wir sind technologisch in allen unseren Niederlassungen sehr gut aufgestellt. Sämtliche notwendigen Softwareprogramme sind in den aktuellen Versionen vorhanden. Diese Investitionen sind uns wichtig.

Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Die Verbandsarbeit und somit die Berufspolitik überlasse ich gerne den Kollegen. Meine Stärken und Interessen liegen woanders. Natürlich bin ich, wie die meisten, für den Erhalt der HOAI.

Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Ich bin seit fast 40 Jahren im Geschäft. Inzwischen suche ich nur noch im Internet nach fehlenden Informationen für meine Arbeit. Fortbildungsveranstaltungen sind für mich nicht mehr interessant.

Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

In meiner Freizeit spiele ich unter anderem Golf und gehe zur Jagd.