Das LAB kommt: Bund finanziert Bauforschungszentrum mit Sitz in Bautzen
Bund stellt Finanzmittel für LAB im Haushalt 2024 ein
Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat beschlossen, im Bundeshaushalt 2024 insgesamt 3,6 Millionen Euro für den Aufbau eines Bundesforschungszentrums für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen bereitzustellen.
Für die folgenden vier Jahre sind zudem bis zu 65 Millionen Euro als sogenannte Verpflichtungsermächtigungen verankert. Darüber informierten die sächsischen Bundestagsabgeordneten Torsten Herbst (FDP), Kathrin Michel (SPD) und Paula Piechotta (Grüne) nach der Bereinigungssitzung zum Bundeshaushalt 2024 am 17.11.2023.
Bei der Vorstellung der Details rund um den Aufbau des LAB am 20.11.2023 gab Manfred Curbach, Initiator des LAB und Professor für Massivbau an der TU Dresden, die Richtung vor: "Vor uns liegen drängende Fragen wie die Reduzierung des CO2-Ausstoßes in der Bauwirtschaft oder höhere Energieeffizienz. Wichtig ist, dass wir uns im LAB auf das Herstellen von Gebäuden anstatt auf den reinen Betrieb konzentrieren."
Man werde mit vier Modulen beginnen, die die größte positive Wirkung auf den Klimawandel entfalten würden. So gehe es vor allem um
- die Verlängerung der Lebensdauer von Gebäuden (u.a. durch die Weiter- und Neuentwicklung von Materialien und Methoden,
- die Chancen der Digitalisierung in Verbindung mit Neubauten unter Einbeziehung von Leichtbaumaterialien und nachhaltigem Design,
- mineralisch gebundene Materialien (konkret: biobasierte Betone und Baustoffe) und die Klimaneutralität des Bauens,
- die Ressourceneffizienz zur Verringerung der Ressourcenverluste bei Abbruch, Umbau und Bauen.
Bauforschungszentrum soll über 1.000 Arbeitsplätze schaffen
Das Forschungszentrum LAB – Living Art of Building (urspr. Lausitz Art of Building; Anm. d. Red.) kann nach Einschätzung des Bautzner Landratsamtes von der sächsischen Kreisstadt aus starten und bundesweit an verschiedenen Standorten aufgebaut werden. Für Investitionen in den Aufbau in Sachsen haben die Landkreise Bautzen und Görlitz zugesagt, mit Hilfe der Städte und Gemeinden bis zu 450 Millionen Euro ihrer Strukturwandelmittel zur Verfügung zu stellen.
Ab 2024 soll der mehrjährige Aufbau des LAB beginnen. Perspektivisch sollen insgesamt rund 1.250 Mitarbeitende aus Wissenschaft und Technik in weltweit einzigartigen Laboreinrichtungen forschen und entwickeln. Geht es nach den Verantwortlichen, werden durch die enge Zusammenarbeit mit der Industrie werden langfristig bis zu 40.000 Arbeitsplätze in und um das LAB herum entstehen. Beteiligen könnten sich demnach deutschlandweit alle Interessenten, die das nötige Fachwissen und Ressourcen einbringen können.
Bautzens Landrat, Udo Witschas (CDU), freut sich sehr über die Entscheidung des Bundes: "Wir haben sehr für diese Idee gekämpft, weil es ein wichtiges Zukunftsthema ist. Von Bautzen aus können wir Vorreiter sein und gleichzeitig zum Erfolg des Strukturwandels beitragen. Ich danke allen, die uns unterstützt haben und mit uns gemeinsam das LAB deutschlandweit mit internationaler Strahlkraft aufbauen werden."
Grundlagenforschung für klimaneutrales und ressourceneffizientes Bauen geplant
Im LAB sollen künftig Antworten auf die drängenden Fragen in der Bauwirtschaft gegeben werden. Derzeit entfallen über 25 Prozent des globalen CO2-Ausstoßes auf die Bauwirtschaft, ebenso wie 40 Prozent des weltweiten Energieverbrauchs. Bauabfälle machen fast 60 Prozent der jährlichen Abfallmenge in Deutschland aus.
Durch intensive Grundlagenforschung sollen unter anderem in den oben genannten vier Modulen im LAB Lösungen und Ideen für die Entwicklung neuer Materialien, Technologien, Verfahren und die weitere Digitalisierung in großem Maßstab gefunden werden. "Mit der Forschung im LAB kann Technologieführerschaft aus Deutschland für das neue Bauen geschaffen werden. Jetzt macht sich bezahlt, dass wir an das Projekt geglaubt haben", freut sich Manfred Curbach.
Er ergänzt: "Wer den Klimawandel positiv beeinflussen will, muss beim Bau ansetzen. Der jetzt möglich werdende Start des LAB ist ein toller Teamerfolg und ich bin stolz auf das leidenschaftliche Engagement meiner Mitstreiterinnen und Mitstreiter."
Bauforschungszentrum sticht Konkurrenten aus Chemie-, Medizin- und Weltraumforschung aus
Seit 2021 wurde das LAB-Konzept von einem multidisziplinären Expertenteam entwickelt, um einen Beitrag zur Transformation der Bauwirtschaft hin zur Klimaneutralität 2045 zu leisten. Zum Team gehören neben Manfred Curbach unter anderem Jan Wörner, Präsident von acatech, Birgit Beckmann von der TU Dresden sowie Edeltraud Günther und Franziska Stölzel vom Institut für integriertes Materialfluss- und Ressourcenmanagement der Universität der Vereinten Nationen Dresden (UNU-FLORES).
Das LAB-Konzept hatte sich im Rahmen eines Wettbewerbs zur "Gründung je eines neuen institutionell geförderten Großforschungszentrums nach Helmholtz- oder vergleichbaren Bedingungen in der sächsischen Lausitz und im mitteldeutschen Revier" gegen folgende fünf weitere Konzepte durchgesetzt:
- Chemresilienz (Prof. Peter Seeberger, Potsdam)
- Centre for Climate Action and Innovation – Research and Engineering” - CLAI_RE (Prof. Georg Teutsch, Leipzig)
- Center for Medicine Innovation – CMI (Prof. Jens Meiler, Leipzig)
- Deutsches Zentrum für Astrophysik (Prof. Günther Hasinger, European Space Agency Spanien)
- European Research Institute for Space Ressources - ERIS (Prof. Carsten Drebenstedt, Freiberg)
"Voller Leidenschaft stehen wir bereit, das LAB zu starten", blickt Manfred Curbach voraus. Zahlreiche Partner, national wie international, hätten ihre Unterstützung bereits zugesagt. "Es ist ein historischer Moment für die Zukunft des Bauens", betont Curbach.