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Hochregallager mit luftdichter Gebäudehülle

Verfasst von: Gerhard Butke
Veröffentlicht am: 27. Jan. 2005
Kategorie:

# 27.01.2005

Mit dem Bau eines modernen Logistik- und Dienstleistungszentrums, das auch in Zukunft eine hohe Anlagenverfügbarkeit und Anlagenleistung garantiert, hat die Infracor GmbH auf die geänderten Anforderungen, die heute an einen leistungsfähigen Logistikdienstleister in einem Chemiepark gestellt werden, reagiert. Infracor gehört zum Degussa-Konzern und ist Betreiber eines Chemieparks in Marl/Westfalen - des drittgrößten Verbund-Chemiestandortes in Deutschland.

Industriekomplex mit vollautomatischem Hochregallager und Umschlagplatzgebäude

Um dem Gebäude optisch die enorme Höhe von 32 Metern zu nehmen, wurde die Fassade farblich in weißen bis hellgrauen Farbtönen abgestuft, Foto: Hammersen Elementebau GmbH & Co. KG
Um dem Gebäude optisch die enorme Höhe von 32 Metern zu nehmen, wurde die Fassade farblich in weißen bis hellgrauen Farbtönen abgestuft, Foto: Hammersen Elementebau GmbH & Co. KG

Mit dem Bau dieses Industriekomplexes beauftragte die Commerzleasing und Immobiliengruppe die Siemens Dematic AG. Die komplette Planung und Bauausführung der Gebäudehülle ab Oberkante Fundament wurde der Hammersen Elementebau GmbH & Co. KG aus Osnabrück übertragen.

Es entstand ein moderner Logistikkomplex mit einem vollautomatischen Hochregallager auf einer Fläche von 5.000 Quadratmetern.

Im angegliederten Umschlagplatzgebäude sind auf einer Fläche von etwa 3.000 Quadratmetern Wareneingang- und Ausgang, mehrere Dienstleistungsbereiche für Post- und Paketumschlag, Etikettierung, Kommissionierung, Muster- und Proberaum, eine moderne Abfüllanlage und ein separates Lager für Produkte, die der Verordnung für brennbare Flüssigkeiten unterliegen (VbF-Produkte).


Modulare Silobauweise ohne brennbare Baustoffe

Konzipiert wurde der Gewerbebau in modularer Silobauweise. Sein Tragwerk bildet ein Stahlskelett, welches Dach und Wand trägt. Die Unterkonstruktion besteht aus Drei- und Vierfeldträgern, mit einer Stützweite bis zu 15 Metern. Das Gebäude ist 115 Meter lang und 43 Meter breit. Mit einer Höhe von 32 Metern ragt es weit über alle angrenzenden Hallen des Chemieparks Marl hinaus.

Um dem Gebäude optisch die enorme Höhe zu nehmen, wurde die Fassade farblich in weißen bis hellgrauen Farbtönen abgestuft (vgl. Abb.). Um der Forderung, keine brennbaren Baustoffe einzusetzen, gerecht zu werden, entschied man sich für eine Gebäudehülle aus Mineralfaser-Sandwichelementen.


Dichtbänder erfüllen erhöhte Brandschutzanforderungen

Gute Brandschutzeigenschaften und hohe Tragfähigkeiten bei geringem Eigengewicht dieser Elemente ermöglichen das Überspannen großer Stützweiten sowie flexible Erweiterungsmöglichkeiten. Verarbeitet wurden 10.020 Quadratmeter Mineralfaser-Sandwichelemente, bestehend aus zwei Stahldeckschichten mit einem Kern aus hoch verdichteter Mineralstoffwolle.

Aufgrund der erhöhten Brandschutzanforderungen dichteten die Handwerker die Anschlüsse und Fugen zusätzlich mit speziellen Dichtbändern ab. Die Dachabdichtung erfolgte mit etwa 5.080 Quadratmeter Trapezblechen. Bei der Gebäudehülle des Umschlagplatzes wurde eine Konstruktion aus Z-Profilen, Dämmung, Kassettenwand und Trapezblechen eingesetzt.


Forderung nach erhöhter Luftdichtigkeit erfüllt

Brandschutztechnisch wird das Hochregallager durch eine Permatec-Anlage geschützt. Hierbei wird der Sauerstoffgehalt im Gebäudeinnern durch Einblasen von Stickstoff auf 13 bis 13,5 Prozent reduziert, so dass keine Flammen entstehen können. Dies erforderte eine komplett luftdichte Gebäudehülle. Gefordert war eine Luftwechselrate unter 0,02 des gesamten Gebäudevolumens pro Stunde bei einem Über- oder Unterdruck von 50 Pascal (N50-Wert).

Um die geforderte Dichtigkeit der Fassade zu gewährleisten, nahmen die Techniker der Firma Hammersen Elementebau auf eigenem Materialprüfstand in Osnabrück diverse Prüfungen an den einzubauenden Materialien und an den Detailanschlusspunkten vor.


Firmeneigenen Prüfstände sichern reibungslosen Betrieb

Die luftdichte Gebäudehülle wurde mittels eines Materialprüfstandes kontrolliert, Foto: Hammersen Elementebau GmbH & Co. KG
Die luftdichte Gebäudehülle wurde mittels eines Materialprüfstandes kontrolliert, Foto: Hammersen Elementebau GmbH & Co. KG

Die firmeneigenen Prüfstände bestehen aus Druckkammern, Differenzdruckmessern und Massendurchflussmessgeräten. Die Druckluftkammer wird zur Messung durch den entsprechenden Prüfkörper verschlossen und anschließend durch einen Ventilator mit einem vorher definierten gleich bleibenden Druck beaufschlagt.

Das Blower-Door-Testergebnis eines unabhängigen Gutachters ergab einen mittleren N50-Wert von 0,0137. Damit liegt die Dichtigkeit des Gebäudes unter dem vorgegebenen Wert.

"Moderne Industriefassaden werden durch industriell vorgefertigte Systemelemente immer leichter, dafür die Gesamtkonstruktion aber anspruchsvoller", erklärte Ludger Hammersen von der Hammersen Elementbau GmbH & Co. KG im Gespräch mit bauingenieur24.

Entscheidend sei eine gute Auswahl von bewährten Systemen, der Einsatz von innovativen Materialien sowie die Einplanung von optimal verträglichen Werkstoffen.



QUELLEN UND VERWEISE:

Hammersen Elementbau GmbH & Co. KG