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Die Relativität der Baupreise: Waren Elbphilharmonie und Co. wirklich so teuer?

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 6. Okt. 2022

# 07.10.2022

Aktuelle Wirtschaftskrise überdeckt frühere Debatten um öffentliche Großbauprojekte. Preise für Gewerbebauten und Straßen seit Jahrtausendwende rasant gestiegen. Gütegemeinschaft Betoninstandsetzung: Bauwerkserhalt schont öffentliche Kassen

Andere Gründe, gleiches Ergebnis: Öffentliche Bauprojekte werden immer teurer

Einst Anlass für große Debatten über horrende Baukosten, wirkt der letztliche Preis für die Elbphilharmonie in Hamburg heute vergleichsweise günstig. Foto: Werner Neunherz / Pixelio
Einst Anlass für große Debatten über horrende Baukosten, wirkt der letztliche Preis für die Elbphilharmonie in Hamburg heute vergleichsweise günstig. Foto: Werner Neunherz / Pixelio

In der jüngeren Vergangenheit wurde jahrelang über explodierende Kosten bei öffentlichen Großbauprojekten diskutiert. Das scheint inzwischen lange her.

Heute geht es in der öffentlichen Debatte weniger um Fehlkalkulationen und Unzulänglichkeiten seitens des Bauherrn Öffentliche Hand. Viel gravierender und bisweilen bedrohlicher wirken hingegen die Auslöser hoher Bau- und Energiekosten außerhalb bundesdeutscher Amtsstuben.

Gleichwohl liefert die Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken aktuell einen aufschlussreichen Vergleich in Sachen Baukosten. Dabei werden die tatsächlich angefallenen Ausgaben und die heutigen Preise für sogenannte "Prestigebauten" in Deutschland analysiert. Grundlage für die Neuberechnung sind die Preisindizes für die Bauwirtschaft des Statistischen Bundesamtes.


Kosten im Gewerbebau in zehn Jahren um 36 Prozent gestiegen

Laut Gütegemeinschaft lag der Preisanstieg zwischen 2000 und 2010 für gewerbliche Betriebsgebäude bei 16 Prozent und im Straßenbau bei 14 Prozent. Von 2011 bis 2021 stiegen die Baupreise für gewerbliche Betriebsgebäude dagegen um 36 Prozent, im Ingenieurbau (z.B. Straßenbau, Brücken) um 33 Prozent.


Elbphilharmonie würde heute über eine Milliarde Euro kosten

Beim Sony Center in Berlin liegt der Anstieg in einem ähnlichen Rahmen. Laut aktuellem Preisindex würde der Bau heute 925 Millionen Euro kosten statt 600 Millionen bei seiner Fertigstellung. Die feierliche Eröffnung der Hamburger Elbphilharmonie ist zwar erst fünf Jahre her. Allein in dieser kurzen Zeit sind die Baukosten jedoch um 22,6 Prozent gestiegen. Statt 866 Millionen würde der Bau heute knapp über eine Milliarde Euro kosten.


Instandhaltungsexperte: Öffentliche Neubauten immer in der Kritik

Die Baukosten des 2013 fertiggestellten City-Tunnels in Leipzig würden heute die Milliardengrenze sprengen. Vor neun Jahren beliefen sich die Kosten auf 935 Millionen Euro, heute wären es 1,12 Milliarden Euro. Die Bundesgütegemeinschaft für Betoninstandsetzung hat noch zwölf weitere teils markante Großbauprojekte untersucht (siehe Quellen und Verweise).


Instandhaltung von Gebäuden und Infrastruktur oft günstiger als Neubau

"Man sollte dabei allerdings immer bedenken, dass bleibende Werte geschaffen werden", mahnt Götze. Und diese Werte lohne es sich, gerade angesichts sprunghaft steigender Baukosten, zu erhalten.


Die Bundesgütegemeinschaft Instandsetzung von Betonbauwerken e.V. (ib)

ist ein Zusammenschluss von neun Landesgütegemeinschaften und der Bundesgütegemeinschaft Betonflächeninstandsetzung (BFI). Unterstützt werden sie durch Unternehmen, die dem Verein "Deutsche Bauchemie e.V." angehören sowie durch Einzelmitglieder.

Ziel der Gemeinschaft ist es, mit der Betoninstandsetzung eine langfristige Werthaltigkeit von Bausubstanz zu sichern und Gefahren aus Mängeln der Bausubstanz abzuwehren. Mit dem Portal Betoninstandsetzer.de verfolgt der Verein außerdem das Ziel, mehr Menschen für die Aus- und Weiterbildung zu gewinnen.



QUELLEN UND VERWEISE:

Baukosten bei Fertigstellung vs. heutige Baukosten (Liste von Gebäuden)
Teures Bauen: Kosten für Baustoffe und Dienstleistungen historisch erhöht
Baumaterialien werden immer teurer
Bauwerke instandsetzen - heute und morgen (Seminar)