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Lehmmauerwerk für nachhaltigen Wohnungsbau interessant

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 29. Aug. 2019
Kategorie:

# 03.09.2019

Mineralischer Baustoff Gegenstand intensiver Materialforschung. Integration in Mauerwerksnorm angestrebt. Vorstudien bescheinigen vergleichbare Eigenschaften zu konventionellen Baumaterialien

Bauen mit Lehm begann vor 9.000 Jahren

Die Eigenschaften von Lehmmauerwerk werden derzeit genau erforscht. Foto: BAM (FB Ingenieurbau)
Die Eigenschaften von Lehmmauerwerk werden derzeit genau erforscht. Foto: BAM (FB Ingenieurbau)

Schon vor über 9.000 Jahren hat der Mensch mit Lehm gebaut. Somit stellt der mineralische Baustoff nach Holz das älteste Baumaterial überhaupt dar. Bis heute lebt etwa ein Drittel der Weltbevölkerung in Häusern aus Lehm.

Angesichts der Bemühungen um ein ökologischeres Bauen hierzulande rückt das Bauen mit Lehm wieder verstärkt in den Fokus. Im Rahmen eines neuen Projektes erforscht die Bundesanstalt für Materialforschung und Materialprüfung (BAM) die Nutzung von Lehmmauerwerk für den nachhaltigen Wohnungsbau.

Gefördert wird das Vorhaben, an dem auch die Technische Universität Darmstadt und die ZRS Ingenieure GmbH beteiligt sind, fachlich und finanziell von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU).


Gebäude aus Lehm: Nachhaltigkeit kombiniert mit Schall- und Brandschutz

"Gerade Lehm bietet als natürliches Baumaterial zahlreiche Vorteile", sagt Marc Thiele, Projektleiter aus dem Fachbereich Ingenieurbau der BAM. So benötige Lehm mit den geringsten Primärenergiebedarf, sei fast überall verfügbar und könne zu 100 Prozent recycelt werden. Aufgrund seiner hohen Masse biete er auch sehr gute Schallschutzeigenschaften und sei außerdem nicht brennbar, so Thiele.

Ziel der aktuellen Forschung ist es laut BAM, das Tragverhalten von Lehmmauerwerk im Hinblick auf Versagensmechanismen zu untersuchen, um eine Bemessung nach der allgemeingültigen Mauerwerksnorm DIN EN 1996/NA zu ermöglichen.


Normierung von diversen Lehmprodukten angestrebt

Intensive Forschungsarbeit zum Lehmbau, unter anderem im eigenen Haus, habe bereits 2013 in Deutschland zur Einführung der Produktnormen für Lehmsteine, Lehmmauermörtel und Lehmputze sowie für Lehmplatten im Jahr 2018 geführt.


Tragverhalten von Lehmmauerwerk mit konventionellen Bauweisen vergleichbar

Um die genannten Ziele zu erreichen, sollen die bereits umfangreich erarbeiteten Kenntnisse zum Tragverhalten von Lehmmauerwerk erweitert werden, sodass eine vereinfachte Bemessung von Lehmmauerwerk - analog zur konventionellen Mauerwerks-Bemessungsnorm DIN EN 1996/NA - möglich ist.

Vorstudien hätten gezeigt, dass Tragverhalten und Tragfähigkeit von Lehmmauerwerk mit konventionellem Mauerwerk vergleichbar sind, heißt es von Seiten der Forscher. Heute am Markt erhältliche, werksmäßig hergestellte Lehmsteine und Mörtel lägen demnach qualitativ im Bereich handelsüblicher, konventioneller Mauersteine und Mauermörtel.


Eingehende Erforschung der Materialeigenschaften

Im Rahmen des geplanten Vorhabens werden die vorhandenen experimentellen Untersuchungen an den Baumaterialien Stein und Mörtel erweitert und umfangreiche Untersuchungen an Bauelementen durchgeführt. Aufbauend auf den Ergebnissen sollen die folgenden Baustoffeigenschaften samt statistischer Kennwerte ermittelt werden:

  • Festigkeit
  • Elastizitätsmodul
  • Verformungseigenschaften
Anhand dieser Eigenschaften könnte das erforderliche Zuverlässigkeitsniveau kalibriert und somit eine Integration in das Sicherheitsformat der aktuellen Mauerwerksnormung erfolgen.


Die Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM)

ist eine Bundesoberbehörde im Geschäftsbereich des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie. Sie erforscht Substanzen, Werkstoffe, Bauteile, Komponenten und Anlagen sowie natürliche und technische Systeme von volkswirtschaftlicher Dimension und gesellschaftlicher Relevanz und prüft und bewertet diese auf sicheren Umgang oder Betrieb.


Die Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

hat seit ihrer Gründung 1990 bislang über 9.700 modellhafte, die Umwelt entlastende und innovative Projekte mit über 1,76 Milliarden Euro in Umwelttechnik, -forschung, -kommunikation, Natur- und Kulturgüterschutz gefördert.



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