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Heiko Durth: Über das (neue) Verkehrsmanagement in Hessen

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 12. Feb. 2021

# 23.02.2021

Dipl.-Ing. Heiko Durth von der Landesbehörde Hessen Mobil - Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Bauingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Erfahrungen für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Die Experten ihres Faches liefern dabei aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Dipl.-Ing. Heiko Durth

Dipl.-Ing. Heiko Durth ist als Vizepräsident der Landesbehörde Hessen Mobil für das Straßen- und Verkehrsmanagement des Landes verantwortlich. Foto: Hessen Mobil
Dipl.-Ing. Heiko Durth ist als Vizepräsident der Landesbehörde Hessen Mobil für das Straßen- und Verkehrsmanagement des Landes verantwortlich. Foto: Hessen Mobil

Heiko Durth ist Vizepräsident der Hessen Mobil - Straßen- und Verkehrsmanagement. Hessen Mobil plant, baut, saniert und betreibt rund 15.200 Kilometer, Bundes-, Landes- sowie Kreisstraßen in Hessen. Hinzu kommt die Bereitstellung von Radwegen.

Als obere Landesbehörde und direkt dem Hessischen Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen unterstellt, ist Hessen Mobil mit sechs Standorten in den hessischen Regionen sowie der Zentrale in Wiesbaden vertreten.

Die 46 zugehörigen Straßenmeistereien sind für den Straßenbetriebsdienst, zu welchem auch der Winterdienst gehört, verantwortlich.

Während die Zentrale die Steuerung der Leistungen und Aufgaben übernimmt, planen und bauen die Dezernate in den regionalen Standorten die einzelnen Erhaltungs-, Aus- und Neubauvorhaben, gewährleisten die Verkehrssicherheit im Straßennetz und sind Ansprechpartner für Kommunen, Bürgerschaft und Medien.

Neben seinem Hauptberuf engagiert sich Heiko Durth im Vorstand der Vereinigung der Straßenbau- und Verkehrsingenieure Hessen (VSVI).


Herr Durth, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Die aktuelle Corona-Pandemie stellt auch uns vor große Herausforderungen. Da geht es zum einen um die Aufrechterhaltung des Betriebs und unserer originären Aufgaben, zum anderen aber vor allem auch um den Gesundheitsschutz unserer rund 2.500 Mitarbeitenden. Wir machen sehr gute Erfahrungen mit den derzeitigen Homeoffice-Regelungen, so dass es uns gelingt, auch unter erschwerten Bedingungen die Aufgaben zu erfüllen.

Gleichzeitig bewältigt Hessen Mobil aktuell zwei parallel verlaufende Reformen der Straßenbauverwaltung in Deutschland und in Hessen. Zum 1. Januar 2021 haben die Länder die Aufgabenverwaltung der Bundesautobahnen an die bundeseigene Autobahn GmbH sowie das Fernstraßenbundesamt übertragen.

Rund ein Drittel unserer Mitarbeitenden von Hessen Mobil sind zu der neuen Behörde gewechselt. Den Aufbauprozess der Standorte der Autobahn GmbH und des Fernstraßenbundesamtes in Hessen hat Hessen Mobil intensiv unterstützt.

Die Unterstützung der Autobahnverwaltung ist mit vereinbarten Kooperationen auch in den nächsten drei Jahren fortzuführen, um der Reform zum Erfolg zu verhelfen. Gleichzeitig erfährt Hessen Mobil eine Neuausrichtung mit neuen Aufgabenschwerpunkten zur Umsetzung der Verkehrswende in Hessen. Hier bin auch ich in den kommenden Monaten noch stark gefordert, zum Beispiel beim Aufbau unserer neuen Abteilung Mobilität und Radverkehr.

Wir arbeiten mit Hochdruck daran, den Menschen alle Formen der Mobilität zu ermöglichen, indem wir unter anderem die Nutzungsmöglichkeiten anderer Verkehrsträger neben dem Individualverkehr verbessern. Die Strategie zielt auf die stärkere Vernetzung der Verkehrsarten ab – Stichwort Teilhabe. Es geht um nahtlose Übergange von der Nahmobilität zum Schienenverkehr, den wir ausbauen müssen. Das bedingt entsprechende Angebote.

Corona hat uns gelehrt, dass wir einen stärkeren ganzheitlichen Ansatz brauchen. Ein neues Denken, zu dem unter anderem die Beantwortung der Frage gehört, wie wir die Arbeitswelt organisieren, um am Ende nicht nur Lieferketten und noch mehr Verkehr zu erzeugen.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum? Was war Ihr bisheriger beruflicher Höhepunkt?

Mein Bauingenieurstudium an der Technischen Hochschule Darmstadt [heute Technische Universität Darmstadt, Anm. d. Red.] habe ich 1993 beendet. Seitdem beschäftigte ich mich damit Verkehrswege zu planen und zu bauen. Es gibt hierbei gerade bei Hessen Mobil vielseitige fachliche Anforderungen, die aus meiner Sicht den Reiz dieser Branche ausmachen.

Dazu zählen das Planen und die Baurechtschaffung von Infrastrukturprojekten, das Bauen von Straßen und Talbrücken, der Betrieb der Straßeninfrastruktur vom Winterdienst bis zur Anlagenbetreuung oder auch das Verkehrsmanagement, um das bestmögliche aus unserer Verkehrsinfrastruktur unseren Bürgerinnen und Bürgern anbieten zu können.

Eine so breite Palette von Arbeitsfeldern im Verkehrsbereich ist aus meiner Sicht wirklich sehr außergewöhnlich. Gerade diese Vielfältigkeit hat mich motiviert, in der hessischen Straßen- und Verkehrsverwaltung zu arbeiten.

Das mit dem beruflichen Höhepunkt ist natürlich schwierig. Wenn ich in die jüngere Vergangenheit blicke, ist es vielleicht die Baurechtschaffung des Riederwaldtunnels [im Bau befindlicher Autobahntunnel (Anm. d. Red.), vgl. Quellen und Verweise] im Osten von Frankfurt, bei der zahlreiche Ingenieurbüros und Mitarbeitende von Hessen Mobil beteiligt waren und zu der ich auch einen entsprechenden Beitrag leisten konnte.


Welche Wege geht Ihre Behörde in punkto Personalgewinnung?

Hessen Mobil setzt bei der Personalgewinnung auf eine zielgruppengerechte und dem Zeitgeist entsprechende Herangehensweise. So werden unterschiedliche Medien bzw. Portale für Ausschreibungen genutzt, die am besten zur jeweiligen Fachrichtung passen.

Auch das Active Sourcing, also die gezielte Ansprache von Fachkräften in Sozialen Medien, wird von unserem Recruiting-Team mit Erfolg praktiziert. Für besondere Projekte, etwa im Bereich Radverkehr, konnten wir zusätzlich mit Social-Media-Kampagnen Menschen für uns gewinnen.

Selbstverständlich bildet Hessen Mobil auch aus, so zum Beispiel den abwechslungsreichen Beruf der Fachkraft für Straßen- und Verkehrstechnik. Für alle Arbeitgeber gilt: Wer sich langfristige Expertise sichern will, muss bereits heute die Bedürfnisse der Fachkräfte von morgen erkennen, sonst verliert man auf dem hochdynamischen Arbeitsmarkt schnell den Anschluss.


Bitte vervollständigen Sie den Satz: Um erfolgreich zu planen und zu bauen kommt es in Zukunft darauf an, dass...

...Erhaltungsprojekte mit vereinfachten Genehmigungsverfahren schneller realisiert und die noch verbleibenden Neubauvorhaben so geplant und gebaut werden können, dass sie eine mehrheitliche gesellschaftliche Akzeptanz finden.

Dafür benötigt eine Straßenbauverwaltung die erforderlichen politischen, rechtlichen und finanziellen Rahmenbedingungen sowie die erforderlichen Fachkompetenzen, um ein Projekt steuern zu können.


In welche Technik bzw. IT investiert Ihre Behörde und wie digitalisiert sind Sie dabei?

Hessen Mobil steht vor der Herausforderung, die BIM-Methodik zu etablieren. Building Information Modeling ist ein zentraler Baustein der Digitalisierung der Baubranche und steht für die durchgängige Nutzung digitaler Modelle in allen Bereichen des Bauwesens, angefangen bei der Planung über Ausführung und Betrieb bis hin zu Rückbau oder Abriss.

Bereits heute werden von uns unterschiedliche Fachanwendungen für einzelne Teilprozesse eingesetzt. Jetzt gilt es, die vorhandenen Prozesse und Fachsysteme anzupassen und den Datenaustausch über möglichst herstellerunabhängige Schnittstellen bereitzustellen. Mit BIM können wir Datenstrukturbrüche zwischen Entwurf, Bestand und Betrieb überwinden.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Hessen Mobil ist eine Landesverwaltung und Teil der hessischen Landesregierung und damit in die staatliche Exekutive zu 100 Prozent integriert. Wir sind mit unserer Fachkompetenz an wesentlichen Entscheidungsprozessen beteiligt.

Dazu stellen wir alle Daten, Fakten und Bewertungen, darunter zum Beispiel die Aufstellung und Fortschreibung von Investitionsprogrammen im Radwege- und Straßenbau, zur Verfügung, auch gerne bereits im Vorfeld politischer Entscheidungen. Unsere Fachleute verfügen über das nötige Know-how, wie zum Beispiel auch im Bereich landespflegerischer Maßnahmen und Natur- und Artenschutz.

Um den gesellschaftlichen Entwicklungen schneller Rechnung tragen zu können, muss man sich aber auch gemeinsam Gedanken machen, wie man Planungsprozesse beschleunigen kann, beispielsweise bei der Planung und dem Bau von Schnellradwegen, ohne die demokratischen Beteiligungsprozesse außer Kraft zu setzen.

Die wichtigste Maxime dabei bleibt, nicht an den Bürgerinnen und Bürgern vorbei zu planen. Bürgerbeteiligung sowie Lärmschutz- und Naturschutzverfahren müssen weiterhin bei allen unseren zukunftsweisenden Projekten gewährleistet sein.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Das ist neben meinem Tagesgeschäft nicht immer einfach, aber ich nehme mir regelmäßig die Zeit, entsprechende Fachliteratur zu lesen.

Besonderes Augenmerk lege ich dabei derzeit auf begleitende Sekundärliteratur zum Thema Mitarbeiterführung und Führung von Organisationseinheiten. Ein sehr weites, aber auch äußerst spannendes Feld, wie ich finde.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Ich lebe mit meiner Familie nördlich von Frankfurt. Wir haben seit jeher ein sehr aktives Familienleben mit ausgedehnten Hundespaziergängen, spontanen Fahrradtouren und anderen sportlichen Herausforderungen.

Mit zunehmenden Alter kann ich auch der Gartenarbeit immer mehr abgewinnen und finde dort den Ausgleich zu den Anforderungen meines Berufslebens.



QUELLEN UND VERWEISE:

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