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Hochwasserschutz: Naturbasierte Maßnahmen in Deutschland wenig genutzt

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 13. Aug. 2020
Kategorie:

# 18.08.2020

Ruhr-Universität Bochum analysiert Managementpläne zum Hochwasserrisiko in drei Bundesländern. NBS (englisch: Nature-Based Solutions) nur zu neun Prozent von Behörden berücksichtigt. Wissenschaftler betonen Vorteile für Wasserqualität und Artenvielfalt

Umweltanalysten: NBS kommen allen Lebewesen zugute

Beim Hochwasserschutz setzen die Bundesländer bevorzugt auf technische Maßnahmen statt auf naturbasierte (NBS). Foto: Fotobox / Pixelio
Beim Hochwasserschutz setzen die Bundesländer bevorzugt auf technische Maßnahmen statt auf naturbasierte (NBS). Foto: Fotobox / Pixelio

Der Umgang mit Wasser bzw. dessen Beherrschung fordert nicht zuletzt die Bauingenieure immer wieder heraus. Über technische Lösungen der Speicherung sowie der nachhaltigen Flussregulierung haben wir unlängst mehrfach berichtet (siehe Quellen und Verweise).

Dabei fanden auch Bedenken hinsichtlich der Wirksamkeit bestimmter Bauformen Erwähnung. So lehnte der Hydrologie-Experte und Professor der Technischen Universität München Markus Disse auf Nachfrage von bauingenieur24 das Verfahren des Sickertunnels unter anderem zugunsten naturbasierter Lösungen oder NBS ab.

NBS können laut Experten nicht nur vor Hochwasser schützen. Man hofft durch Maßnahmen wie die Renaturierung von Flussauen und die Wiederanbindung saisonaler Bäche auch, dass sich die Wasserqualität verbessert und die Artenvielfalt gefördert wird.


Wissenschaftler untersuchen 19 Hochwasserrisiko-Managementpläne

Den bisherigen Einsatz von NBS in Deutschland untersuchten Wissenschaftler des Geographischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum (RUB) nun genauer. Hintergrund ist unter anderem die Hochwasserrichtlinie der Europäischen Union, wonach die EU und damit auch Deutschland eine verstärkte Berücksichtigung von NBS beim Hochwasserschutz anstreben wollen.


Nur 385 von 4.282 Hochwasserschutz-Maßnahmen naturbasiert

"Wir haben diese drei Bundesländer ausgewählt, weil sie sich wesentlich in ihrer Wasserwirtschaftsverwaltung, ihrer Form der Regionalplanung sowie der Betroffenheit von vergangenen Hochwasserereignissen unterscheiden", erklärt der Erstautor der Untersuchung Mario Brillinger.


Technische Schutzmaßnahmen bislang bevorzugt

Dazu zählen unter anderem die Förderung eines verstärkten Risikobewusstseins, die Aktualisierung von Alarm- und Einsatzplänen, das Katastrophenschutzmanagement oder die Veröffentlichung von Hochwassergefahrenkarten. Auch technische Schutzmaßnahmen tauchen mit rund 41 Prozent sehr häufig in den Plänen auf.


NBS vor allem an Nebenflüssen mit geringerem Hochwasserrisiko

In den analysierten Plänen wurden NBS dann stärker berücksichtigt, wenn es sich um kleinere Nebenflüsse und Situationen mit geringer Hochwassergefahr handelte. Auch hing die Berücksichtigung von NBS anscheinend davon ab, wie die Verantwortlichen ihre Wirksamkeit und die zu erwartenden Kosten einschätzten.



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