BIM-Manager: Wie das Berufsbild etabliert werden kann
# 02.09.2016
Gezielte Weiterbildung für Bauingenieure bisher nicht vorhanden. Allgemeines Unternehmensmanagement vor BIM-Einführung überprüfen. Fachleute brauchen Handlungsmacht und Kommunikationsfreiheit
BIM-Wissen in Ausbildung bisher nur Randerscheinung
In den meisten BIM-Publikationen spielt die aktive Gestaltung (= Management) von BIM-Prozessen oft eine untergeordnete Rolle, obwohl immer wieder die Einheit von Richtlinien, Prozessen, Technologien und handelnden Menschen (= Management) als Erfolgsfaktor der neuen Methode herausgestellt wird. Folgender Beitrag soll 'Management' im vorgenannten Verständnis beleuchten und nicht das bereits klarer definierte BIM Informationsmanagement, wie es derzeit in der ISO 19650 erarbeitet wird.
Der in diesem System (BIM, Anm. d. Red.) erfolgreich handelnde Mensch benötigt Fach- und Methodenwissen, welches in baubezogenen Ausbildungsgängen nur am Rand vermittelt wird. Im Kern geht es um die Erweiterung der Tätigkeitsfelder des Bauprojektmanagements und der Projektsteuerung am Bau.
Wichtig wird dabei die Fähigkeit zum analytisch-systemischen Denken sein, welches das Bauwerk von der Idee über den gesamten Lebenszyklus bis zur Renaturierung im Auge hat. Damit ist der Fokus noch einmal weiter gefasst als in der aktuellen Diskussion um den wiederentdeckten 'Baumeister', der Architektur und Ingenieurskunst nach über 150 Jahren Trennung wieder vereinen soll.
Baubranche kann Managementmethoden von anderen übernehmen
Der Blick auf den Lebenszyklus hilft auch, von Anfang an zu entscheiden, welche Informationen später noch einmal wichtig werden könnten und somit für die Wiederverwertung in einem Modell hinterlegt werden müssen. Da Management das strukturierte Entscheiden ist, um ein vorgegebenes Ziel mit begrenzten Ressourcen zu erreichen, kann die Bau- und Immobilienwirtschaft hier auf die Erfahrungen anderer Branchen zurückgreifen und die etablierten Werkzeuge auf ihre Bedürfnisse anpassen.
BIM-Einführung im Unternehmen setzt breite Managementkenntnisse voraus
Unabhängig von dieser Bewertung ist bei der Einführung von BIM das Wissen um die Werkzeuge des Strategischen Managements, Change Managements und des Human Ressources Managements unerlässlich. Nach der Entscheidung für BIM im Unternehmen ist zu prüfen, ob das bestehende Controlling, das Qualitäts- und das Risikomanagement den sich ändernden Anforderungen entspricht.
BIM-Manager als neues Leistungsbild?
Neben diesen unternehmensweiten Managementthemen, die die gesamte Bauwirtschaft betreffen und auf Geschäftsführungsebene betrachtet werden müssen, wird es in nächster Zeit verantwortliche Personen geben, die als BIM-Manager, -Koordinator oder -Steuerer Verantwortung übernehmen werden. Sie sind diejenigen, die die mit BIM verbundenen Effizienzziele sicherstellen sollen.
Methode erfordert starke kommunikative und technische Fähigkeiten
Nichtsdestotrotz werden kurzfristig qualifizierte Personen benötigt, die diese Rollen ausfüllen können. Einigkeit besteht weitgehend in der Forderung nach der selten zu findenden Kombination von besonders ausgeprägter Kommunikations- und Teamfähigkeit und besonderer technischer Qualifikation im Bezug auf vieldimensionale Gebäudemodelle.
Einige Autoren sehen das Bauingenieursstudium mit Spezialisierung im Baumanagement sowie Kenntnissen in der Projektsteuerung und modernen Softwaretools als am besten geeignete Voraussetzungen.
Effizienzgewinne nur mit klaren Befugnissen realisierbar
Basis eines guten Managements sind klare Ziele. Hier müssen Besteller (Bauherren) künftig in der Lage sein, diese klar zu formulieren. In einem Projektablaufplan werden die übergeordneten Ziele dann in Einzelziele zerlegt und in der Folge in detaillierte Umsetzungsschritte für die einzelnen Baubeteiligten.
Dieses systemische Vorausdenken in immer größere Detailtiefen stellt die größte Herausforderung für die handelnden Personen dar. Hier scheint eine initiale Schwellenangst vorzuliegen, die jedoch durch gelernte Prozesssicherheit sowie eine steile Erfahrungskurve bei Folgeprojekten schon Effizienzvorteile bringen kann.
Werden Effizienzvorteile realisiert, wären diese Beleg dafür, dass Bauen prozesshafter wird. Erste Praxiserfahrungen zeigen, dass nach der initialen Zieldefinition und Planung die Kompetenz in den Bereichen Kollisionsprüfung, Simulation sowie Sicherstellung von Modellintegrität und Konsistenz besonders gefragt ist. Diese Fachkompetenzen nützen dem übergeordneten Ziel der Effizienzsteigerung nur, wenn diese:
- um Methodenkompetenzen angereichert wird, entstehende Konflikte zwischen den Baubeteiligten kommunikativ zu lösen und
- die handelnde Person mit einer definierten Handlungsmacht ausgestattet wird.
Georg Knobloch
ist Produktmanager im TU Dresden nahen Weiterbildungsinstitut EIPOS. Er verantwortete in den letzten zwölf Jahren verschiedene Managementstudiengänge und war an der Curriculaentwicklung für die Weiterbildung verschiedener spezialisierter Managementfunktionen beteiligt.