Bauwirtschaft: Leere Stellen statt Lehrstellen
# 15.04.2016
Trotz Beschäftigungsanstieg immer weniger Auszubildende. Anteil der Ausbildungsbetriebe nur noch bei 20 Prozent. Beteiligung kleinerer Betriebe seit 2007 besonders stark gesunken
Nachwuchs will lieber studieren
Viele der von uns in unserer Reihe "Nachgefragt bei..." interviewten Bauingenieure (siehe unten "Quellen und Verweise") haben einmal mit einer normalen Lehre "auf dem Bau" angefangen. Die Befähigung zum Studium und damit die Karriere als Ingenieur kam für diese Fachleute erst nach einer fundierten Ausbildung in der Praxis.
Heute geht der Trend für junge Menschen dahin, den direkten Weg zur Hochschule zu suchen. Entsprechend hoch ist die Zahl der Schüler, die eine allgemeine Hochschulreife anstreben, also das Abitur.
Eine betriebliche Ausbildung kommt für manchen danach nur noch im Notfall in Frage. Schwer haben es daher die ausführenden Betriebe, darunter jene der Bauwirtschaft. Die Ausbildungszahlen haben sich hier in den vergangenen Jahren zwar besser entwickelt als der bundesweite Durchschnitt. Dennoch konnte sich auch die Baubranche dem Trend sinkender Ausbildungszahlen nicht entziehen.
2015 nur rund 11.000 neue Ausbildungsverträge
Wie die Vereinigung SOKA-BAU (Sozialkassen der Bauwirtschaft) berichtet, ist die Anzahl der neuen Ausbildungsverträge in der Bauwirtschaft im vergangenen Jahr nur leicht um 0,3 Prozent gegenüber dem Vorjahr gesunken (von 11.163 auf 11.135). Die Bundesagentur für Arbeit meldete dagegen für die Gesamtwirtschaft einen Rückgang an neuen Ausbildungsverhältnisse im Bundesdurchschnitt um 1,8 Prozent (von 538.104 auf 528.386).
Nur noch jeder fünfte Betrieb bildet aus
Während auch die Zahl der Baubetriebe in den sieben Jahren vor 2015 gestiegen ist, ging die Zahl derer, die auch ausbilden, zurück. Die Ausbildungsbetriebsquote fiel von 23,8 auf 20,3 Prozent. Die Ausbildungsleistung der kleinen und großen Baubetriebe hat sich dabei in den vergangenen Jahren weiter auseinander entwickelt.
Ausbildungsstellen vor allem in kleinen Betrieben unbesetzt
Eine ähnliche Entwicklung wie innerhalb der Bauwirtschaft lässt sich auch in der Gesamtwirtschaft beobachten. Die zunehmend geringere Beteiligung kleiner Betriebe an der Ausbildung wird zumindest zum Teil dadurch erklärt, dass keine (geeigneten) Bewerber zu finden sind.