Bauprognose 2008: Tendenz weiter steigend
# 23.01.2008
Die Deutsche Bauindustrie sieht trotz zunehmender gesamtwirtschaftlicher Risiken gute Chancen, den Bauaufschwung auch 2008 fortzusetzen.
Starke regionale Unterschiede
"Wir halten ein moderates Umsatzwachstum von nominal 3 Prozent bei einer Baupreissteigerung von 2 bis 2,5 Prozent für möglich," erklärte der Präsident des Hauptverbandes der Deutschen Bauindustrie, Hans-Peter Keitel in Berlin. Die konjunkturelle Entwicklung sei allerdings durch starke regionale Unterschiede zwischen den "alten" und den "neuen", aber auch zwischen den "süddeutschen" und den "norddeutschen" Bundesländern geprägt. Die Beschäftigung werde sich stabil entwickeln. Keitel sieht für 2008 etwa 714.000 Menschen in einer Beschäftigung im deutschen Bauhauptgewerbe.
Lebhafte Nachfrageentwicklung in 2007
Die Stimmung in der deutschen Bauwirtschaft habe bislang unter den zunehmenden gesamtwirtschaftlichen Risiken nur wenig gelitten, erklärte Keitel. Ein "goldener Oktober" habe dem deutschen Bauhauptgewerbe zuletzt einen Auftragsschub von nominal 28,6 Prozent beschert. Für die Monate Januar bis Oktober ergebe sich damit ein Auftragsplus von nominal 8,5 Prozent. Die lebhafte Nachfrageentwicklung habe 2007 auch die Bauproduktion angekurbelt. Die Unternehmen hätten in den ersten zehn Monaten 2007 immerhin 3,7 Prozent mehr Arbeitsstunden geleistet als im entsprechenden Vorjahreszeitraum. Vor diesem Hintergrund sei es überraschend, dass sich die positive Auftrags- und auch Produktionsentwicklung bislang nur in einem Umsatzplus von nominal 3,1 Prozent niedergeschlagen habe. Für das Gesamtjahr 2007 erwartet der Hauptverband allerdings noch ein Umsatzplus von 4 Prozent.
Gute Grundstimmung
Als "Triebfeder des Bauaufschwungs" sieht Keitel auch 2008 die
Baunachfrage der gewerblichen Wirtschaft. Steigende Eurokurse, die
Verteuerung der Rohstoffe und zunehmende Kreditrisiken hätten die
lebhafte Investitionsneigung der deutschen Wirtschaft bislang nicht
bremsen können. Die noch immer gute Grundstimmung schlage sich in
weiter steigenden Baugenehmigungen für Wirtschaftsgebäude nieder; die
veranschlagten Baukosten hätten in den ersten zehn Monaten des
Jahres 2007 um 11,5 Prozent über dem Vorjahresniveau gelegen.
In den
vergangenen zwei Jahren hätte die Bauwirtschaft vor allem von einer
lebhaften Nachfrage des Verarbeitenden Gewerbes nach Fabrik- und
Werkstattgebäuden profitiert; 2008 werde darüber hinaus auch die
Nachfrage nach Bürogebäuden wieder anziehen.
Investitionszurückhaltung aufgegeben
Der öffentliche Bau könne sich 2008 zum "zweiten Standbein" der
Baukonjunktur entwickeln, glaubt Keitel. Die Städte und Gemeinden
hätten 2007 ihre jahrelange Investitionszurückhaltung aufgegeben. In
den ersten drei Quartalen des Jahres 2007 seien die kommunalen
Bauausgaben um nominal 8 Prozent gestiegen. Erste Ergebnisse der
traditionellen kommunalen Bauumfrage des Hauptverbandes zu
Jahresbeginn deuteten darauf hin, dass auch 2008 ein deutliches
Wachstum der kommunalen Bauausgaben zu erwarten sei.
Mehr noch:
Investitionsimpulse würden in den nächsten Jahren auch von
großflächigen städtebaulichen Entwicklungsmaßnahmen ausgehen, die
derzeit insbesondere von westdeutschen Kommunen umgesetzt bzw.
vorbereitet würden. Als Beispiele nannte Keitel die HafenCity in
Hamburg, die Revitalisierung des Phoenix-Stahlstandortes in Dortmund
und die Erschließung des Gutes Freiham in München. Weitere
Entwicklungsmaßnahmen seien unter anderem in Essen, Duisburg,
Heidelberg und Kaiserslautern vorgesehen.
Keine neue Baukrise
Der Wohnungsbau habe 2007 unter den Spätfolgen der
Sonderkonjunktur des Jahres 2006 gelitten, erklärte Keitel. Das
Auslaufen der Eigenheimzulage vor allem aber auch die
Mehrwertsteuererhöhung hätten viele private Bauherren dazu
veranlasst, ihre Projekte vorzuziehen. Die Projektlücke für das Jahr
2007 sei damit vorprogrammiert gewesen. Inzwischen zeichne sich aber
auch im Wohnungsbau eine "Bodenbildung" ab. Der Verfall der
Genehmigungszahlen für Wohnbauten habe im Februar 2007 seinen
Tiefpunkt erreicht. Für die deutsche Bauwirtschaft bedeute dies, dass
sich der Wohnungsbau im Verlauf des Jahres 2008 auf einem niedrigen
Niveau stabilisieren werde.
Sorgen bereitet dem Hauptverband allerdings die mittelfristige
Entwicklung über das Jahr 2008 hinaus. Einiges spreche dafür, dass
die gute Investitionsgüterkonjunktur 2008 ihren Zenit überschreiten
werde, erklärte Keitel, es sei deshalb zu erwarten, dass der
bisherige Motor "Wirtschaftsbau" ab 2009 langsamer laufen werde. Die
Bauwirtschaft werde damit zwar nicht - nach gerade einmal drei Jahren
Aufschwung - in eine neue Baukrise schlittern; Politik und Wirtschaft
seien aber gut beraten, bereits heute darüber nachzudenken, wie sie
sich auf eine "gesamtwirtschaftliche Wachstumspause" im Jahr 2009
vorbereiten können.