Geschosswohnungsbau mit großer Dynamik
# 24.10.2016
Bausparexperten verweisen auf Verdopplung des Neubaus von Mietwohnungen seit 2010. Deutschland mit niedrigster Eigenheimquote in Europa. Kommunen sollten bei Ausweisung von Bauflächen gegensteuern
Jährlicher Soll im Wohnungsbau laut LBS noch nicht erreicht
Die Bautätigkeit im Wohnungsbau ist seit dem letzten Jahr kräftig gestiegen. Dies geht aus der amtlichen Bautätigkeitsstatistik inklusive der Baugenehmigungszahlen für Deutschland hervor. Die Landesbausparkassen (LBS) haben die Daten näher analysiert und festgestellt, dass die größte Dynamik dabei nicht beim Bau von Ein- und Zweifamilienhäusern stattfindet, sondern im Geschosswohnungsbau.
Laut Recherchedienst LBS Research breitet sich damit das Wohnen zur Miete weiter aus. Gegenüber 2010, dem ersten Jahr mit wieder spürbar wachsender Bautätigkeit in Deutschland, hat sich der Neubau von Mietwohnungen (reine Mietwohnungen und vermietete Eigentumswohnungen) mit 106 Prozent mehr als verdoppelt, selbstgenutzte Objekte (Eigenheime und Eigentumswohnungen) hingegen legten lediglich um 31 Prozent zu (siehe Grafik).
Die Zahl der genehmigten Wohnungen - einschließlich der neu geschaffenen Wohnungen in bestehenden Gebäuden (z. B. Dachgeschossausbau) und den Wohnungen in so genannten Nicht-Wohngebäuden - belief sich im vergangenen Jahr auf 309.000. Laut LBS Research sei man hier auf einem guten Weg, schließlich müssten bis 2020 jährlich zwischen 350.000 und 400.000 neue Wohnungen entstehen, um den Wohnungsbedarf in Deutschland decken zu können.
Anleger investieren vor allem in Mietwohnungen
Anlass zur Sorge gibt den Landesbausparkassen allerdings die erwähnte Verschiebung der Bautätigkeit hin zu einem von Mietwohnungen geprägten Geschosswohnungsbau. Diese sei ein klares Zeichen, dass es den Städten bisher nicht in ausreichendem Maße gelingt, bezahlbare Angebote für Selbstnutzer zu schaffen. Vielmehr führe die Flucht ins "Betongold" sowohl durch hiesige als auch internationale Kapitalanleger dazu, dass vorwiegend der Bestand an Mietwohnungen ausgedehnt wird.
Wohneigentum in Deutschland sehr gering
Eine Sonderanalyse der letzten Einkommens- und Verbrauchsstichprobe (EVS) des Statistischen Bundesamtes hat jüngst ergeben, dass die Wohneigentumsquote in Deutschland bereits seit 10 Jahren bei 43 Prozent verharrt. Die Bundesrepublik ist damit Schlusslicht in Europa, nur die Schweiz hat mit 38 Prozent einen noch geringeren Anteil. In vielen europäischen Ländern liegt der Anteil der Selbstnutzer zwischen 60 und fast 80 Prozent.
Mehr Angebote für Selbstnutzer gefordert
Haushalte mit durchschnittlichem Einkommen, die als Selbstnutzer in Betracht kämen, können sich diese Wohnungen häufig nicht mehr leisten - trotz der derzeit günstigen Finanzierungsbedingungen. Sie müssten deshalb, wenn sie in der Stadt bleiben wollen, auf eine meist teure Mietwohnung ausweichen oder werden ins Umland getrieben. Bei den Käufern der neu entstehenden Eigentumswohnungen handele es sich dagegen oft um Bezieher höherer Einkommen.