Karen Hulbert und Tobias Bünning (ABO Wind AG): Wind- und Solarkraft müssen von übergeordnetem öffentlichen Interesse sein
Karen Hulbert ist Teamleiterin in der Bauabteilung, Tobias Bünning stellvertretender Abteilungsleiter Bau, beide arbeiten für die ABO Wind AG mit Hauptsitz in Wiesbaden. Das 1996 gegründete Unternehmen entwickelt und realisiert Wind- und Solarparks sowie Batterie- und Wasserstoffprojekte. Bislang wurden Anlagen mit rund fünf Gigawatt Leistung als Entwickler umgesetzt und die Hälfte davon selbst errichtet. Das jährliche Investitionsvolumen beträgt 500 Millionen Euro. Derzeit arbeiten für die ABO Wind AG mehr als 1.200 Mitarbeitende in 16 Ländern an der Planung, Finanzierung, Stromvermarktung, Errichtung, Betriebsführung und am Service von Anlagen der erneuerbaren Energieversorgung.
Frau Hulbert, Herr Bünning, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?
Tobias Bünning (TB): Einmal ist dies die Fülle an Projekten, an denen wir derzeit arbeiten. Derzeit haben wir allein in Deutschland etwa 15 Windparks und zehn Solarparks im Bau, viele weitere Projekte sind in der Bauvorbereitung und noch sehr viel mehr Projekte in der vorausgehenden Planungsphase. Das erfordert entsprechend qualifiziertes Personal, welches derzeit auch für uns schwer zu finden ist.
Zum anderen steigen die Anforderungen in der Planung, in der Genehmigungsphase und der Umsetzung. Wir müssen dabei Belange öffentlichen wie privaten Rechts berücksichtigen und eine Reihe von behördlichen Auflagen einhalten.
In der Planung spielen vor allem die Themen Schall und Schattenwurf sowie der Naturschutz eine große Rolle und auch die Genehmigungen für die Sondertransporte der Großraumtransporte werden umfangreicherer und sind sehr schlecht planbar bzw. kalkulierbar.
Karen Hulbert (KH): Jedes Projekt bietet neue Herausforderungen. Das macht den Job so spannend wie komplex. Mal bauen wir einen Windpark in einem Wasserschutzgebiet, dann haben wir es mit einer komplexen Topografie zu tun. Auch der Transport hält uns oft richtig auf Trab, denn gerade die Rotorblätter haben heute eine ganz andere Dimension als noch vor zehn Jahren. Manchmal erfordern gerade die letzten 100 Meter von der Autobahn bis zur Baustelle einen großen logistischen Aufwand.
Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum? Was war Ihr bisheriger beruflicher Höhepunkt?
KH: Ich bin mittlerweile seit zwanzig Jahren bei ABO Wind, aber es ist noch heute ein echtes Highlight für mich, wenn sich eine Windenergieanlage das erste Mal dreht. Besonders toll war das natürlich bei meinem allerersten Projekt. Genau dieses wird demnächst übrigens repowert (d.h. alte Teile einer Energieanlage werden durch neue bspw. mit höherem Wirkungsgrad ersetzt; Anm. d. Red.) – und ich bin wieder dabei.
Spannend waren zudem die vielen Arbeiten im Ausland, zum Beispiel in Irland und Frankreich, zudem habe ich Kollegen in Kanada und den Niederlanden unterstützt.
TB: Ich habe über zehn Jahre im Spezialtiefbau gearbeitet und bin dann vor 13 Jahren aus voller Überzeugung zu ABO Wind gewechselt. Wir haben hier viele Kolleg:innen, die aus anderen Fachgebieten stammen und dieses gebündelte Know-how hilft uns als Unternehmen ungemein weiter.
Was die Highlights angeht, geht es mir wie Karen. Jedes Projekt ist anders herausfordernd und daher ist der Beruf auch so spannend. Die Realisierung eines Windparks in einem ehemaligen Braunkohlegebiet war aufgrund der besonderen Ansprüche an die Gründung der einzelnen Anlagen ein Höhepunkt.
Welche Wege geht Ihr Unternehmen in punkto Personalgewinnung?
TB: Wir schalten natürlich Stellenanzeigen und gehen auf Karrieremessen. Darüber hinaus machen wir auch immer mal wieder auf der Baustelle Werbung für ABO Wind. Das passiert zum Beispiel in Gesprächen mit Mitarbeitern anderer Unternehmen.
KH: Wir haben bei ABO Wind ein echt tolles Miteinander, nicht nur im Job, sondern auch privat oder auf Firmenveranstaltungen. Alle drei Jahre treffen sich alle ABO Windler zum Global Meeting, das ist immer wieder ein großartiges Event. Ich denke, die gute Atmosphäre ist auch ausschlaggebend dafür, dass viele neue Kollegen über Empfehlungen zu uns kommen.
Bitte vervollständigen Sie den Satz: "Um erfolgreich zu planen und zu bauen kommt es in Zukunft darauf an, dass..."
KH: …man sich selbst weiterentwickelt, neue Technologien nutzt und stets seinen Erfahrungsschatz erweitert. Auch ein kontinuierlicher Wissenstransfer innerhalb des Unternehmens ist wichtig.
TB: …wir unser Netz aus engagierten, fachaffinen und motivierten Mitarbeitern verstärken und diese dann kontinuierlich fördern.
In welche Technik/IT investiert Ihr Unternehmen? Wie digitalisiert sind Sie dabei?
TB: Aus meiner Sicht sind wir hier schon auf einem guten Stand. Wenn wir nicht auf der Baustelle sind, können wir bei ABO Wind selbstverständlich auch im Home-Office arbeiten. Das klappt sehr gut, auch wenn mir der persönliche Austausch lieber ist.
KH: Unsere IT arbeitet gerade an einigen Digitalisierungsprojekten, zum Beispiel an einem neuen Document Management System. Das dürfte uns den Alltag noch einmal erleichtern.
Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?
KH: In meiner Zeit in der Erneuerbaren-Branche gab es unzählige Auf und Abs, oft bedingt durch verfehlte Politik. Ich wünsche mir, dass der Ausbau von Wind- und Solarkraft ein übergeordnetes öffentliches Interesse darstellt und mindestens an dem jetzt eingeschlagenen Kurs festgehalten wird.
TB: Wir müssen zwingend den Prozess von der ersten Idee bis zur Baugenehmigung verschlanken und erheblich verkürzen damit es künftig nicht zu so massiven Genehmigungsstaus kommt wie derzeit. Wir merken einfach, dass die Behörden personell zu knapp besetzt sind. Mehr digitale Prozesse würden uns da definitiv weiterhelfen.
Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?
TB: Bei ABO Wind dürfen sich alle Kollegen aus der Bauabteilung in ihren Fachgebieten weiterbilden. Ich belege regelmäßig Seminare im Bereich Spezialtiefbau und gehe auf entsprechende Fachmessen. Allgemeine Fortbildungen rund um Windkraft oder Bauwesen sind immer möglich.
KH: Meine Fachgebiete liegen im Betonbau und Baurecht, zudem nehme ich als Führungskraft auch an mehreren Führungstrainings teil. Intern gibt es bei ABO Wind immer spannende Fortbildungen von Kollegen für Kollegen.
Wofür begeistern Sie sich nach Feierabend?
KH: Zuallererst kommt meine Familie. Meine beiden Söhne spielen Fußball, da bin ich immer mit dabei. Außerdem haben wir einen Hund, den ich auch gerne mit zu Standortbegehungen für künftige Projekte mitnehme.
TB: Auch ich verbringe meine Zeit am liebsten mit der Familie und unserem Hund. Außerdem haben wir einen Garten und eine dazugehörige Werkstatt, in der ich mich auch austobe. Den Urlaub verbringen wir am liebsten in unserer zweiten Heimat Griechenland. Da wage ich mich dann gerne auch aufs Wasser – am liebsten bei viel Wind.