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Nachgefragt bei: Jonas Bremer

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 13. März 2019

# 27.03.2019

Jonas Bremer, Bachelor-Student im Bauingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) - Jeder Bauingenieur tickt anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Jonas Bremer (23) ...

Jonas Bremer studiert im 9. Semester Bauingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Foto: privat
Jonas Bremer studiert im 9. Semester Bauingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Foto: privat

...studiert im neunten Semester Bauingenieurwesen am Karlsruher Institut für Technologie (KIT), der größten deutschen Forschungseinrichtung.

An der Universität arbeitet er als wissenschaftliche Hilfskraft am Institut für Verkehrswesen (IfV) und engagiert sich in der Fachschaft, welche vom 29.05. bis 02.06.2019 Gastgeber der 93. Baufachschaften-Konferenz (BauFak) ist.

Bremer organisiert einen regelmäßig stattfindenden CAD-Kurs, kümmert sich um den Verleih des Inventars und schreibt die Protokolle bei den Sitzungen. Er saß fünf Semester lang als studentisches Mitglied im Prüfungsausschuss Bachelor.


Herr Bremer, warum haben Sie sich allgemein für ein Studium im Bereich Bauingenieurwesen und speziell das KIT entschieden?

Nach dem Abitur und einem Freiwilligen Sozialen Jahr war für mich klar: Ich möchte in den Bereich Straßenwesen oder Verkehrswesen gehen. Das KIT bietet den Masterstudiengang "Mobilität und Infrastruktur" an, der mich sehr ansprach.

Der dazugehörige Bachelorstudiengang "Bauingenieurwesen" schien auch interessant und damit stand fest, dass ich Bauingenieurwesen am KIT studiere.


Welche Besonderheiten der Lehre bzw. Ausbildung sind an Ihrer Einrichtung erwähnenswert?

Durch die breite Grundlagenausbildung im Bachelor schnuppert man in alle Bereiche des Bauingenieurwesens rein und kann sich gut orientieren, was man dann im Masterstudium vertiefen möchte.

Der Master ist wiederum nötig, da der Bachelorabschluss alleine durch die fehlende Spezialisierung nicht berufsqualifizierend ist. Aus diesem Grund bekommt jeder Bachelorabsolvent bei uns einen Platz im Master garantiert.


Wie erleben Sie aktuell Ihren studentischen Alltag?

Das Jonglieren von Vorlesungen, Lernen, Arbeiten, Freunden, Erholung, verschiedenen ehrenamtlichen Engagements usw. kann eine ganz schöne Herausforderung sein, gerade zu Beginn des Studiums.

Ich genieße aber auch sehr die Freiheit, welche die Studienzeit mit sich bringt. Es gibt bei uns keine Pflichtveranstaltungen und kaum verpflichtende Prüfungsvorleistungen. Da ist die Versuchung oft groß, mal einen Tag lang nichts für die Uni zu tun. Ständig am Ball zu bleiben musste ich auch erst lernen.

Bei uns absolvieren die Wenigsten ihren Bachelorabschluss in der Regelstudienzeit. Ein Auslandssemester, ein längeres Praktikum oder ehrenamtliches Engagement sind vielen Leuten wichtiger als der schnelle Abschluss.


Wie sieht die Beziehung zwischen Studierenden und Lehrenden am KIT aus?

Das kommt stark auf die Persönlichkeiten bzw. den Willen der Lehrenden und der Studierenden an. In der Vorlesung mit 250 Leuten ist die Distanz natürlich groß, in der Sprechstunde aber ist die Atmosphäre schon eine ganz andere.

Wenn man zum Beispiel HiWi (wissenschaftliche Hilfskraft, Anm. d. Red.) in einem Institut ist oder als studentisches Mitglied in Gremien mitarbeitet, lernt man die Leute natürlich noch mal ganz anders kennen.


Wie arbeitet Ihre Einrichtung mit Partnern aus Wissenschaft und Wirtschaft zusammen?

Das Institut für Verkehrswesen, an welchem ich als wissenschaftliche Hilfskraft angestellt bin, arbeitet mit einer Vielzahl an Projektpartnern aus Wissenschaft und freier Wirtschaft zusammen.

Für das Projekt DiamANT – Dialog für automatisierte, vernetzte und elektrische Mobilität - erforschen wir die Akzeptanz in der Bevölkerung für den Einsatz autonom fahrender Kleinbuslinien und wie sich diese mit der Zeit entwickelt. Ich persönlich werte für das Projekt Fragebögen aus, mit denen wir diese Akzeptanz untersuchen.

Die Universität Stuttgart präsentiert die technischen Aspekte eines automatisierten Fahrbetriebs. Weitere Projektpartner sind unter anderem die Städte Stuttgart und Ludwigsburg, die Technische Akademie Schwäbisch Gmünd e.V., der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen e.V. und die EvoBus GmbH.

Das Projekt regiomove erstellt ein multimodales Mobilitätskonzept für die Region Karlsruhe. Partner sind hier unter anderem die Hochschule Karlsruhe, der Regionalverband Mittlerer Oberrhein, die Städte Karlsruhe und Rastatt, die PTV Group und stadtmobil Karlsruhe. Das IfV entwickelt für das Projekt ein mikroskopisches, agentenbasiertes Verkehrsnachfragemodell.


Wie können sich Studierende aktiv in die Ausgestaltung der eigenen Ausbildung einbringen?

Das geht auf vielfältige Art durch Engagement in der Fachschaft, wo ich mich selbst auch einbringe. Die Fachschaft entsendet studentische Mitglieder in alle Gremien, wo Angelegenheiten der Lehre besprochen und entschieden werden. Zudem führen wir oft direkte Gespräche mit Professoren und Übungsleitern und äußern Kritik bzw. Verbesserungsvorschläge.

Zur Besprechung von größeren hochschulpolitischen Themen treffen zweimal im Jahr Vertreter aus allen Bauingenieur-Fachschaften im deutschsprachigen Raum zur Bau-Fachschaften-Konferenz, kurz BauFak, zusammen. Die BauFak versendet z.B. Positionspapiere zu hochschulpolitischen Themen an die Kultusministerien.

Dieses Sommersemester wird die BauFak bei uns am KIT stattfinden. Wir sind schon seit Monaten fleißig am vorbereiten und freuen uns riesig.


Welchen Wunsch haben Sie an die Bildungspolitik?

Die meisten Studenten kommen aus vergleichbaren bzw. ähnlichen Verhältnissen: Mittelschicht, bildungsnah und schon von klein auf gut gefördert. Leute aus den unteren gesellschaftlichen Schichten bleiben den Hochschulen leider oft fern.

Ich würde mir wünschen, die Bildungspolitik würde mehr Anstrengungen unternehmen, dass auch diese Menschen vermehrt studieren. Ich fordere nicht: Alle sollen studieren. Allerdings ist die Studienfinanzierung ein wichtiges Thema.

Bisher erhält man Bafög nur bis zum Ende der Regelstudienzeit, danach endet die staatliche Förderung. Diese Studiendauer ist bei uns einfach nicht realistisch, die meisten brauchen ein oder zwei Semester mehr, sind in dieser Zeit aber finanziell auf sich allein gestellt. Eine Orientierung der Ausbildungsförderung zum Beispiel an der Medianstudiendauer des Studiengangs wäre fairer.

Die kommende BauFak am KIT wird sich konkret unter anderem mit den Themen "Digitale Lehre", "Zugriff auf wissenschaftliche Publikationen" und "Veranstaltungen für Studierende" beschäftigen.


Wie stellen Sie sich Ihre persönliche berufliche Zukunft vor?

Ich werde gegen Ende des Jahres den Bachelorabschluss machen. Ob ich direkt im Anschluss mit dem Master beginne oder dazwischen ein Semester pausiere, steht noch nicht fest.

Im späteren Beruf wünsche ich mir langfristig eine gute Vereinbarkeit von Privatleben und Beruf. Das sehen wir aber dann, wenn es soweit ist.