Luftdichtheit von Gebäuden: Verfahren und Systeme benötigen Fachwissen
Luftdichtheit ein entscheidender Faktor für Nachhaltigkeit von Gebäuden
Vor dem Hintergrund der neuen Bundesförderung für klimafreundlichen Neubau (KFN), hatte der Präsident der Bundesingenieurkammer, Heinrich Bökamp, im Gespräch mit bauingenieur24 eine einfachere Bewertung der Gebäudenachhaltigkeit durch Bauingenieure angeregt.
Dieser Vorschlag ist bei ausgewiesenen Energie- und Gebäudeexperten auf Kritik gestoßen. So könne nicht pauschal allen Ingenieur:innen die Fähigkeit einer ganzheitlichen Bewertung bzw. Betrachtung des gesamten Lebenszyklus‘ eines Gebäudes zugeschrieben werden, heißt es aus Fachkreisen. Ähnlich wie beim Brandschutz, brauche es entsprechende Aus- bzw. Weiterbildungen für eine solche Tätigkeit. Alle Beteiligten sind sich gleichwohl darüber einig, dass die aktuelle Nachweisführung zu kompliziert ist.
Einer der wesentlichen Faktoren für die Nachhaltigkeit von Gebäuden wird im Rahmen einer internationalen Fachveranstaltung in Hannover detailliert beleuchtet. Auf dem diesjährigen Buildair-Symposium, das 13. seiner Art, dreht sich Anfang Juni dabei alles um die Luftdichtheit von Gebäuden und den jeweils eingebauten Lüftungssystemen.
Wissenstransfer zu Luftdichtheitsmessung und Lüftungsanlagen
Im vorgesehenen Vortragsprogramm soll es unter anderem um die Luftdichtheit von Bestandsgebäuden, die Ermittlung von Leckageströmen an Fassaden sowie die Messung von Gebäuden mit flexiblen Luftdichtheitsschichten gehen. Parallel zur Tagung ist eine Fachausstellung geplant, zu der verschiedenste Anbieter von Produkten und Dienstleistungen für die Umsetzung der Luftdichtheit von Gebäuden eingeladen sind. Organisiert wird das Branchentreffen vom Energie- und Umweltzentrum am Deister (e.u.[z.]).
Vor Ort kann man laut Veranstalter Referenten aus insgesamt acht verschiedenen Ländern hören. Hauptthema des ersten Tages soll die Effizienz von Lüftungsanlagen sein. Die Vorträge beschäftigen sich unter anderem mit Energieverlusten an Lüftungsanlagen, mit der Volumenstrommessung an Pendellüftern unter Windeinfluss und mit der Revitalisierung historischer Lüftungssysteme.
Der zweite Tag soll ganz im Zeichen der Luftdichtheitsmessung stehen. Der Begriff meint die Durchführung eines sogenannten Differenzdrucktestes, auch Blower-Door-Test genannt, um zu bestimmen, ob die Gebäudehülle einwandfrei erstellt wurde (Neubau) oder aber die bestehende Hülle noch luftdicht ist (Bestandsgebäude bzw. Altbau). Die Blower-Door-Messung empfiehlt sich speziell zur Qualitätssicherung während der Bauphase, als Schlussmessung nach Beendigung des Bauprozesses, vor Ablauf der Gewährleistung sowie (in Bestandgebäuden) vor der Sanierung oder zur Schadensanalyse.
Sonderfall Recycling-Betonhalle wird betrachtet
Konkret stehen Vorträge über die Luftstromregelung für bezahlbare und nachhaltige Gebäude sowie über eine neue Technologie-Kombination zur Detektion von Leckagen an Fassaden auf dem Programm. Weiter will man über Vorschläge zur Überarbeitung der ISO 9972 diskutieren. Hinzu kommen Vorträge zu Messungen an besonderen Gebäuden. Zum einen geht es dabei um Zonenmessungen und zum anderen um Messungen sehr dichter Gebäude. Eines der betrachteten Beispiele werde eine Betonhalle zur Kohlendioxid-Speicherung in Recycling-Beton sein, so die Programmmacher.