Kreisverkehre aus Beton versprechen längere Lebensdauer
# 23.06.2017
Baustoffhersteller werben mit Nachhaltigkeitsargument für unkonventionelle Bauweise. Bis zu 50 Jahre Nutzungsdauer dank hoher Belastbarkeit. Einsatz von innovativem Glasfaserbeton mit hohem Sandanteil bislang begrenzt
Nachhaltigkeitsziele bringen Kommunen auf Beton
Kreisverkehre aus Beton - ist das die Zukunft? Geht es nach den Herstellern solcher bislang eher exotischen Verkehrsbauwerke, lautet die Antwort "Ja". Um Auftraggeber, in den meisten Fällen die öffentliche Hand, ebenfalls davon zu überzeugen, wird vor allem die Eigenschaft der Nachhaltigkeit, welche derzeit in deutschen Amtsstuben oberste Priorität genießt, angeführt.
In Süddeutschland scheinen die Argumente für den unkonventionellen Betonbau schon länger zu überzeugen. Bereits im Jahr 2010 nahm Werneck in Unterfranken als erste Gemeinde in Bayern eine Kreisverkehrsanlage aus Beton in Betrieb. Inzwischen gibt es bundesweit mehr als 60 Betonkreisel, allein 14 im Landkreis Böblingen in Baden-Württemberg.
Kreisverkehre durch Radial- und Bremskräfte stark belastet
Andreas Klein ist Leiter des Straßenbauamtes im Landratsamt Böblingen. Für ihn überwiegen die Vorteile durch den Betoneinsatz anstelle von Asphalt oder Pflastersteinen: "Zwar sind die Baukosten bei der Betonbauweise im Schnitt um fünf bis 15 Prozent höher als bei Asphalt. Allerdings ist die Nutzungsdauer mit 40 bis 50 Jahren deutlich länger und gleichzeitig der Unterhaltungsaufwand geringer", betont Klein.
Komplexer Verbundbau aus Beton und Asphalt
Für den wie im Landkreis Böblingen vollzogenen Bau von Kreisverkehren aus Beton wird zunächst auch Asphalt benötigt. Dieser dient als Tragschicht und Unterlage für die Betonarbeiten. Darauf werden Dübel und Anker verlegt. Schließlich wird im Handeinbau eine circa 30 Zentimeter dicke Betondecke hergestellt. Für den durchaus komplexen Verbundbau sind Geometrie und Abmessungen der Kreissegmente, die Fugenart und Fugenanzahl sowie die Bewehrung und die Baustoffe genau aufeinander abzustimmen.
Reißneigung der Fahrbahn dank Glasfaserbeton stark reduziert
Der Ring des Kreisverkehrs wurde hier ausschließlich aus Glasfaserbeton hergestellt. "Mit diesem Spezialbeton können Risse im jungen Beton weitgehend vermieden werden", erklärt Siegfried Riffel, Projektmanager Infrastruktur vom Baustoffzulieferer HeidelbergCement. Glasfasern haben eine vergleichbare Zugfestigkeit wie Stahl und können somit Spannungen, bedingt durch Temperatur, Schwinden und Zwang sicher aufnehmen.
Anders als bei Baustahlmatten sind die Fasern über den gesamten Bauteilquerschnitt in der statisch erforderlichen Menge verteilt. Dadurch können die auftretenden Spannungen schon zu einem frühen Zeitpunkt aufgenommen werden, was die Reißneigung des Betons enorm reduziert.
Kreisverkehr aus Glasfaserbeton noch nicht serienreif
Trotz der beschriebenen positiven Eigenschaften des Baustoffs Glasfaserbeton scheinen die Einsatzbereiche derzeit noch begrenzt. Der Grund dafür liegt in den Vorgaben der entsprechenden Regelwerke, darunter die TL Beton-StB. Letztere sieht einen Sandanteil von maximal 30 Prozent vor, was im geschilderten Beispiel nicht ausgereicht hätte, um eine geschlossene Betonoberfläche ohne Lunker und Poren für einen griffigen Besenstrich zu erhalten.