Weltweit neue Standards setzen und Werte erhalten
(bezahlter Inhalt)
Ein Gespräch mit Carsten Kunde, Geschäftsführer der DIAMANT Polymer GmbH über leistungsfähige Polymersysteme, über wachsende Akzeptanz im Stahlbau für das Flüssige Futterblech®, über nachhaltige Umwelt-Philosophie und Lifecycle sowie die Zukunft der Bauchemie
Carsten Kunde
Dipl.-Ing. (FH) Maschinenbau
geb. 4. November 1973
– 1992 – 1994 Ausbildung zum Physiklaboranten, Forschungszentrum Jülich GmbH 1994 – 1998
– Studium Maschinenbau, Fachrichtung Energie- und Umwelttechnik, FH-Aachen
– 2000 – 2005 Entwicklungsingenieur, internationaler Projektmanager bei AVL / Pierburg Instruments GmbH „Abgasmesssysteme“
– Seit 2005 DIAMANT Metallplastic GmbH, zunächst Vertrieb und Entwicklung, 2009 Prokurist,
2013 Geschäftsführer, 2019 Gesellschafter, Geschäftsführer
Herr Kunde, die Umfirmierung Ihres Unternehmens ist inzwischen abgeschlossen. „Polymer“ benennt das Basismaterial Ihrer Produkte. Wofür steht „Diamant“ ein?
DIAMANT steht seit über 130 Jahren für leistungsfähige Polymersysteme, made in Germany. Wir agieren auf dem Weltmarkt mit dem kundenorientierten Denken eines Familienunternehmens und bekennen uns zur Verantwortung für Mensch und Umwelt, aber auch zu kompromissloser Qualität und Leistung.
Unsere Wurzeln reichen bis zur Gründung der Rheydter Farben-, Spachtel- und Kitfabrik im Jahre 1886 zurück. Mit der Entwicklung des ersten Reparaturspachtels für die Gießerei-Industrie wurde bereits im Jahr 1900 der Grundstein für die Erfolgsgeschichte der DIAMANT Polymer GmbH gelegt. (Bild 1)
Sie verfügen heute aber u. a. über ein umfängliches Sortiment leistungsfähiger Polymersysteme …
Ja, es umfasst Verbundwerkstoffe, Reparatur- und Imprägnier-Materialien für eine Vielzahl von Branchen. Unsere Produkte und Dienstleistungen tragen dazu bei, Ausfallzeiten zu minimieren, Werte dauerhaft zu erhalten und Betriebskosten zu senken.
DIAMANT Gleitbeläge und Vergussmassen sorgen im Maschinenbau für passgenaue Verbindungen und höchste Präzision. Unsere Reparaturmaterialien korrigieren fehlerhafte Gussstücke und machen sie effizient nutzbar. DIAMANT Imprägnier-Materialien schützen poröse Strukturen und erhöhen ihre Haltbarkeit. Das Flüssige Futterblech® aus unserem Hause schließlich ermöglicht die Herstellung kraft- und formschlüssiger, dauerhaft korrosionsbeständiger Verbindungen – und das ohne mechanische Bearbeitung.
Ihr Unternehmen bietet seine Produkte nicht nur für die Bauindustrie an. Welcher Anteil Ihrer Produktion geht in den Bau und welches Wachstumspotenzial sehen Sie da?
In Deutschland geht gut ein Drittel unserer Produkte in die Bauindustrie. Auf dem Weltmarkt ist dieser Anteil geringer. Aber wir sehen hier großes Wachstumspotenzial. Seit Ende 2022 produzieren wir unser Schlüsselprodukt, das Flüssige Futterblech® MM1018, an unserem Standort in Bangalore auch für den indischen Markt. Das ist die Basis für die Erschließung des indischen Marktes. Weitere Märkte sind bei uns im Aufbau. (Bild 2)
Beobachten Sie bei den vielfältigen Einsatzmöglichkeiten Ihrer Produkte vom kraftschlüssigen Spaltausgleich an Stahlverbindungen über das Imprägnieren von porösen Schichten und Strukturen bis zur Lunker-Reparatur an Gussteilen am Markt ein bevorzugtes Einsatzgebiet?
Wir beobachten insbesondere im Bereich des Stahlbaus eine wachsende Akzeptanz für das Flüssige Futterblech®. Das Produkt wird zunehmend bei der Instandsetzung verwendet, etwa um neue Bauteile mit dem Bestand zu verbinden. Doch sehen wir auch bei Neubauvorhaben eine wachsende Nachfrage, wo MM1018 aufgrund seiner Flexibilität für einen reibungslosen Baufortschritt sorgt. (Bild 3)
Nicht viele kleine Unternehmen sind nach der ISO 14001 zertifiziert. Hat das nur mit Ihrem Qualitätsanspruch zu tun oder ist das auch anderweitig ein Marktmechanismus?
Ende 2021 wurde unser Umweltmanagementsystem nach den Vorgaben der ISO 14001:2015 durch den TÜV-Süd zertifiziert. Mit dem Zertifikat wird auch von neutraler Seite belegt, dass DIAMANT nachhaltig und umweltbewusst agiert.
Das dürfte ja auch ein Wettbewerbsvorteil sein …
Ganz gewiss und umso mehr, als Nachhaltigkeit ja in fast allen Branchen an Bedeutung gewinnt und immer mehr Ausschreibungen ein Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 voraussetzen.
Die erfolgreiche ISO 14001:2015-Zertifizierung belegt, dass wir im Bereich des Umweltschutzes und des umweltorientierten Handelns das Richtige tun und das Thema einen hohen Stellenwert für uns hat. Unsere Kunden in aller Welt können sich damit sicher sein, dass alle Umweltvorschriften erfasst, bewertet und eingehalten werden, und Lösungen von DIAMANT zur Schonung der Natur beitragen.
Wobei ökologische Fragen im Hause Tradition haben, ja?
Absolut! Die nachhaltige Umwelt-Philosophie war schon lange vor der Zertifizierung in der DIAMANT-DNA verankert. Geprägt wurde sie durch die zentralen Aufgaben unserer Unternehmenstätigkeit: das Schützen, das Sichern und das Erhalten. Unsere Verfahren und Produkte werden mit Blick auf Nachhaltigkeit, Ressourcenschonung und Umweltverträglichkeit fortlaufend optimiert.
Zu den Umweltschutzmaßnahmen der DIAMANT Polymer GmbH gehören auch energiesparende Produktions-Verfahren, eine stringente Müllvermeidung und der Einsatz von umweltfreundlichem Füllmaterial in der Verpackung.
Als KMU sind sie in 40 Ländern der Welt vertreten und damit ziemlich international aufgestellt, u. a. – wie Sie oben bereits erwähnten, mit einer eigenen Produktion in Indien für den dortigen Markt, seit Neuestem aber auch mit einer Niederlassung in Indonesien. (vgl. STAB 9|23, S. A 25) Welche Vorteile ergeben sich daraus für Sie?
Mit unseren innovativen Polymer-Systemen wollen wir nicht nur in Deutschland, sondern weltweit neue Standards setzen und Werte erhalten. Zum nachhaltigen Wirtschaften gehört es aus meiner Sicht, Transportwege und Lieferketten möglichst kurz zu halten. Deshalb setzen wir darauf, unsere hochwertigen Produkte möglichst schnell über Partner vor Ort herzustellen, zu lagern und zu vertreiben. (Bild 4)
Und da ist auch think globally, act locally im Spiel, nicht wahr?
Sicherlich. Das, was unser Joint Venture da macht, kommt nicht nur dem Umwelt- und Klimaschutz zugute, es bringt auch die regionale Wirtschaft voran. Zudem können wir auf diese Weise besser auf die lokal durchaus unterschiedlichen Anforderungen und Kundenwünsche eingehen.
Das neu gegründete Joint Venture P.T. DIAMANT Polymer Indonesia soll der Brückenkopf für die weitere Expansion in Südostasien sein – einer der am schnellsten wachsenden Wirtschaftsregionen der Welt. Neben dem reinen Produktvertrieb, der bereits seit mehreren Jahren erfolgreich über eine Handelsvertretung läuft, wollen wir in Indonesien zeitnah ein umfangreiches Lager und eine Teilproduktion bzw. Abfüllung der lokal besonders gefragten Produkte aufbauen.
Themenwechsel: Wie belegt die ZIM-Projektstudie in Kooperation mit der Universität Duisburg-Essen das Potenzial des duroplastischen Spaltausgleichsmaterials MM1018 in vorgespannten geschraubten Verbindungen und was macht das Potenzial konkret aus?
In dem Förderprojekt wurden von Forschern des Instituts für Metall- und Leichtbau der Uni Essen erstmals sowohl die Vorspannkraftverluste als auch der Gleitwiderstand analysiert und bei der Entwicklung eines Bemessungskonzepts berücksichtigt.
Das im Rahmen des Projekts als Benchmark untersuchte Metallpolymer MM1018 ist ein mit speziellen metallischen Füllstoffen gefülltes Zweikomponenten-Reaktionsharzsystem, das sowohl in flüssiger (MM1018 FL) als auch in pastöser Konsistenz (MM1018 P) geliefert werden kann. (Bild 5)
Und was lässt sich da über die weiteren Einsatzmöglichkeiten des Materials sagen?
(lächelt) Recht Positives: Die in experimentellen Untersuchungen durchgeführten Prüfungen in Anlehnung an DIN EN 1090-2, Anhang G, zeigten ein erfreuliches Potenzial im Hinblick auf den möglichen Einsatz des Flüssigen Futterbleches® in rutschhemmend vorgespannten Verbindungen. Eine weitere Untersuchung zeigte, dass bereits nach 24 Stunden eine hohe Festigkeit des Materials erreicht wird. Aus den generierten Daten kann auch die Bestimmung des zu erwartenden Vorspannkraftverlusts nach 50 Jahren vorgenommen werden.
Welche konkrete Bedeutung messen Sie den Ergebnissen der Studie für Ihr Unternehmen bei?
Nun, mit den durchgeführten experimentellen Untersuchungen wurde eine grundlegende Basis für die zukünftige Konzeption der rutschhemmend vorgespannten Verbindung unter Verwendung der Spaltfüllstoffe MM1018 FL und MM1018 P in Bezug auf Dimensionierung und Ausführung geschaffen. Und auf dieser Basis können wir weiterentwickeln …
Als Nischenhersteller gibt es für Ihre Produkte bislang keine eigene Normung. Warum betrachten Sie das als Fluch und Segen zugleich und welche Vorteile würde ein festes Regelwerk bieten?
Aktuell verlangen viele Projekte einen hohen technischen Beratungs- und Betreuungsaufwand. Es gibt auch nach über 1.500 erfolgreich umgesetzten Projekten immer noch offene und zu klärende Fragen. Durch unser hauseigenes Montageteam und eine enge Betreuung der Projekte, kennen wir unser Produkt und dessen Anwendung sehr gut. Das setzen wir zum Vorteil unserer Kunden ein. (Bild 6)
Trotz der allgemeinen bauaufsichtlichen Zulassung ist der Aufwand für den Einsatz des Flüssigen Futterblechs® oft groß und nur über ZiE oder UiG möglich. Ein festes Regelwerk, mit klaren Standards, könnte hier Abhilfe schaffen und es den Kunden erleichtern, die vielen Vorteile von MM1018 zu nutzen.
Herr Kunde, die Zukunft des Baus findet ganz sicher nicht nur in der Digitalisierung statt. Da hat die Bauchemie ein gewichtiges Wort mitzureden. Wie stellen sich Ihnen die Zukunftsperspektiven im Bereich Ihrer Produkte dar?
Ich gehe davon aus, dass insbesondere grüner Stahl – im Vergleich zu Beton – in Zukunft in der Baubranche an Bedeutung gewinnen wird. Parallel beobachte ich, dass die Bauausführung zunehmend Probleme hat, die geforderten Toleranzen einzuhalten. In Verbindung mit einem weltweit steigenden Bedarf an Wartung und Instandhaltung leite ich daraus vielversprechende Perspektiven für zeit- und kostensparende Verbindungslösungen ab, wie z. B. für unser Flüssiges Futterblech® MM1018. (Bild 7)
Thema Nachhaltigkeit und Lifecycle: Für 4 mm Spaltausgleich benötigen Sie mit Ihrem Material 12 kg auf einen Quadratmeter. Kann man sich damit in Sachen CO2-Fußabdruck etwa im Vergleich zu Beton nicht sehen lassen?
Ein kleiner Fußabdruck lässt sich nicht leugnen. Er ist aber – gemäß unserer Unternehmens-DNA – Ansporn für uns, permanent an neuen, klimafreundlicheren Lösungen zu arbeiten. In Relation zu anderen Spaltausgleich-Lösungen ist der CO2-Fußabdruck von MM1018 aber relativ gering. Die Bearbeitung von Flächen mit Fräsarbeiten verursacht beispielsweise deutlich mehr klimaschädliche Emissionen als unser Flüssiges Futterblech®.
Zeit und Kosten gespart sowie Umwelt geschont?
(lächelt) So lässt sich das formulieren: der Einsatz von MM1018 spart in der Tat Zeit und mithin Kosten. Zugleich ist er aber auch gut für die Umwelt. Das Flüssige Futterblech® kann ohne Energieaufwand bzw. mechanische Bearbeitung an Ort und Stelle zur Herstellung dauerhaft kraftschlüssiger Verbindungen von Stahlbauteilen eingesetzt werden. Und (lächelt) „verbinden, verbinden“ soll schon Goethe immer gesagt haben. Keine schlechte Gesellschaft, würde ich mal sagen.
Herr Kunde, haben Sie Dank für dieses Gespräch
Die Fragen stellte Burkhard Talebitari