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Holzbaubranche will endlich mehrgeschossig bauen dürfen

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 6. Juni 2017
Kategorie:

# 05.07.2017

Forschungsverbund soll Grundlagen zur Anpassung des Baurechts schaffen. Brandschutz als Ausschlusskriterium laut Fachagentur nicht mehr haltbar. Bundeslandwirtschaftsministerium fördert wissenschaftliches Verbundprojekt

Praxis widerlegt Brandschutzbedenken im Holzbau

Bislang gibt es in Deutschland nur wenige mehrstöckige Holzhäuser. Foto: Rainer Sturm / Pixelio
Bislang gibt es in Deutschland nur wenige mehrstöckige Holzhäuser. Foto: Rainer Sturm / Pixelio

Seit der Jahrtausendwende wurde in Deutschland und europaweit intensiv an der Weiterentwicklung der Holzbauweisen gearbeitet. Die bisherigen Forschungsergebnisse ermöglichen schon jetzt brandsichere Konstruktionen aus Holz. Die Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e.V. (FNR) sieht zudem die bereits heute realisierten Objekte als Beleg dafür, dass der Brandschutz auch im Holzbau höchsten Ansprüchen genügt.

Leider würden diese Erkenntnisse in den bauordnungsrechtlichen Regelungen nicht adäquat berücksichtigt, weshalb weiterhin bauaufsichtliche Einschränkungen bestünden, kritisiert die FNR.

Vor diesem Hintergrund startete das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) bereits 2015 einen Aufruf zur "Verbesserung des Brandschutzes beim Bauen mit Holz, Holzwerkstoffen und anderen nachwachsenden Rohstoffen". Mehrere Forschungseinrichtungen fanden sich daraufhin für das gemeinsame Projekt "TIMpuls" zusammen.


Gleichberechtigung im mehrgeschossigen Bau gefordert

Der Anteil der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise ist in den letzten Jahren kaum gestiegen. Grafik: FNR
Der Anteil der genehmigten Wohngebäude in Holzbauweise ist in den letzten Jahren kaum gestiegen. Grafik: FNR

Ziel und Aufgabe der Beteiligten ist die konkrete Analyse der brandschutztechnischen Grundlagen im Holzbau und dessen gleichberechtigte Behandlung insbesondere auch im mehrgeschossigen Bau.

Im Rahmen des Projekts will man die noch vorhandenen Wissenslücken schließen und damit der Öffentlichkeit, der Baupraxis und den bauaufsichtlichen Gremien eine Komplettlösung für die brandschutztechnische Bewertung von Holzbauten bis zur Hochhausgrenze zur Verfügung stellen.

Das Forschungsvorhaben TIMpuls soll dabei zeigen, dass bei geeigneter Ausführung und Dimensionierung brandschutztechnisch gleichwertige Lösungen im Vergleich zu den heute üblichen Konstruktionen aus Mauerwerk und Stahlbeton oder Stahlleichtbau erreicht werden können.


Umgehende Anwendung der Forschungsergebnisse geplant

Die Forscher wollen bereits während der dreijährigen Laufzeit vom 1. August 2017 bis zum 31. Juli 2020 begleitend mit den zuständigen Gremien und Vertretern der Feuerwehren diskutieren, um eine nachfolgende Integration in die bauaufsichtlichen Vorschriften bestmöglich vorzubereiten.

Dadurch, so die Hoffung der Beteiligten, werde man schließlich bei Planern und Bauherren das Vertrauen in Bezug auf die brandschutztechnische Sicherheit von Holzbaukonstruktionen und Holzbauteilen erhöhen.


Die Projektbeteiligten und ihre Teilvorhaben

  • Lehrstuhl für Holzbau und Baukonstruktion, Technische Universität München (Koordination): Integrale Systementwicklung brandschutztechnisch sicherer Holzgebäude
  • Institut für Baustoffe, Massivbau und Brandschutz, Technische Universität Carolo-Wilhelmina zu Braunschweig: Beurteilung der brandschutztechnischen Leistungsfähigkeit von Bauteilen und Systemen
  • Lehrbereich Brandschutz und Baukonstruktion, Hochschule Magdeburg-Stendal: Anlagentechnischer Bandschutz und Nachbrandverhalten
  • Institut für Brand- und Katastrophenschutz, Heyrothsberge: Durchführung großmaßstäblicher Brandversuche


Das Forschungsprojekt TIMpuls

(ausführlicher Name: "TIMpuls Brandschutztechnische Grundlagenuntersuchung zur Fortschreibung bauaufsichtlicher Regelungen in Hinblick auf eine erweiterte Anwendung des Holzbaus") wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) über den Projektträger Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe e. V. (FNR) gefördert. Eine Kofinanzierung der Holzwirtschaft erfolgt koordiniert über den Landesinnungsverband des Bayerischen Zimmererhandwerks.



QUELLEN UND VERWEISE:

Wohnhochhaus in Holzbauweise in Bergen/Norwegen