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Nachgefragt bei: Jürgen Feix

Verfasst von: Fabian Hesse
Veröffentlicht am: 13. Juni 2017

# 25.07.2017

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Feix von der Universität Innsbruck - Jeder Bauingenieur tickt in seiner beruflichen Praxis anders. Arbeitsabläufe und Planungen gestalten sich, je nachdem, worauf der Einzelne Wert legt, unterschiedlich. Um den individuellen Eigenschaften erfolgreicher Ingenieure auf die Spur zu kommen und ihre Tipps und Hinweise für den Beruf für alle nutzbar zu machen, heißt es bei bauingenieur24 einmal im Monat "Nachgefragt bei ...". Bauingenieure und Experten ihres Faches liefern dabei im Interview aufschlussreiche Antworten zu unseren Fragen.

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Feix ...

Prof. Dr.-Ing. Jürgen Feix ist Hochschullehrer für Massivbau und Brückenbau sowie Gesellschafter des eigenen Ingenieurbüros. Foto: Universität Innsbruck
Prof. Dr.-Ing. Jürgen Feix ist Hochschullehrer für Massivbau und Brückenbau sowie Gesellschafter des eigenen Ingenieurbüros. Foto: Universität Innsbruck

... ist Universitätsprofessor für Massivbau und Brückenbau an der Universität Innsbruck. Darüber hinaus ist er Mitgesellschafter eines Ingenieurbüros, das Beratungsleistungen, Planungen, Gutachten und statische Prüfungen im Bereich Tragwerksplanung erbringt.

Durch seine Tätigkeit an der Schnittstelle zwischen Forschung und Praxis versucht Feix neue innovative Verfahren in die praktische Anwendung zu überführen.

Das von ihm entwickelte Konzept zur Verstärkung von Betonbrücken mit Verbundankerschrauben wurde mit dem 1. Preis des Bayerischen Ingenieurepreises 2017 ausgezeichnet.


Herr Feix, was fordert Sie aktuell besonders in Ihrem Job?

Es gibt zurzeit mehrere große Herausforderungen, die den Beruf des Ingenieurs betreffen. Zum einen ist dies die immer stärkere Zunahme der Planungsgeschwindigkeit. Während früher weit vor Baubeginn wesentliche Teile der Planung erbracht waren, wird heute meist baubegleitend geplant.

Dies führt dazu, dass bereits kleinste Ablaufstörungen zu großen materiellen Konsequenzen führen können, wodurch der Druck auf alle Beteiligten teilweise enorm wird und nicht allzu selten auch Qualität, Termine und Kosten nicht gehalten werden.

Zum zweiten steht die ganze Baubranche vor einem sich abzeichnenden Nachwuchsproblem. Dies gilt allein schon quantitativ, aber noch verstärkt in Hinblick auf die Gewinnung von Spitzenkräften für unseren Beruf.

Die Ursachen hierfür sind mannigfaltig. Für die jungen Menschen nimmt der Beruf nicht mehr die prioritäre Bedeutung ein, wie dies früher der Fall war. Damit wird es für die Berufsbilder, wie die des planenden Ingenieurs, wegen der oben angeführten Randbedingungen schwerer, Nachwuchs zu gewinnen. Erschwerend kommt hinzu, dass das durchschnittliche Einkommen für Bauingenieure im Vergleich zu anderen technischen Berufen geringer ausfällt.

Im täglichen Geschäft fordert uns gerade die fortschreitende Digitalisierung. So gibt es z.B. beim Schlagwort BIM große Differenzen zwischen der politischen Erwartungshaltung einer möglichst sofortigen, vollumfänglichen Umsetzung und der tatsächlichen Leistungsfähigkeit der zur Verfügung stehenden Soft- und Hardware.


Wie lange sind Sie schon in der Branche tätig und warum?

Nach dem Abschluss meines Studiums 1986 an der TU München war ich zunächst im Konstruktionsbüro eines großen Bauunternehmens tätig. Danach kehrte ich zur Promotion an die Hochschule zurück und bin schließlich seit 1993 als Beratender Ingenieur im Bereich Tragwerksplanung tätig. Später erfolgten die Ernennung zum Prüfingenieur und die Berufung als Professor für Massivbau und Brückenbau.

Die Motivation Bauingenieur zu werden, war für mich die unglaubliche Breite der möglichen Tätigkeiten, die dieses Berufsbild bietet. Von der sehr praxisnahen Tätigkeit als Ausschreiber oder Bauleiter bis hin zu sehr theoretischen Tätigkeitsfeldern in Forschung und Entwicklung zeigt dieser Beruf wie kaum ein anderer viele mögliche Facetten.

Darüber hinaus war und ist für mich bis heute bei diesem Beruf faszinierend, dass man an der Entstehung von Bauwerken beteiligt ist, die für viele Jahre unser Lebensumfeld prägen und oft – gerade wenn wir an die gebaute Infrastruktur denken – Grundlage unserer gesellschaftlichen Entwicklungen sind.


Wie können sich Unternehmen der Baubranche heute den Nachwuchs von morgen sichern?

Ich glaube, wir müssen hier auf verschiedenen Ebenen agieren. So muss die gesamte Baubranche versuchen, die positiven Aspekte des Berufes des Bauingenieurs in die breite Öffentlichkeit zu tragen und vor allem den Nutzen betonen und jungen Menschen bereits in der Schule näher bringen.

Dazu gehört auch, die gesellschaftliche Wertschätzung dieses Berufes zu fördern. Ohne gebaute Infrastruktur gibt es keinen Wohlstand, ohne Bauingenieure sind viele umweltrelevante Fragen, wie z.B. alternative Energiegewinnung, nicht denkbar.

Viel zu wenige kennen diese Zusammenhänge und verbinden mit dem Bauen eher negative Assoziationen wie Kostenüberschreitungen, Terminverzüge oder letztlich sogar Umweltzerstörung.

Für die einzelnen Unternehmen wird die Suche nach den besten Köpfen ebenfalls viel früher als bisher üblich beginnen. Unser Büro z.B. arbeitet ständig mit Studenten, bereits in frühen Semestern. Für beide Seiten bietet dieser zeitige Kontakt die Möglichkeit sich frühzeitig kennen zu lernen. Oft führt dies dann auch zur Übernahme in ein festes Arbeitsverhältnis.


Auf wen hören Sie beruflich?

Natürlich ist es wichtig, mit befreundeten Kollegen über fachliche und wirtschaftliche Fragen und Weichenstellungen diskutieren zu können. Es kann aber auch sehr hilfreich sein, wenn es nicht um rein fachliche Themen geht, sich mit Freunden aus völlig anderen beruflichen Feldern zu unterhalten.

Sie sehen viele Dinge von einer völlig anderen Warte und können somit oft wertvolle Anregungen geben, auf die man selbst oder in der Diskussion mit Berufskollegen nicht gekommen wäre.


In welche Technik investieren Sie?

Als Ingenieurunternehmen ist man aus meiner Sicht heute in der Pflicht, permanent in die EDV-Ausstattung zu investieren. Es handelt sich dabei um einen fast schon kontinuierlichen Investitionsprozess in Soft- und Hardware.

Derzeit diskutieren wir über die Anschaffung eines Videokonferenzsystems, das uns die eine oder andere Geschäftsreise ersparen könnte.


Welchen Wunsch haben Sie an die Politik?

Wie inzwischen allgemein bekannt sein dürfte, läuft eine Klage der EU gegen die in Deutschland geltende Honorarordnung der Architekten und Ingenieure (HOAI), weil diese als wettbewerbsbehindernd angesehen wird.

Mit dem Fall der HOAI würden aber nicht nur die Regeln der Honorierung sondern auch sämtliche Leistungsbeschreibungen, die die vom Planer zu erbringenden Leistungen definieren, nicht mehr bindend sein. Die Folgen wären schwerwiegende Probleme in der Projektabwicklung und große Unsicherheiten für alle am Bau Beteiligten.

Gerade bei einer mittelständisch geprägten Bürostruktur, wie wir sie in Deutschland haben, sind die bindenden Regelungen der HOAI unverzichtbar. Ich würde mir wünschen, dass die deutsche Politik hier intensiver auf den Erhalt der HOAI drängen würde.


Wie sieht Ihre individuelle Weiterbildung aus?

Als Hochschullehrer bringen die wissenschaftliche Tätigkeit sowie die Mitarbeit in Gremien, wie z.B. im Normungsprozess, es mit sich, dass man sich selbst permanent fachlich weiterbildet.

Darüber hinaus sollte man aber auch die sogenannten Soft Skills nicht vergessen. Die Ingenieurekammer, Verbände aber auch Universitäten bieten hierzu inzwischen verschiedene Fortbildungskonzepte an, die ich regelmäßig nutze.


Welchen Ausgleich haben Sie zum Beruf?

Es ist sehr wichtig sich vom Beruf nicht komplett vereinnahmen zu lassen. Nach meiner eigenen Erfahrung helfen sowohl kleine Fluchten, wie z.B. sportliche Betätigungen, als auch längere Auszeiten, von Kurzurlauben über größere Reisen, um wieder den notwendigen Abstand zu gewinnen.

Was ich hierbei lernen musste, ist, dass es notwendig ist, sich hierfür feste Zeitfenster zu blockieren. Ohne diese festen Zeitfenster bleibt der außerberufliche Ausgleich nämlich allzu oft auf der Strecke.