Fritz Stotmeister - Pionier der Baustoffbranche
# 06.06.2017
Gründer des Beschichtungsherstellers Sto blickt auf 90jähriges Leben zurück. Kalkwerk des Vaters als Grundlage für innovative Putzproduktion in der Nachkriegszeit. Erstes Wärmedämm-Verbundsystem bereits 1966 am Markt
Wiederaufbau in Deutschland als Katalysator für Bauinnovationen
Im Deutschland der Nachkriegszeit spielten Innovationen und Neuentwicklungen im Bauwesen eine entscheidende Rolle. Die besonderen Herausforderungen des Wiederaufbaus schufen Raum zur Gründung und Entfaltung ebenso besonderer Unternehmen der Branche, welche bis in die Gegenwart erfolgreich und teilweise sogar marktführend sind.
Eine solche Erfolgsgeschichte verbirgt sich hinter dem inzwischen zum Weltkonzern gewachsenen Baustoffhersteller Sto. Die Hauptrolle spielte dabei über Jahrzehnte der heute 90jährige Unternehmensgründer Fritz Stotmeister. Ursprünglich wollte dieser Architekt werden, erfüllte jedoch nicht den erforderlichen Numerus Clausus.
Arbeit im väterlichen Kalkwerk statt Architekturstudium
Durch seinen Vater Wilhelm Stotmeister erhielt er die Möglichkeit im familieneigenen Betrieb, welcher im südbadischen Weizen unweit der schweizerischen Grenze Zement und Kalk produzierte, direkt in die Baupraxis einzusteigen.
Das Unternehmen kämpfte in den 1950er Jahren mit Umsatzeinbußen durch eine sinkende Nachfrage für den Baustoff Kalk. Der Zufall will es, dass ein Mitarbeiter des Unternehmens im Jahr 1954 auf eine Zeitungsanzeige stieß, in welcher Lizenznehmer für einen neuartigen organisch gebundenen Putz gesucht wurden.
Ziegenstall wurde zur experimentellen Produktionsstätte
Fritz Stotmeister war schnell von der Qualität des neuartigen Produkts überzeugt. Es heißt jedoch, der Sohn habe nur mit viel Mühe die Skepsis des Vaters, der auf traditionelle Erzeugnisse schwor, zerstreuen können. Schließlich sei es ihm gelungen, worauf man unversehens mit der eigenen Herstellung des Kunstharzputzes Ispolit begann.
Es fehlt in der Folge nicht an bildreichen Anekdoten über die anfängliche Kalkputzproduktion im vormaligen Ziegenstall des väterlichen Kalkwerks. So suchte man zunächst noch nach einem sicheren Mischverfahren und passenden Anlagen, behelfsweise kamen zunächst eine Beiztrommel für Saatgut und ein so genannter Drais-Zwangsmischer, der auch größere Chargen farbtongleich herstellen konnte, zum Einsatz.
Kundennaher Vertrieb von neuartigem Putzsystem als Grundstein des Erfolgs
Fritz Stotmeister fungierte in dieser Zeit zum einen als Vorführmeister gegenüber dem verarbeitenden Handwerk. Zum anderen kümmerte er sich frühzeitig um den überregionalen Vertrieb, warb mit Briefen und Informationsbroschüren für das Produkt und reiste viel umher. Bereits im ersten Jahr konnte ein Umsatz von 320.000 DM realisiert werden. Die Einnahmen flossen in die eigens gegründete Ispo-Putz KG.
Mit dem anhaltenden Erfolg des Unternehmens verband sich dessen Expansion. 1961 wurde das erste Zweigwerk gegründet. Bald darauf kam es zur Abspaltung vom schweizerischen Lizenzgeber Ispo.
1962: Beginn der Marke Sto
Den Hintergrund bildete neben der Weiterentwicklung des Hauptprodukts vom zweikomponentigen Ispolit zum gebrauchsfertigen Stolit die wachsende Unzufriedenheit angesichts zahlreicher ungehindert agierender Produktplagiatoren. 1962 firmierte man schließlich zur eigenständigen "Stotmeister & Co. Farben- und Baustoff-KG" um. Die Marke "Sto" war damit geboren, sämtliche Baustoffe aus dem badischen Weizen tragen seither das berühmte Kürzel.
Über Jahrzehnte Einfluss auf heutigen Weltkonzern und gesamte Branche
Fritz Stotmeister führte sein Unternehmen insgesamt 34 Jahre lang. Beinahe genauso lang prägte er die Baustoffbranche aktiv durch die Ausübung zahlreicher Ämter in Verbänden und Fachabteilungen mit.
1988 gab er den Vorstandsvorsitz an seinen Sohn Jochen Stotmeister ab, nachdem ein Jahr zuvor der Börsengang erfolgt war.
Seit 2002 ist der Firmengründer Ehrenvorsitzender des Aufsichtsrates. 2005 wurde die Sto-Stiftung zur Unterstützung des Nachwuchses im Handwerk und in der Architektur gegründet.
Die Sto SE & Co. KGaA
mit Sitz in Weizen, einem Stadtteil von Stühlingen in Baden-Württemberg, ist ein Hersteller von Farben, Putzen, Lacken und Beschichtungssystemen sowie Wärmedämmverbundsystemen. Weitere Schwerpunkte sind die Betoninstandsetzung, Bodenbeschichtungen sowie Akustik- und vorgehängte Fassadensysteme.