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BIM für gesamten Bundesbau ab 2023 Pflicht

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 23. Dez. 2022
  • Öffentliche Hochbauprojekte künftig nur mit digitaler Planungsmethode umsetzbar
  • Masterplan schreibt aktuelles BIM-Handbuch neben Arbeitshilfen und Schulungen vor
  • Mehrheit der kleinen und mittleren Ingenieurbüros laut Umfrage noch ohne BIM-Erfahrung

Arbeitsgemeinschaft BIM4Bundesbau mit Umsetzung betraut

Nachdem große öffentliche Infrastrukturprojekte bereits seit 2020 verpflichtend mit BIM umgesetzt werden müssen, soll die digitale Planungsmethode nun, d.h. ab 2023, auch bei Hochbauprojekten des Bundes zum Standard werden. Als vorbereitende Maßnahme ist im Oktober das öffentliche BIM-Portal des Bundes gestartet (wir berichteten).
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Abb. 1: Wie in allen anderen Baubereichen, verspricht sich der Bund auch im Hochbau zahlreiche Verbesserungen durch die Einführung von BIM, u.a. eine erhöhte Termin- und Kostensicherheit. Grafik: BIM Deutschland
Wie für die Bereiche Infrastruktur (BIM4INFRA) und Bahnbau (BIM4RAIL) gibt es auch für den Hochbau eine eigene Arbeitsgemeinschaft (ARGE BIM4Bundesbau). Diese besteht aus den vier Partnern CORE Digital Engineering (PL), Hochtief ViCon (stv. PL), AEC3 und planen-bauen 4.0 Die rechtlichen Themen werden als Unterauftragnehmer von Kapellmann Rechtsanwälte betreut.

Masterplan legt Ziele bis 2027 fest

Die ARGE wurde von den beteiligten Bundesministerien (Verkehr, Bau und Verteidigung) damit beauftragt, eine Umsetzungsstrategie und ein BIM-Handbuch für den Hochbau bzw. die zivilen und militärischen Bundesbauten zu erarbeiten, um so alle relevanten Ebenen der Bauverwaltungen dabei zu unterstützen, BIM in ihren Projekten einzuführen.

Bauverwaltungen können auf Arbeitshilfen zugreifen und Beschäftigte schulen

Sowohl die Umsetzungsstrategie als auch das BIM-Handbuch wurden finalisiert und befinden sich derzeit in der Abnahme. So genannte "Arbeitshilfen" zu den Themen Arbeitsplatzanforderungen, Rollensteckbriefe und Softwareüberblick wurden bereits eingeführt und stehen somit ab sofort den Bauverwaltungen zur Verfügung. Helfen sollen auch gezielte Schulungen aller Beschäftigten des Bundesbaus.

BIM_Hochbau
Abb. 2: Spätestens 2027 gilt eine vollumfängliche BIM-Pflicht (Level III) für alle Bauprojekte des Bundes, egal welcher Größe. Grafik: BIM Deutschland

Laut Masterplan würden die Erfahrungen aus der BIM-Einführung bzw. aus dem BIM-Wirkbetrieb künftig genutzt, um das BIM-Handbuch fortzuschreiben. Rund 30 erste "Wirkbetriebsprojekte" sind bereits im Vorfeld gestartet und werden wissenschaftlich begleitet.

Bundesingenieurkammer erhebt aktuellen Stand der BIM-Nutzung in Ingenieurbüros

Vor dem Hintergrund der durch den Bund forcierten Digitalisierung des Planens und Bauens via BIM hat die Bundesingenieurkammer den aktuellen Stand der BIM-Nutzung im Arbeitsalltag der Ingenieurbüros abgefragt. Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der Befragten aktuell nicht mit BIM arbeitet. So gaben nur 28 Prozent an, die Planungsmethode anzuwenden. Vom Großteil derer, die BIM nicht nutzen, planen jedoch 28 Prozent die Einführung.

Ein Grund warum bei vielen noch nicht mit BIM gearbeitet wird, sei laut Umfrage oftmals die ausbleibende Nachfrage durch die Auftraggeber: 59 Prozent der Befragten wurden demnach bisher noch nicht durch einen öffentlichen Auftraggeber aufgefordert, mit BIM zu planen. Private Bauherren machten die digitale, objektorientierte Planung noch seltener zur Bedingung: 79 Prozent geben an, dass der Einsatz von BIM von ihnen nicht nachgefragt wurde.

BIM als Wettbewerbsvorteil und Personalmagnet

Ingenieurbüros, die unabhängig von der Nachfrage auf die neue digitale Arbeitsweise setzen, machen dies auch, um für ihre Angestellten und Nachwuchskräfte attraktiv zu bleiben. Darüber hinaus verweist fast die Hälfte darauf, aus Eigeninteresse BIM eingeführt zu haben.

Befragte, die BIM bereits anwenden, sehen darin einen Wettbewerbsvorteil (67 Prozent). Eine Mehrheit optimiert darüber interne Prozesse (58 Prozent), fast die Hälfte möchte mit BIM die Projektkoordination verbessern. Der überwiegende Teil setzt auf das gemeinsame Arbeiten mit Open BIM.

Honorarordnung soll zusätzliche Leistungen durch BIM berücksichtigen

Auch wenn Ingenieurbüros an der weiteren Digitalisierung ihres Arbeitsumfeldes interessiert sind, müssten die Anschubkosten laut Bundesingenieurkammer für sie auch wirtschaftlich abbildbar sein. Die Befragten kritisieren, dass es bisher kaum verlässliche Vergütungsrichtlinien gibt.

QUELLEN UND VERWEISE:

BIM in Deutschland: Bundesregierung startet öffentliches Nutzerportal
Masterplan BIM für Bundesbauten (ext. PDF-Datei inkl. Glossar wichtiger BIM-Begriffe)
BIM Deutschland | Nationales Zentrum für die Digitalisierung des Bauwesens (ext. Link)