Baukonjunktur 2023: Zeichen stehen auf Abschwung
- Geringeres Bauvolumen und Umsatzrückgänge bis Jahresende erwartet
- Wohnungsbau als größtes Sorgenkind
- Stimmung unter Bauingenieuren deutlich getrübt
2022 mit vielen schlechten Nachrichten
Vor gut einem Jahr sorgte das vorläufige Ende der Förderprogramme des Bundes für energieeffiziente Gebäude für den ersten erhöhten Puls innerhalb der Planungs- und Baubranche.
Im Laufe des Jahres sollten sich ganz andere Themen in den Vordergrund drängen: Kriegsführung in Europa, Energie- und Materialengpässe, Inflation. Auch die deutschen Bauunternehmen und Planungsbüros mussten erkennen, dass ihr Wohl und Weh viel enger von der globalen Großwetterlage abhängig ist als bislang gedacht.
Wohnungsbau bricht um 26 Prozent ein
Wie nun blicken Bautätige und Planende in das Jahr 2023? Bei den einschlägigen Interessenvertretern der Bauwirtschaft erhält der Wohnungsbau traditionell große Aufmerksamkeit. Hier herrscht aktuell Alarmstimmung.
Nach Daten des Statistischen Bundesamtes sind die Auftragseingänge im Wohnungsbau im Oktober um nominal 14 Prozent unter dem Vorjahreswert geblieben. „Das ist der dritte Monat in Folge, wo im Wohnungsbau die Aufträge in deutlich zweistelliger Höhe ausbleiben. Real ist es ein Rückgang um fast 26 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, zeigte sich Felix Pakleppa, Hauptgeschäftsführer des Zentralverbands Deutsches Baugewerbe (ZDB), zum Jahresende 2022 besorgt.
Eine Trendumkehr war für ihn damals mit Blick auf die Baugenehmigungen auch in den folgenden Monaten nicht in Sicht: Die genehmigten Wohneinheiten gingen im Oktober um gut 14 Prozent zurück. Für Einfamilienhäuser war diese Entwicklung schon länger zu beobachten. Nun hat er auch den Mehrfamilienhausbau erfasst. Im Oktober wurden hier fast 2.000 Wohneinheiten weniger genehmigt als im Vorjahr (-12 %).
Umsatz 2022 bis Oktober noch stabil
Zudem stieg die Zahl der Stornierungen. Im November waren laut einer Umfrage des ifo Institutes 16,7 Prozent der Unternehmen betroffen, im Vormonat 14,5 Prozent. Nach den Daten des Statistischen Bundesamtes erreichten die Baubetriebe mit 20 und mehr Beschäftigten im Oktober immerhin noch einen Umsatz von circa zehn Milliarden Euro, nominal ein Plus von circa sechs Prozent, real ein Verlust von circa zehn Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat.
Bis einschließlich Oktober hatten die Bauunternehmen insgesamt 85,7 Milliarden Euro (Gesamtumsatz 2021: 145 Mrd. Euro) umgesetzt, nominal ein Zuwachs um circa zehn Prozent, real ein Rückgang um circa fünf Prozent. Stützend wirkte hier das erste Quartal nach, in dem die Umsätze noch um nominal rund 20 Prozent und real rund sechs Prozent über dem Vorjahresquartal lagen.
Nach Einschätzung des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) ist das inflationsbereinigte Bauvolumen insgesamt im letzten Jahr erstmals seit langer Zeit gesunken. Ein Aufschwung wird erst wieder für 2024 erwartet. Die Hauptverbände aus Baugewerbe und Bauindustrie blicken entsprechend mit Sorge auf die Entwicklungen für 2023 und rechnen mit Umsatzrückgängen.
Konjunkturumfrage unter Bauingenieuren bestätigt Negativstimmung
Die Konjunkturumfrage des Berufsportals bauingenieur24 bestätigt die aktuelle Stimmung innerhalb der Branche. Nur noch knapp elf Prozent der Befragten rechnet mit einem „sehr guten“ ersten Halbjahr (2022: 33,8%). Auch der Anteil derer, die mit einer „guten“ Auftragslage rechnen, sank deutlich, von 38,3 auf 25,1 Prozent. Die meisten Teilnehmer der Umfrage (31,7%) bewerten ihre Geschäftsaussichten als „befriedigend“ (2022: 15,8%).
Von „eher schlechten“ ersten sechs Monaten des Jahres 2023 gehen rund 20 Prozent aus. Ganz schwarz („schlecht“) sehen 12,6 der Befragten. Ähnlich pessimistisch blickten die Bauingenieurinnen und Bauingenieure zuletzt 2010 in die nähere Zukunft.