Die deutsche Betonindustrie: Mit Zweckoptimismus in eine nachhaltige Zukunft
Hohe Kosten und sinkende Nachfrage: Transportbetonbranche rechnet mit Verlusten
Die deutsche Zement- und Betonindustrie hat sich im Laufe ihrer Geschichte, die vor über hundert Jahren begann, zu einer fest etablierten Branche innerhalb der Bauwirtschaft entwickelt. Mehrere Interessenvertretungen, darunter der Bundesverband der Deutschen Transportbetonindustrie (BTB) und der Deutsche Beton- und Bautechnik-Verein (ehemals Deutscher Beton-Verein), halten bis heute den Baustoff Beton in Gesellschaft und Politik hoch.
Angesichts der aktuellen bauwirtschaftlichen Flaute sowie einer sich vor dem Hintergrund der Rohstoffverknappung und dem damit verbundenen Gebot zur Nachhaltigkeit verändernden Baupolitik, sieht sich die Betonindustrie allerdings zur Anpassung gezwungen, will sie in Zukunft im Bauwesen weiter eine wichtige Rolle spielen.
Die 1.870 stationären und mobilen Transportbetonwerke in Deutschland produzierten laut BTB 2022 noch rund 52,21 Millionen Kubikmeter Transportbeton. Die Branche verzeichnete damit im Vergleich zum Vorjahr bereits ein Minus von 3,6 Prozent, obwohl die Umsätze um 7,2 Prozent stiegen. Schuld daran waren nach Verbandsangaben massive Kostensteigerungen. Aufgrund zahlreicher Stornierungen seit Jahresbeginn rechnet man für das gesamte Jahr 2023 mit spürbaren Nachfragerückgängen von 15 bis 20 Prozent.
Neue und alte Massivbau-Netzwerke legen Fokus auf Nachhaltigkeit
Um die erforderliche Forschung und Entwicklung für den notwendigen Wandel der Branche hin zu mehr Nachhaltigkeit voranzutreiben, wurde das im Auftrag der deutschen Zement- und Betonhersteller 1972 gegründete InformationsZentrum Beton (IZB) erst kürzlich neu ausgerichtet und dabei ganz auf die Themen Klimaneutralität und Ressourceneffizienz eingestellt.
„Gefördert werden neue Anwendungsbereiche für zementgebundene Baustoffe und der Einsatz innovativer Produkte und Verfahren. Dabei steht das nachhaltige Bauen an erster Stelle“, so die Verantwortlichen. Ähnliche Ziele hat das 2022 neu gegründete Massivbaunetzwerk „solid UNIT“, welchem unter anderem der BTB ist Gründungsmitglied angehört.
Die eigene personelle Neuausrichtung vollzog der BTB unlängst im Rahmen seiner „Transportbeton-Tage“ in Baden-Baden. Mit Felix Manzke wurde erstmals seit 2003 ein neuer Verbandspräsident gewählt. Das von ihm geführte Unternehmen, die Happy Beton GmbH & Co. KG, trägt den Zweckoptimismus passenderweise schon im Namen. Auch das Veranstaltungsmotto „Mit ganzer Kraft“ durfte als Mutmacher in offensichtlich nicht ganz leichten Zeiten verstanden werden.
„Mit weniger mehr zu bauen ist die große Aufgabe, die vor uns liegt“, so Felix Manzke. Dies sei sowohl der Weg hin zur effizienten Nutzung der Ressourcen als auch ein entscheidender Baustein zur weiteren Dekarbonisierung der Betonbauweise. Forschung und Technik seien jene Arbeitsbereiche des BTB, um diesen Weg zu bereiten.
20 Jahre Verbandsführung: Betonindustrie und Politik würdigen Erwin Kern
Mit dem Wechsel an der Verbandsspitze geht beim BTB eine Ära zu Ende. 20 Jahre hat Erwin Kern (Kies und Beton AG) dem Bundesverband Transportbeton vorgestanden. Zeitgleich war er bis Juni dieses Jahres Vorsitzender der Fachgruppe Transportbeton des Industrieverbandes Steine und Erden Baden-Württemberg (ISTE).
Darüber hinaus vertrat Kern viele Jahre als Repräsentant des BTB die Interessen der Transportbetonindustrie in zahlreichen weiteren Verbandsgremien, so im Vorstand des Bundesverbandes Baustoffe Steine und Erden (bbs) und im Europäischen Transportbetonverband (ERMCO).
In Würdigung seiner außerordentlichen Verdienste um die deutsche Transportbetonindustrie verlieh der BTB in Baden-Baden Erwin Kern die nach dem „Erfinder“ des Transportbetons benannte „Jürgen Hinrich Magens-Medaille“ und berief ihn zum Ehrenpräsidenten des Verbandes.
Der ehemalige Ministerpräsident von Baden-Württemberg, Günther Oettinger sowie Baden-Badens Oberbürgermeister Dietmar Späth würdigten das Schaffen Kerns ebenso wie bbs-Hauptgeschäftsführer Matthias Frederichs und Christian Knell, Präsident des Vereins Deutscher Zementwerke (VDZ).