Bleilochtalsperre als Historisches Wahrzeichen geehrt
# 04.10.2016
Größtes Wasserbauwerk seiner Art staut Saale in Thüringen. Errichtung vor über 80 Jahren lieferte wichtige Erkenntnisse für Betontechnologie. Ausführlicher Bildband zur Preisverleihung erschienen
Größte deutsche Talsperre seit über 80 Jahren in Betrieb
Erstmals seit der Einführung des Preises 2007 wurde in diesem Jahr ein Bauwerk in Thüringen als "Historisches Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst" geehrt. Ausgezeichnet wurde die 1932 fertig gestellte Bleilochtalsperre bei Saalburg nahe der bayrischen Grenze. Sie ist die größte Talsperre in Deutschland und Bestandteil der nahezu 80 km langen, fünffach gestuften Saalekaskade.
Bei Vollstau hat ihr Stausee eine Fläche von 9,5 Quadratkilometern, woraus ein Stauvolumen von 212,1 Millionen Kubikmetern resultiert. Ihre Staumauer ist eine Gewichtsstaumauer mit gekrümmter Achse, die über der Gründungssohle 65 Meter hoch ist und deren Mauerkrone eine Länge von 208,50 Meter aufweist. Mit den beiden Francisturbinen im Kraftwerksgebäude des zur Talsperre gehörigen Pumpspeicherwerks wird bei einem Wasserdurchfluss von 180 Kubikmetern pro Sekunde eine Leistung von 80 Megawatt erzeugt. Die heutzutage jährlich erzeugte Strommenge entspricht rechnerisch dem Jahresbedarf von rund 15.000 deutschen Haushalten.
Begründung zur Titelverleihung
"Die Bleilochtalsperre ist ein beeindruckendes Ingenieurbauwerk, das seit seiner Fertigstellung einen wichtigen Beitrag zum Hochwasserschutz, zur Trink- und Brauchwassergewinnung und zur Stromerzeugung leistet. Der Bau der Talsperre war eine technische Meisterleistung, die wesentlich zur Weiterentwicklung des Talsperrenbaus beigetragen hat."
Entwicklung der Betontechnologie maßgeblich beeinflußt
Die zwischen 1926 und 1932 erbaute Staumauer der Bleilochtalsperre war die erste in Deutschland, die aus Gussbeton ohne Blocksteineinlagen gebaut wurde. In jahrelangen Voruntersuchungen wurde von den planenden Ingenieuren die geeignete Betonmischung für die Talsperre entwickelt. Beim Bau wurde der Beton auf einer zweigeschossigen Betonierbrücke hergestellt und über maximal 40 Meter lange Fallrohre und so genannte Gießflieger verteilt. Das Betoniersystem war mit einer maximalen Tagesleistung von 1.514 Kubikmetern Beton für damalige Verhältnisse äußerst leistungsfähig.
Die Auszeichnungsreihe Historische Wahrzeichen der Ingenieurbaukunst
wird von der Bundesingenieurkammer und der Ingenieurkammer Thüringen verliehen und vom Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit unterstützt. Die in Frage kommenden Bauwerke müssen sich auf dem Territorium der Bundesrepublik Deutschland befinden und älter als 50 Jahre sein.