Als Trainee in den Beruf starten: Motivation und Mehrwert für junge Bauingenieure
Der Berufseinstieg im Bauwesen kann sehr vielfältig aussehen. Entweder bewirbt man sich klassisch auf die offenen Stellen der Arbeitgeber, welche man interessant findet. Oder man ist bereits während des Studiums in Kontakt zu einem Unternehmen, z.B. durch eine Abschlussarbeit oder Werkstudententätigkeit, getreten und steigt nach dem erfolgreichen Abschluss direkt dort ein. Eine weitere Möglichkeit bietet sich jungen Talenten in der Beschäftigung als Trainee, vor allem, wenn noch nicht genau klar ist, welche Richtung der oder diejenige beruflich einschlagen möchte. Auch fehlende praktische Erfahrung kann zu einer Bewerbung als Trainee motivieren.
Programme bieten vielfältige Praxiserfahrungen in kurzer Zeit
Trainees werden zumeist für ein Jahr eingestellt, es können aber auch längere Zeiten vereinbart werden. Generell gilt, dass es in dieser relativ kurzen Zeit weniger darum geht, ordentlich Geld zu verdienen, sondern mehrere Stationen in einem Unternehmen oder einer öffentlichen Einrichtung kennenzulernen. Erfahrungen, gegebenenfalls sogar im Ausland, sind die wichtigste "Belohnung" für einen Trainee. Der Arbeitgeber investiert hingegen vor allem in eine potenzielle neue Fachkraft, die ihm aufgrund der frühzeitig gewachsenen Bindung lange erhalten bleibt.
Nicole Drieschner von der Kommunikationsabteilung der Deutschen Einheit Fernstraßenplanungs- und -bau GmbH (Deges) bestätigt diese Tatsache: "Wichtig ist uns eine langfristig erfolgreiche und zufrieden stellende Zusammenarbeit mit Perspektive." Traineeprogramme bieten beiden Seiten die Möglichkeit, sich intensiv kennenzulernen, ohne die Verpflichtung einer festen Anstellung wie im Falle eines Direkteinstiegs.
Was, auch in Sachen Gehalt, der bessere Karrierestart ist, kann nicht pauschal gesagt werden. Genau deshalb bieten viele Arbeitgeber beide Möglichkeiten an. "Absolventen können bei uns entweder direkt im Job durchstarten oder sich durch ein Trainee-Programm einen Eindruck von den verschiedenen Abteilungen, Strukturen und Aufgabenbereichen verschaffen", sagt beispielsweise Marcel Westphal von der C + P Ingenieur- und Baugesellschaft.
Beispiel 1: Vollzeit-Trainee im Bauunternehmen
Die Bauingenieurin Caroline Pistor hat als Trainee beim Stuttgarter Bauunternehmen Wolff & Müller gearbeitet. Ein Jahr lang absolvierte sie das so genannte betriebsinterne Generalistenprogramm, welches sich an kaufmännische und technische Nachwuchskräfte richtet. Dabei durfte sie auch schon ein eigenes Projekt bearbeiten und kam mit fachspezifischen Techniken und Methoden wie Lean Management oder BIM in Kontakt.
"Bei meinem Start als Trainee habe ich einen Persönlichkeitstest gemacht, der mir geholfen hat, mich selbst, meine Stärken und Entwicklungspotenziale besser einzuschätzen. Auf Grundlage der Ergebnisse und meiner selbst gewählten Ziele habe ich zusammen mit meiner Vorgesetzten einen Entwicklungsplan aufgestellt", erklärt Pistor.
Anhand des Plans konnte sie in ihrem Trainee-Jahr auch gezielt Seminare zu den Feldern belegen, in denen sie sich noch verbessern wollte. Das galt sowohl für fachliche als auch für überfachliche Themen. Caroline Pistor berichtet weiter: "Bei jeder Station hatte ich mindestens einen Sparringspartner, der mir regelmäßig Feedback gegeben hat. Gemeinsam mit meiner Vorgesetzten habe ich dann geschaut, wie lange ich bleibe und wann es Sinn macht, zur nächsten zu wechseln."
Beispiel 2: Berufsbegleitend zur Anstellung im Ingenieurbüro
Ein anderes Beispiel aus dem Alltag eines Trainees liefert Sebastian Niebauer. Der junge Bauingenieur hat am Traineeprogramm für junge Ingenieure der Bayerischen Ingenieurekammer-Bau teilgenommen. Dabei handelt es sich um eine externe neunmonatige Weiterbildungsmöglichkeit für kleine oder mittelständische Ingenieurbüros, die selbst kein eigenes Traineeprogramm wie Großunternehmen oder Konzerne anbieten können. In Seminaren und Workshops werden Einblicke in alle Phasen des Bauwesens gegeben.
"Das Traineeprogramm der Ingenieurkammer war tatsächlich die Idee meines Arbeitgebers. Er hat auch die Kosten übernommen, damit ich durch die Maßnahme über den Tellerrand meines Arbeitsbereichs schauen kann", erklärt Niebauer. Am meisten habe er von der Vertiefung seiner Baurechtskenntnisse profitiert: "Während im Berufsalltag einfach die Zeit fehlt, vertragliche Dinge als Jungingenieur zu verstehen bzw. erklärt zu bekommen, war dies in den Diskussionsrunden und Workshops gut möglich."
Der Einblick in andere Bereiche und Gewerke des Planungs- und Bauwesens habe ihm zudem geholfen, die Interessen der anderen Baubeteiligten, wie beispielsweise der TGA-Planung, besser zu verstehen, so Niebauer weiter.
Fachforum: Viele Fragen und Meinungen zum Thema Trainee
Genau diese Vielfalt der Eindrücke und Erfahrungen macht ein Traineeprogramm für junge Bauingenieure am Anfang ihres Berufslebens so attraktiv. Ob und an welche Stelle auf dem persönlichen Karriereweg es hineinpasst, muss jede und jeder für sich entscheiden. Anhaltspunkte liefern unter anderem auch Beiträge im Fachforum auf bauingenieur24. Hier wurden bereits mehrfach spezielle Fragen zum Thema Trainee gestellt und Meinungen ausgetauscht (siehe Links).