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Mögliche Wiederverwendung: Windkraftanlage aus Holz wird verklebt, nicht verschraubt

Verfasst von: Redaktion
Veröffentlicht am: 19. März 2024

Hölzerner Windkraftanlagenturm misst 105 Meter

Der weltweit erste Holzturm für eine kommerzielle Windkraftanlage wurde in Schweden errichtet. Die Einweihung des sogenannten »Wind of Change Towers« fand am 4. März 2024 statt. Mit 105 Metern ist es der bislang höchste hölzerne Windkraftanlagenturm überhaupt weltweit. Inklusive der Windturbine erreicht der Turm eine Gesamthöhe von 150 Metern.

Holzturm
Die für den Bau des höchsten Holzturms einer Windkraftanlage verwendeten 14 Meter langen Viertelschalen bestehen aus miteinander verklebten Furnierschichtholzplatten. Fraunhofer WKI / Malte Mérono

Im Vergleich zu konventionellen Windkraftanlagen aus Beton oder Stahl ermöglicht die angewandte Holzbauweise nach Aussage der Beteiligten CO2-Einsparungen von bis zu 90 Prozent. Da Holz bezogen auf das Eigengewicht auch eine höhere spezifische Festigkeit als Stahl aufweist, böten sich zudem Möglichkeiten für leichtere Konstruktionen, was unter anderem helfen würde, Transportenergie einzusparen. Anders als bei hohen Stahltürmen entfällt auch die Notwendigkeit einer Verstärkung.

Module aus Furnierschichtholzplatten ohne Schrauben und Bolzen verklebt

Der Holzturm besteht aus vorgefertigten Modulen, die wiederum aus miteinander verklebten Furnierschichtholzplatten (Laminated Veneer Lumber, LVL) gefertigt sind. Die bis zu 14 Meter langen Viertelschalen konnten mit üblichen Lastwagen auf die Baustelle transportiert werden.

Auf der Baustelle wurden vier sich verjüngende Viertelschalen miteinander verklebt. Anschließend wurden die einzelnen Sektionen aufeinandergesetzt und mit Stahlblechen verbunden. Die Wartung zahlreicher Schrauben und Bolzen entfällt. Durch die modulare Bauweise ist der Holzturm in der Höhe nicht begrenzt. So könnten Höhen mit intensiveren Luftströmungen erreicht und zusätzliche Standorte für die Windenergieerzeugung nutzbar gemacht werden.

"Für die Umsetzung des Konzepts ist das Kleben der Module auf der Baustelle unabdingbar. Dies erfordert ein hohes Maß an Know-how, Vorbereitung sowie Eigenkontrolle", erklärt Malte Mérono vom Fraunhofer-Institut für Holzforschung "Wilhelm-Klauditz", kurz Fraunhofer WKI. "Unsere Mitarbeiter haben den Windradhersteller Modvion AB in klebtechnischen Fragen begleitet. Außerdem haben wir die Klebungen auf der Baustelle begutachtet."

Turmbauteile nach der Nutzungsphase wiederverwendbar

Nach der Nutzungsphase, die von Modvion AB auf 25 bis 30 Jahre geschätzt wird, könnten die Türme demontiert und die Komponenten für weitere Anwendungen getrennt werden. Die Turmwand könnte dann beispielsweise als hochbelastbarer Träger für die Bauindustrie verwendet werden.

"Wir möchten die Zusammenarbeit mit Modvion AB gern fortsetzen und sie unter anderem dabei unterstützen, bis 2025 einen neuen Turm zu errichten. Das Konzept hat ein großes Potenzial für die Energiewende in Deutschland", sagt Mérono. Die Ergebnisse der Zusammenarbeit will das Fraunhofer WKI gemeinsam mit Modvion AB auf dem Internationalen Holzbau-Forum vom 4. bis 6. Dezember 2024 in Innsbruck präsentieren.

Das Fraunhofer WKI

beschäftigt sich seit 75 Jahren mit der Nachhaltigkeit durch die Nutzung nachwachsender Rohstoffe. Das Institut mit Standorten in Braunschweig, Hannover und Wolfsburg ist spezialisiert auf

  • Verfahrenstechnik
  • Naturfaser-Verbundkunststoffe
  • Bindemittel und Beschichtungen
  • Holz- und Emissionsschutz
  • Qualitätssicherung von Holzprodukten
  • Werkstoff- und Produktprüfungen
  • Recyclingverfahren
  • den Einsatz von organischen Baustoffen und Holz im Bau

Nahezu alle Verfahren und Werkstoffe, die aus der Forschungstätigkeit hervorgehen, werden nach eigenen Angaben industriell genutzt.