Der Gotthard Basistunnel – ein Bauprojekt der Superlative

Verfasst von: Gerhard Butke
Veröffentlicht am: 10. Dez. 2007

# 10.12.2007

Zurzeit entsteht am Gotthard eine zukunftsorientierte Flachbahn durch die Alpen. Herzstück der neuen Bahnverbindung ist der Gotthard Basistunnel. Der mit 57 Kilometern längste Tunnel der Welt wird voraussichtlich Ende 2016 in Betrieb genommen. Mit allen Quer- und Verbindungsstollen werden insgesamt 153,5 km Tunnelstrecke gebaut.

50 Jahre Planung

Schema des Tunnelsystems mit Nothaltestellen, Abb.: AlpTransit Gotthard AG
Schema des Tunnelsystems mit Nothaltestellen, Abb.: AlpTransit Gotthard AG

Die Idee, einen Gotthard-Basistunnel zu bauen, ist nicht neu, denn bereits 1947 wurden erste Pläne vorgelegt. Mehr als fünfzig Jahre nach dem ersten Projekt von 1962 wird der Tunnel jetzt tatsächlich realisiert.

Während die Studiengruppe Gotthardtunnel 1962 das erste Projekt für einen Basistunnel durch den Gotthard mit einem Doppelspurtunnel plante, entschied man sich 1995 für zwei Einspurröhren mit zwei Multifunktionsstellen, Spurwechseln und etwa 180 Querschlägen, so dass jede Röhre der jeweils anderen als Rettungsröhre dienen kann.

Das Nordportal des Gotthard Basistunnels liegt nördlich von Erstfeld (Kanton Uri, Schweiz), das Südportal bei Bodio (Kanton Tessin, Schweiz). Zwischenangriffe sind in Amsteg, Sedrun und Faido vorgesehen. Für diese Zwischenangriffe hat man sich entschieden, um eine möglichst kurze Bauzeit zu erreichen.

Nach Inbetriebnahme des Basistunnels sollen die Zwischenangriffe Sedrun und Faido zudem wichtige Aufgaben im Rahmen des Sicherheitskonzeptes erfüllen. Der Zugangsstollen Amsteg wird in der Betriebszeit zum Unterhalt der Bahntechnik (Elektrische Anlagen, Sicherungswesen) und der Bahnstromanlagen dienen.


Spezielle Bohrmaschinen im Einsatz

Montage der Tunnelbohrmaschine am Nordportal Erstfeld, Foto: AlpTransit Gotthard AG
Montage der Tunnelbohrmaschine am Nordportal Erstfeld, Foto: AlpTransit Gotthard AG

Verantwortlich für das gesamte Projekt ist die AlpTransit Gotthard AG. Die Bauarbeiten laufen auf vollen Touren. Der Tunnelvortrieb wird mit speziellen Bohrmaschinen sowie mit Sprengstoffen erarbeitet.

Das Tunnelgewölbe aus Beton muss an jeder Stelle mindestens 30 cm dick sein. Der Beton soll dabei widersprüchlichen Anforderungen gerecht werden: Einerseits darf der flüssige Beton auf dem kilometerlangen Weg in den Berg nicht abbinden, andererseits muss er blitzartig erstarren, wenn er an die Tunnelwand gespritzt wird.

Möglich wird das mit Zusatzstoffen wie Fließmittel oder Spritzbeschleunigern. Ein spritzbarer Brandschutzmörtel verhindert darüber hinaus, dass der Beton bei Temperaturen von über 500°C Abplatzungen erfährt. Eintretendes Wasser wird durch einen speziellen Wasserkanal unter dem Tunnel abgeführt.

Es werden zwei Tunnelbohrmaschinen eingesetzt, die jeweils mit einer Leistung von über 5000 PS arbeiten. Die Bohrköpfe haben einen Durchmesser von 8,80 Metern und sind jeweils mit 58 Spezialmeißeln bestückt. Die Länge dieser riesigen Bohrmaschinen beträgt mitsamt den Nachläufern etwa 400 Meter. Die Tunnelbohrmaschinen müssen in regelmäßigen Abständen aufwändig gewartet und überholt werden.


Ab 2016 kürzere Fahrzeiten

Über 228 km Schienen und 190000 Betonschwellen für den schotterlosen Oberbau werden im Gotthard-Basistunnel verlegt, Foto: AlpTransit Gotthard AG
Über 228 km Schienen und 190000 Betonschwellen für den schotterlosen Oberbau werden im Gotthard-Basistunnel verlegt, Foto: AlpTransit Gotthard AG

Der Gotthard Basistunnel soll mit schnelleren Reise- und Güterzügen, dichterem Fahrplan und besseren Anschlüssen das Bahnangebot im Herzen Europas erheblich verbessern.

Die neue Flachbahn durch die Alpen ermöglicht die Fahrt mit Güterzügen, die doppelt so schwer und doppelt so schnell sein können wie heute.

Für den Personenverkehr werden Geschwindigkeiten bis zu 250 km/h möglich sein und so die Fahrzeiten zwischen den Zentren Nord und Süd erheblich verkürzen.



QUELLEN UND VERWEISE:

AlpTransit Gotthard AG