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Bauwirtschaft 2024: Zwischen Arbeitskampf und Transformation

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 22. Mai 2024

IG BAU: 12.500 streikende Beschäftigte in einer Woche

Seit dem 13. Mai werden Betriebe und Baustellen des Bauhauptgewerbes dezentral bestreikt (wir berichteten). In der ersten Woche haben sich nach Angaben der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) rund 12.500 Beschäftigte beteiligt. Die Gewerkschaft fordert für die rund 930.000 Beschäftigten in 80.000 Betrieben 500 Euro mehr Lohn pro Monat. Die letzte Einkommenserhöhung in der Branche gab es vor zweieinhalb Jahren.

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In Oberfranken haben am 21.05.2025 Beschäftigte des Baugewerbes gestreikt. Foto: Michael Saalbach / IG BAU

"Die Motivation der Bauarbeiter, für ihre Lohnerhöhung zu kämpfen, ist mehr als hoch", sagt der IG BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger. "Sie verstehen einfach nicht, warum sich die Arbeitgeber derart verweigern, ihnen die Wertschätzung zu geben, die sie verdient haben. Und ehrlich gesagt, ich auch nicht."

Feiger rechnet mit einer weiter anwachsenden Beteiligung der Baubeschäftigten am Arbeitskampf, nachdem dieser seit dem 21. Mai auch auf Baustellen der Verkehrsinfrastruktur ausgedehnt wurde. Am Mittwoch (22. Mai) nimmt der Gewerkschaftsboss selbst an einer Kundgebung in Bremen teil.

Dort spricht auch die Bremer Senatorin für Wirtschaft, Häfen und Transformation, Kristina Vogt (Die Linke). Anschließend soll ein Demonstrationszug durch die Stadt erfolgen. Erwartet werden rund 1.000 Baubeschäftigte. Auch in anderen Städten und auf ausgewählten Baustellen sind Warnstreiks geplant.

Bundeskanzler spricht beim Tag der Bauindustrie

Während in der Bauwirtschaft aktuell also die Arbeitnehmerseite ihre Interessen lautstark auf die Straße trägt, will der Hauptverband der Deutschen Bauindustrie (HDB) auf der Arbeitgeberseite wiederum seine Interessen gegenüber der Bundespolitik deutlich machen. Den Rahmen dafür bietet der alljährliche "Tag der Bauindustrie" am 5. Juni in Berlin mit sich anschließendem Sommerfest.

Neben Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) haben hier Bundesbauministerin Klara Geywitz (SPD), Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP), Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) sowie Oppositionsführer Friedrich Merz (CDU) jeweils 15 Minuten Redezeit. Die jeweiligen Beiträge tragen folgende Überschriften:

  • Bauwirtschaft als Wirtschaftsmotor (Olaf Scholz)
  • Investitionsturbo trotz Haushaltsengpass (Christian Lindner)
  • Produktiv, nachhaltig, bezahlbar: Trendwende am Bau (Klara Geywitz)
  • Transformation in herausfordernden Zeiten (Robert Habeck)

Der Veranstalter strebt mit den Spitzenpolitikern eine Diskussion auf der Grundlage einer neuen IW-Studie zur "Volkswirtschaftlichen Bedeutung der Bauwirtschaft" an. Ob sich bis zu diesem Termin eine Einigung im Tarifstreit ergeben hat oder ob auch an diesem Tag Bilder von streikenden Bauarbeiterinnen und Bauarbeitern die angestrebte Sommerfeststimmung vor dem Kanzleramt trüben werden, bleibt abzuwarten.