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"Jena ist nicht Thüringen": Stadt wirbt auf Expo Real für ostdeutschen Wirtschaftsstandort

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 8. Okt. 2024
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Bis zum 9. Oktober fand in München die internationale Immobilienfachmesse Expo Real 2024 statt. Unter dem Motto "Speed Up Construction" stellten das Bundesministerium für Wohnen, Stadtentwicklung und Bauwesen (BMWSB) und das Bundesinstitut für Bau-, Stadt- und Raumforschung (BBSR) Projekte aus dem Innovationsprogramm "Zukunft Bau" vor, die durch Digitalisierung, Vorfertigung und Automatisierung zu einem schnelleren Planen und Bauen beitragen können. Zu den vielen weiteren Ausstellern zählte auch die Stadt Jena.

Open-Source-Projekt "Wikihouse": Bauministerium präsentiert sich im modularen Holzgebäude

Der Messestand des Bauministeriums war selbst ein Demonstrationsobjekt (Bild 1): Das Gebäude aus Holz wurde vollständig digital geplant, die Holzbauteile wurden automatisiert durch eine CNC-Fräsmaschine angefertigt und mit einer einfachen Steckverbindungstechnik ohne Verschraubung gefügt.

Wikihouse
Bild 1 - Visualisierung des Zukunft-Bau-Messestandes auf der Expo Real. Grafik: HTWG - Fachbereich Architektur - wikihouse.studies+

Der Prototyp basiert auf dem modularem Konstruktionssystem "Wikihouse". Das Open-Source-Projekt soll das Bauen vereinfachen, effizienter machen und mehr Menschen den Bau einer Immobilie ermöglichen. Das Open Innovation Lab der Hochschule Konstanz Technik, Wirtschaft und Gestaltung (HTWG) hat den Gebäudeprototypen für das BBSR entwickelt.

Die Wände des Messestands boten darüber hinaus einen Einblick in aktuelle Forschungsprojekte von "Zukunft Bau", die sich auf die digitale Optimierung des gesamten Planungs- und Bauprozesses von Gebäuden beziehen, darunter:

  • KI-gestützte Generierung von Grundrissen
  • Untersuchungen und Prototypen zum digitalen, BIM-basierten Bauantrag
  • Überwachung von Baufortschritten mittels intelligenter, automatisierter Bildauswertung

Bundesbauministerin Klara Geywitz hat den Stand (121 / Halle B 2) am 7. Oktober eröffnet. Am gleichen Tag verlieh sie auch den Ingeborg-Warschke-Nachwuchsförderpreis des Vereins "Frauen in der Immobilienwirtschaft".

Stadt Jena nutzt Messe zur wirtschaftlichen Imagepflege

Ebenfalls auf der Expo Real vertreten war die Stadt Jena (Stand 220, Halle C1). Im Rahmen des Gemeinschaftsstandes der Europäischen Metropolregion Mitteldeutschland stellten die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Jena mbH (JenaWirtschaft), das Dezernat für Stadtentwicklung und Umwelt der Stadt Jena sowie der städtische Eigenbetrieb Kommunale Immobilien Jena (KIJ) aktuelle Jenaer Entwicklungsprojekte und Investitionsmöglichkeiten vor.

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Bild 2 - Die Stadt Jena präsentiert sich Auf der Immobilienmesse Expo Real 2024 als wirtschafts- und innovationsfreudig. Der neuste Büromarktbericht gibt Einblicke in den Status Quo und die Herausforderungen im Jenaer Büromarkt. (Foto: JenaWirtschaft)

Den Verantwortlichen ging es dabei vor allem um einen Gegenentwurf zum aktuellen gesellschaftspolitischen Bild Thüringens nach der Landtagswahl mit dem Sieg der rechtsextremen AfD. "Jena ist nicht Thüringen", betonte vorab der Jenaer Bürgermeister und Dezernent für Stadtentwicklung und Umwelt, Christian Gerlitz (SPD). "Unsere dynamische und zukunftsfähige Stadt bietet weiterhin hervorragende Investitionsmöglichkeiten, das möchten wir den Entscheider:innen und den Besuchenden auf Europas wichtigster Investitionsmesse zeigen."

Unter den konkreten Projekten, die vor Ort vorgestellt wurden, war zum einen ein rund 3.400 m² großes Baufeld in einem neuen Wohngebiet. Die KIJ-Werkleiterin Beate Wachenbrunner freute sich, dass zum anderen zwei neue Gewerbeflächen an der Camburger Straße in Jena-Nord mit ca. 4.300 m² und 2.700 m² angeboten werden können, die sich für Bürogebäude oder anderes nicht emittierendes Gewerbe eignen.

1.800 Unternehmen, Städte und Regionen auf Branchentreff

Auf der Expo Real vernetzten sich etwa 1.800 Unternehmen, Städte und Regionen. Markus Henkenmeier, Prokurist der Wirtschaftsförderung Jena, wollte diese Zusammenkunft aktiv nutzen. "Wir tauschen uns vor Ort mit Expertinnen und Experten unter anderem darüber aus, welche Veränderungsprozesse heute in den Städten angestoßen werden müssen, damit sie morgen noch zukunftsfähig sind." Zudem hatte man auch den neuen "Büromarktbericht Jena 2024" dabei.

Dieser bescheinigt der Stadt an der Saale einen Leerstand in Höhe von zwei Prozent für gewerblich genutzte Büroflächen bei sinkendem Flächenumsatz sowie eine geringere Bautätigkeit und steigende Mieten. Die Autoren der jährlich erscheinenden Studie erwarten, dass sich die Büroflächennachfrage weiter ausdifferenzieren werde. Neben bestmöglichen Arbeitsplatzbedingungen seien dabei ein attraktives Umfeld (u.a. Aufenthaltsqualität, Einkaufs-, Pausen- und Freizeitmöglichkeiten) und eine gute Erreichbarkeit mit ÖPNV und Radverkehr von hoher Bedeutung.