CO2-Abscheidung ab 2024: Holcim will Dekarbonisierung der Zementindustrie vorantreiben
Bundeswirtschaftsministerium fördert CO2-Abscheideanlage
Der Baustoffhersteller Holcim hat vom Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) die Förderzusage für das Vorhaben “Industrielle Erforschung zur membranbasierten CO2-Abtrennung für die Dekarbonisierung von Zementwerken” erhalten.
Die Förderung in Höhe von 1.329.249,81 Euro soll die Errichtung einer größeren Testanlage sowie einer einjährigen aktiven Testphase im Holcim-eigenen Zementwerk in Höver, einem Ortsteil der Stadt Sehnde, südöstlich von Hannover, unterstützen. Die Ausstellung des Zuwendungsbescheids erfolgt im Rahmen des BMWK-Förderprogramms "Dekarbonisierung in der Industrie".
"Die Unterstützung der Politik zeigt, dass wir erfolgreich die Zementwende eingeläutet haben", sagt Thorsten Hahn, CEO von Holcim Deutschland. "Wir leisten hier wirkliche Pionierarbeit für die gesamte Zementindustrie und freuen uns über den nächsten Schritt auf unserem Weg zum klimaneutralen Unternehmen", ergänzt Werksleiter Stephan Hinrichs.
Zementindustrie in Deutschland verursacht 20 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr
Im Zementwerk Höver wird eine Technik erprobt, die einen wichtigen Beitrag zur Dekarbonisierung der Zementindustrie in Deutschland leisten soll. Das Herstellen von einer Tonne Zement in Deutschland ist bislang rohstoffbedingt mit etwa 600 Kilogramm CO2-Emissionen verbunden.
Jährlich werden in Deutschland so rund 20 Millionen Tonnen des Treibausgases in die Atmosphäre abgegeben. Das entspricht rund zehn Prozent der gesamten Industrieemissionen. Vor diesem Hintergrund hatte sich die Holcim (Deutschland) GmbH im vergangenen Jahr mit der Cool Planet Technologies (CPT) Limited und dem Helmholtz-Zentrum Hereon auf eine Zusammenarbeit verständigt.
Im Zentrum der Kooperation steht der Bau und die Inbetriebnahme einer CO2-Abscheideanlage, die auf einer membranbasierten Technologie basiert und als End-of-Pipe-Lösung ausgeführt wird. Diese ist also dem eigentlichen Zementherstellungsprozess nachgeschaltet und hat somit keine direkten Auswirkungen auf diesen, was die Dekarbonisierung eines herkömmlichen Zementwerks aus technischer Sicht deutlich vereinfacht.
Finale Ausbaustufe sieht neunzigprozentige CO2-Einsparung vor
Das chemiefreie Verfahren verbraucht zudem laut CPT deutlich weniger Energie als etablierte Technologien zur Kohlenstoffabscheidung und kann vollständig mit erneuerbarer elektrischer Energie betrieben werden. Das kompakte, skalierbare, modulare und betrieblich flexible Verfahren sei somit ideal für Nachrüstungen und Neubauten.
Bestätigen sich die guten Ergebnisse in der nun startenden Langzeittestphase, soll die Anlage schrittweise erweitert werden, sodass sie nach der finalen Ausbaustufe rund 90 Prozent der CO2-Emissionen abtrennen und hochreines CO2 in flüssiger Form für die weitere Nutzung in nachgelagerten Wertschöpfungsstufen oder Sequestrierung liefern kann. Auch dies soll im genehmigten Fördervorhaben näher untersucht werden.
Ziel des Anlagenbetriebs ist es, Leistung, Wirtschaftlichkeit und Einsatzverhalten im größeren Maßstab (10.000 Tonnen pro Jahr) zu demonstrieren, um zu prüfen, ob die Technik nicht nur in Höver sondern auch in weiteren Zementwerken und Industrien technisch und wirtschaftlich eingesetzt werden kann.
Laut Holcim kann der ursprünglich geplante Projektstart nach "außerordentlich positiven Ergebnisse der Vorversuchsphase" vorgezogen werden. Aktuell sei der Start der Testphase für Anfang des Jahres 2024 anvisiert.