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Forscher: Abwasser für Energiealleen nutzbar

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 23. Juni 2016

# 05.07.2016

Fraunhofer-Institut stellt neuartiges Transitionskonzept für Wassersysteme vor. Entwickler versprechen Energiegewinn und Direktverwertung in Grünstreifen. Umsetzung in Pilotprojekt läuft drei Jahre

Erneuerung kommunaler Wassersysteme alle 70 Jahre notwendig

Regen- und Grauwasser fließt bei dem vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe entwickelten System i.WET in die
Regen- und Grauwasser fließt bei dem vom Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung in Karlsruhe entwickelten System i.WET in die "Energieallee", einem Grünstreifen mit Feuchtigkeit liebenden Pflanzen. Grafik: Fraunhofer ISI

Geht es um die Sanierung von Bestandsbauten, erfordern Systeme der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung ganz eigene Lösungen. Da es sich bei Wasserinfrastrukturen wie beispielsweise Rohren, Kanälen oder Wasserspeichern um starre Systeme handelt, müssen sie in bestimmten Sanierungszyklen erneuert werden. Für kommunale Kanalsysteme kann das bis zu 70 Jahre dauern, für Bäder in Mietwohnungen bis zu 30 Jahre.

"Diese langen Zeiträume müssen berücksichtigt werden, wenn man Konzepte für die Zukunft der Wasserinfrastruktur erstellt", sagt Thomas Hillenbrand, Wissenschaftler am Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe. Die Forschungseinrichtung stellte auf der diesjährigen IFAT in München das in dem Verbundprojekt "Transitionswege Wasserinfrastruktursysteme" (TWIST++) entwickelte WasserEnergieTransitionskonzept "i.WET" vor.


Wasserinfrastruktur im Bestand sanieren

Anhand realer Szenarien lässt sich mit dem Konzept zeigen, wie eine moderne und intelligente Wasserversorgung und Abwasserentsorgung im städtischen Raum Schritt für Schritt im Bestand umgesetzt werden kann. Laut Entwickler berücksichtigt das System Sanierungszyklen bestehender Systeme. Es kann zudem flexibel modular umgesetzt werden und neue Wasser- und Abwassertechnologien kombinieren.


Strikte Trennung von Grau- und Schwarzwasser im Haushalt

i.WET sieht einzelne Maßnahmen für Gebäude, Kanalsystem und Kläranlage vor. Entscheidender Punkt dabei ist die Trennung von weniger ("Grauwasser") und stark belastetem Abwasser ("Schwarzwasser") bereits im Haushalt. Die Forscher wollen dafür eigene Leitungen für das Wasser aus Dusche und Waschbecken einerseits, und den Rest des Abwassers aus Toilette, Wasch- und Spülmaschine andererseits, in Gebäuden einbauen.


Energieallee als grüne Wasseraufbereitung und Hochwasserschutz

Das Wasser, das nicht im Haushalt wiederverwertet wird, fließt in die "Energieallee", einem Grünstreifen mit Feuchtigkeit liebenden Pflanzen. Diese stehen mit den Wurzeln im Wasser, nehmen restliche Nährstoffe auf und haben dadurch optimale Wachstumsbedingungen.


Pilotprojekt in westfälischem Wohnquartier geplant

In Lünen ist vorgesehen, dass eine Wohnungsbaugesellschaft die getrennten Leitungen für Grau- und Schwarzwasser in den Gebäuden des Modellquartiers einbaut. Der Abwasserentsorger saniert das Kanalsystem.