Frankfurter Gallusviertel: Mit einem 2000-Tonnen-Koloss durch den Eisenbahndamm
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Das Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE) setzt Großbauprojekte in Millionenhöhe um. Ein solches Projekt ist der Bau eines Geh- und Radwegs durch den Eisenbahndamm Homburger Damm im Frankfurter Gallusviertel. Als verbindendes Element wurde ein 2000 Tonnen schweres Rahmenbauwerk aus Stahlbeton ((Bild 1) hergestellt und in den zuvor abgetragenen Bahndamm geschoben – ein Meisterwerk der Ingenieurkunst.
Derzeit wird der Stadtteil Gallus durch den Bahndamm in zwei Abschnitte getrennt. Mit dem Neubau des Geh- und Radwegs durch den Homburger Damm werden der östliche und westliche Teil des Gallus für Fußgänger:innen und Radfahrer:innen miteinander verbunden. Der Weg führt unter den Eisenbahnstrecken hindurch. So entfällt ein Umweg von rund 700 Metern.
Der geplante Geh- und Radweg stellt ein zentrales Glied im Verlauf der Route zwischen Höchst und der Innenstadt dar. Zum Bauprojekt gehört auch ein neuer, mit einer Baumallee ausgestatteter Radweg entlang des Bahndamms. Auf der Ostseite entsteht ein neuer Vorplatz.
Millimeterarbeit: Nervenkitzel für die Bauprofis
Die über den Homburger Damm verlaufende Bahnstrecke wird täglich von Regional- und Fernzügen frequentiert. Für den Einschub des Tunnelbauwerks musste der Bahnbetrieb unterbrochen werden. Um die streng gesetzten Sperrpausen der Deutschen Bahn einzuhalten, arbeiteten die Baubeteiligten elf Tage lang auf Hochtouren im 24-Stunden-Betrieb.
Das Zeitfenster war somit extrem eng. Und die Bauarbeiten zeitweise eine hohe Belastung für die Anwohnenden, denn das Gallusviertel ist dicht besiedelt. Die Bevölkerung wurde früh informiert und eingebunden, um eine gute Lösung zu finden – insbesondere bei hoher Lärmbelastung in der Nacht. Im ersten Schritt wurden die Oberleitungen abgebaut, Gleise entfernt sowie Schotter und Erde des Bahndamms abgetragen (Bild 2).
Anschließend wurde das darunterliegende Bauwerk – ein funktionsloses, da zu kurzes und marodes Gewölbe aus Stahlbeton – abgebrochen und abtransportiert. Das neue Rahmenbauwerk wurde direkt vor Ort hergestellt. Durch schweißtreibende Millimeterarbeit brachten die Bauprofis den 34 Meter langen Koloss rund 70 Meter weit in eine neue Position. Zum Vergleich: Das Gewicht des Betonriesen entspricht in etwa einem Fünftel des Eiffelturms in Paris.
Die besondere Herausforderung lag darin, die Unterführung zunächst auf 1,10 Meter nach oben zu versetzen, um die entsprechende Verschubtechnik einbauen zu können. Nach dem erfolgreichen Platzieren des Bauwerks im Bahndamm ging es an dessen Wiederaufbau: Auf Erde und Schotter folgten Gleise und Oberleitungen, bevor die Bahnstrecke – natürlich nach vorheriger Prüfung – wieder für den Verkehr freigegeben wurde.
Ein Gemeinschaftsprojekt für die Zukunft
Um das Millionenprojekt zu realisieren, arbeitet das Amt für Straßenbau und Erschließung mit weiteren städtischen Ämtern, Leitungsträgern und der Deutschen Bahn Hand in Hand zusammen. Für die Abteilung Brücken- und Ingenieurbau unter der Leitung von Nicole Vogel (Bild 3) war der Einschub ein herausforderndes, aber einzigartiges Erlebnis, auf dessen Ergebnis das Team stolz sein kann.
Das Großprojekt, begonnen im Frühjahr 2023, wird voraussichtlich im Jahr 2025 beendet sein. Die Gesamtkosten für das Bauvorhaben belaufen sich auf rd. 17,2 Millionen Euro. Eine Investition, die sich lohnt: Mit der Verbindung durch den Stadtteil Gallus schafft die Stadt Frankfurt am Main neue Infrastruktur für zukünftige Generationen.
Amt für Straßenbau und Erschließung (ASE)
(Dieser Beitrag ist in der Ernst & Sohn Sonderpublikation "Attraktive Arbeitgeber im Bauingenieurwesen" im April 2024 in gedruckter Form erschienen.)