Lausitz: Von der Bergbauregion zum Zentrum der Bauforschung?
# 27.05.2022
TU Dresden mit Konzept für neue Forschungseinrichtung im Ansiedlungswettbewerb vertreten. Initiatoren streben Innovationen zum nachhaltigen Bauen an. Entscheidung fällt im Sommer
Großforschungszentren in ehemaligem Braunkohlerevier beschlossene Sache
Auf dem Gebiet des mitteldeutschen Braunkohlereviers, welches sich über die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen erstreckt, sollen in naher Zukunft zwei neue Großforschungszentren entstehen.
Die Ansiedlungen sind als Strukturmaßnahme gedacht, um den betroffenen Regionen auch nach dem beschlossenen Kohleausstieg eine wirtschaftliche Perspektive zu bieten.
Aus rund 100 eingereichten Entwürfen wurden sechs Projekte im Rahmen eines themenoffenen Wettbewerbs des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), des Freistaates Sachsen und des Landes Sachsen-Anhalt für die Konzeptphase ausgewählt. Bis zum Sommer 2022 sollen zwei Siegerprojekte ausgewählt werden, wovon eines in der Braunkohleregion im mitteldeutschen Revier und eines in der Oberlausitz angesiedelt werden wird.
Baubranche wirbt für LAB-Konzept der TU Dresden
Die Technische Universität Dresden ist mit dem Konzept für ein Bauforschungszentrum in der engeren Wahl. Führende Einrichtungen des Bauwesens, darunter die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM) und das Deutsche Institut für Bautechnik (DIBt), sprechen sich dafür aus, dass das "LAB – Lausitz Art of Building" am Ende tatsächlich Realität wird.
BAM und DIBt wollen Anbindung an Großforschungszentrum
"Für die Umgestaltung des Bausektors im Sinne der Nachhaltigkeit sind erhebliche Anstrengungen im Bereich der Forschung und der technologischen Entwicklung erforderlich, welche die aktuellen Rahmenbedingungen der nationalen und europäischen Forschungsförderung deutlich überschreiten", sagt BAM-Präsident Ulrich Panne.
LAB-Initiatoren: Bauforschung in Deutschland bislang stark unterfinanziert
Ziel der Initiatoren des LAB um Manfred Curbach, Professor für Massivbau an der TU Dresden, ist es, klimaneutrale und ressourceneffiziente Siedlungsstrukturen, Bauwerke und Bauteile zu schaffen. "Dabei ist es wichtig zu betonen, dass es nicht eine Lösung für alles geben wird, sondern eine Vielzahl von aufeinander abgestimmten Lösungen bei jeweils optimaler Ausnutzung der lokal vorhandenen Materialien und unter Berücksichtigung der jeweiligen Randbedingungen", erklärt Curbach.
Massivbau-Professor strebt wegweisende Innovationen über das Bauwesen hinaus an
Die bisherigen Nachweise zu Tragsicherheit, Gebrauchstauglichkeit und Dauerhaftigkeit seien durch den Nachweis der Klimaverträglichkeit zu ergänzen. Alle Phasen des Bauens und Nutzens seien zu analysieren, anzupassen oder neu zu entwickeln. "Die hierzu benötigten Fachgebiete gehen weit über die traditionell im Bauwesen angesiedelten Fächer hinaus", so Curbach.
Forschungseinrichtung mit 1.500 Arbeitsplätzen und 170 Millionen Euro Jahresetat
In dem beschriebenen Großforschungszentrums sollen – so die Vorstellung der Initiatoren – mit einem jährlichen Etat von bis zu 170 Millionen Euro circa 1.500 Menschen arbeiten. Ein großer Teil dieser Arbeitsplätze sei unmittelbar für die Menschen in der Lausitz geeignet.
Darüber hinaus hofft man auf eine große Zahl weiterer Arbeitsplätze infolge von Ausgründungen und Schaffung neuer Niederlassungen bestehender Unternehmen um das LAB herum. Durch die Notwendigkeit, die neu entstehenden Materialien, Konstruktionen, Herstellverfahren etc. auch bauaufsichtlich zu begleiten und zu genehmigen, würden weitere Arbeitsplätze in den zuständigen und vor Ort angesiedelten Behörden entstehen.
QUELLEN UND VERWEISE:
Die Idee des LAB – Lausitz Art of BuildingBrandenburg: Baustoffrecycling statt Braunkohleabbau
Wiederverwendung von tragenden Bauteilen: Wie Holz-, Stahl- und Betonelemente zirkulär genutzt werden können