Bauwirtschaft 2024 im Plus: Aufträge von Bahn und Staat retten Ergebnis
Nominelles Plus von einem halben Prozent
Das Statistische Bundesamt meldete für das deutsche Bauhauptgewerbe im Dezember 2024 eine reale Umsatzstagnation gegenüber dem Vorjahresmonat, nachdem der November hinsichtlich des Auftragseingangs überraschend gut ausgefallen war (real +16,6% gegenüber Oktober). Für das ganze Jahr 2024 ergibt sich dennoch ein Umsatzminus von preisbereinigt 1,5 Prozent.
Nominal bedeutet dies ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. "Das ist zwar besser als von uns ursprünglich erwartet, für unsere Unternehmen aber auch für unser Land trotzdem kein gutes Ergebnis, da vor allem der Wohnungsbau gelitten hat", sagt Tim-Oliver Müller vom Hauptverband der deutschen Bauindustrie (HDB).
Dass das Ergebnis besser ausgefallen sei als erwartet, sei laut Hauptverband auf die für das Jahresergebnis durchgeführte Hochrechnung auf alle Betriebe zurückzuführen. Unterjährig würden nur die Betriebe mit 20 und mehr Beschäftigten erfasst, nicht die kleineren. Nun sei die Umsatzentwicklung der Kleinbetriebe 2024 unerwartet gut ausgefallen, was auch das Gesamtergebnis verbessert hat.
Neue Aufträge der Betriebe ab 20 Mitarbeitenden sind nach Angaben der Statistiker zum Ende des Vorjahres überwiegend ausgeblieben. Der Auftragseingang sank im Dezember im Vergleich zum Vormonat um real 7,7 Prozent. Die Auftragseingänge lagen im Gesamtjahr 2024 damit real um 0,7 Prozent unter dem Vorjahresergebnis.
2025: Bauindustrie rechnet mit Umsatzrückgang
Auf das laufende Jahr 2025 schaue man mit sehr gemischten Gefühlen. "Wir erwarten einen weiteren preisbereinigten Umsatzrückgang über alle Bausparten von 1,4 Prozent. Im Wohnungsbau sogar von minus 5 Prozent, nach minus 7 Prozent im Vorjahr. Und dass, obwohl der Bedarf an Bauleistungen und insbesondere an Wohnungen ungebrochen hoch ist."
Bislang konnten die meisten Unternehmen laut HDB die schwache Konjunkturlage noch auffangen. "Das Personal kann nicht unendlich lange vorgehalten werden. Unternehmen können sich steigende Kosten bei sinkenden Einnahmen nicht lange leisten", warnt Müller.
Tatsächlich wurde von den Bauunternehmen bereits im vergangenen Jahr Personal abgebaut. Dies geschah vor allem durch Rentenabgänge ohne Neubesetzung der Stellen. Insgesamt waren im gesamten Bauhauptgewerbe 2024 durchschnittlich 916.300 Personen beschäftigt gewesen, 11.500 bzw. 1,2 Prozent weniger als im Vorjahr. Damit ist der 15 Jahre andauernde Beschäftigtenzuwachs zu Ende. Für das laufende Jahr erwartet der Hauptverband einen weiteren Rückgang um 0,7 Prozent auf 910.000 Beschäftigte.
Tiefbau, Wirtschaftsbau und Öffentlicher Bau im Plus
Während der einst boomende Hochbau und hier speziell der Wohnungsbau anhaltend schwächeln, gibt der Tiefbau Grund zur Hoffnung. Hier wurden zuletzt sogar neue Mitarbeitende eingestellt. Die Sparte konnte ihren Umsatz 2024 dank vieler Großprojekte im Bahn- und Kabelleitungsbau um real fünf Prozent steigern (nominal: + 7 %).
Gerade die Aufträge der Bahn führten in der Sparte Wirtschaftsbau zu einem realen Anstieg i. H. v. einem Prozent (nominal: + 2,5 Prozent). Für 2025 erwartet der HDB ein leichtes Umsatzplus von real 0,5 Prozent.
Im Öffentlichen Bau konnte ein reales Plus von vier Prozent verzeichnet werden (nominal: + 6 Prozent). Für 2025 erwarte man beim Hauptverband eine Stagnation auf dem Vorjahresniveau, wenn nicht Bund, Länder und Kommunen ihre Investitionsbudgets weiter erhöhen und langfristig verstetigen.
"Was es jetzt deshalb braucht, ist eine schnelle Regierungsbildung, einen neuen Bundeshaushalt und eine klare Konzentration auf eine eindeutige Wirtschafts- und Industriepolitik", so Müller und bekräftigt die Forderung seiner Branche nach einem starken Bauressort und vor allem hohen staatlichen Investitionen in die Infrastruktur.
Infrastruktur-Kongress in Dresden: Impulse für Politik und Wirtschaft erwartet
Was die Bahn-, Straßen- und Energieinfrastruktur anbelangt, so besteht demnächst bereits Gelegenheit, die künftigen Weichenstellungen in Politik und Wirtschaft auch und vor allem im Hinblick auf die Chancen der Digitalisierung zu besprechen. Vom 31. März bis 1. April findet im Deutschen Hygiene-Museum Dresden der Kongress "BIM in der Infrastruktur – Verkehr & Energie 2025" statt.
Die Veranstaltung wird vom Verband Deutscher Eisenbahn-Ingenieure e.V. (VDEI), der Technischen Universität Dresden und buildingSMART Deutschland organisiert. Der Kongress legt den Fokus auf die Anwendung von BIM/IIM-Datenmodellen in den Bereichen Bahn-, Straßen- und Energieinfrastruktur. Es geht um Lösungen zur Beschleunigung und Digitalisierung von Genehmigungsverfahren im Infrastrukturbereich. Vertreter aus Politik und Wirtschaft werden in Podiumsdiskussionen die damit verbundenen Herausforderungen und Chancen erörtern.
Bauwirtschaft in Hessen und Thüringen: Verbände beschwören Zusammenhalt und Tariftreue
Auch in Hessen wartet man seit Jahren auf eine Verbesserung der konjunkturellen Lage. Vor dem Hintergrund der aktuellen Krise wollen die Landesbauverbände noch stärker als bisher zusammenarbeiten. So denken der Bauindustrieverband Hessen-Thüringen und der BDB Hessen Frankfurt über einen gemeinsamen jährlichen Branchentreff nach. Hier sollten auch der VBI und die Verbände der Baustoffindustrie mit im Boot sein.
Gemeinsam will man auch dazu beitragen, dass trotz Krise die Tariftreue "als große Errungenschaft der Baufirmen in Hessen und Thüringen" erhalten bleibt. "Wirtschaftlich schwierige Zeiten verleiten kurzsichtige Gemüter oftmals dazu - weil es scheinbar geht - den Tariffrieden zugunsten eines abwärtsorientieren Preiswettbewerbes aufzugeben. Das gefährdet nicht nur die Qualität der Ausführung, sondern langfristig auch die Attraktivität für Fachkräfte in der Branche", mahnt Burkhard Siebert, Hauptgeschäftsführer des Bauindustrieverband Hessen-Thüringen.
Andreas Ostermann sichert dabei seine Unterstützung zu: "Wir haben nicht mit der 'Initiative Zukunft Fachkraft' intensiv um Fachkräfte für die Branche mit attraktiven Bedingungen geworben, um sie jetzt in den Mindestlohn zu schicken. Tariflohn ist Ergebnis des Ausgleichs der Interessen von Arbeitgebern und Arbeitnehmern. Auch dieses lange geübte Miteinander soll in Krisenzeiten gestärkt und nicht geschwächt werden."